"Ich bin Botschafter der fränkischen Ess- und Trinkkultur“, sagt der gelernte Metzger und Gastwirt des Hambacher Dorfwirtshauses, Ansgar Zänglein.
Als „Foodwalker“, also als Essenswanderer, ist Ansgar weltweit unterwegs. Jüngst war er auf Hawaii, jener Inselgruppe im Pazifischen Ozean, die seit 1959 der 50. Bundesstaat der Vereinigten Staaten ist. Auf einem frisch gehobelten Brett präsentierte Ansgar unter Palmen eine Original Schweinfurter Schlachtschüssel für 15 Gäste.
Dass es kein Bier auf Hawaii gab, das war in grauer Vorzeit. Jetzt ist dort auch die Schlachtschüssel vom Brett bekannt, und am Strand hat der „Foodwalker“, wie sich Ansgar selbst nennt, die fränkische Fahne in den Sand gesteckt.
„Wenn ich gebraucht werde, bin ich da“, meint der Ansgar im Gespräch mit dieser Redaktion. Gerufen hatte ihn Richard E. Nagi, der Mann einer US-Soldatin, die in Schweinfurt stationiert war. Das Paar wohnte damals in Hambach. Der gelernte Schreiner Richard arbeitete in der Großindustrie und war Stammgast im Dorfwirtshaus.

Viele seiner heute weltweit verstreut lebenden Freunde kennt der Ansgar aus seiner Wirtschaft – aus deren Zeit bei der Army. Und auf Reisen geht Ansgar häufig. Zum Globetrotter mit Basis Hambach wurde der Wirt vor fünf Jahren. Damals ging er im Auftrag eines Headhunters (Personalberaters) nach Zypern, um dort zu lehren, wie die fränkische Wurst grundsätzlich und die Bratwurst nach seines Opas Rezept im Besonderen gemacht wird.
Weitere Aufenthalte in den Ländern am Mittelmeer folgten, und in Dubai machte Ansgar gleich dreimal Station und zeigte, was ein fränkischer Metzger und Wirt „draufhat“. Wenn Ansgar künftig in die Welt geht, dann jedoch nicht mehr im Auftrag diverser „Kopfjäger“, sondern nur noch zu Freunden. Das nächste Ziel steht noch nicht fest. Alaska oder Missouri sind in der engeren Wahl.

Ursprünglich wollte Ansgar in Dubai eine Schachtschüssel veranstalten. Doch Schweinefleisch und das Emirat passen nicht zusammen. Da sind die Vorzeichen auf Hawaii gänzlich anders. „Die Polynesier lieben Schweinefleisch“, sagt der Ansgar.
Das hatte ihm schon der Richard gesagt, als dieser mit seinem Vater durch Deutschland tourte und einen ausgedehnten Stopp in Hambach eingelegt hatte. Wochen später machte sich der Hambacher auf die 30 Stunden dauernde Reise in den Pazifik – „die Schlachtschüssel immer im Kopf“.

14 Tage verbrachte Ansgar bei Richard – auf dem Meer, auf dem Motorrad und auf der Suche nach den Zutaten für das kulinarische Event aus dem Frankenland. Nierli, Herz und Züngli aufzutreiben war schwer. Erst der Kontakt zu dem Chef des größten Fleischmarktes auf Hawaii brachte Erfolg. Und weil der Ansgar diesem zeigte, wie die fränkische Bratwurst und auch die Leberwurst hergestellt wird, wurde das Schlachtfleisch zum Vorzugspreis geliefert. Sauerkraut gab es keines. Ansgar stellte es selbst her, auch den Apfelsahnemeerrettich. Dunkles Körnerbrot fand sich bei einem Bäcker. Zum Schluss fehlte nur ein ordentlicher Schnaps. Den gab es aber nicht. „Nur Süßes, aber das hat den Mädels geschmeckt“, so der Botschafter der fränkischen Ess- und Trinkkultur.
Die Tische samt Holzplatte fertigte Schreiner Richard. Ansgar schlupfte in die Metzgerbluse und los ging es. Nach guten zwei Stunden waren fünf Gänge aufgetragen: das Bauchfleisch, Bug und Stich, Kamm, Kopf und zuletzt die Innereien. Dazu gab es zwar nicht das Schlachtschüssellied, doch viele Schlachtschüsselsprüche – und gesungen wurde auch, das Lied vom Bier auf Hawaii.