Im über 600 kulturelle Veranstaltungen umfassenden Kalender der Stadt fällt es jedes Jahr aufs Neue schwer, zu entscheiden, was jetzt das Beste war, was am meisten in Erinnerung blieb. Beginnen wir also lieber mit einem Lob eines Außenstehenden, das die Stadt und ihre kulturelle Vielfalt, nicht nur im Jahr 2017, wohl am besten beschreibt: „Schweinfurt hat ein exzellentes Kulturangebot, ein tolles Theater, eine imposante Bibliothek, interessante Museen, eine sehr gut organisierte freie Szene.“
Das sagt Bernward Tuchmann, der mit seiner Agentur aus Münster und Berlin im Rahmen des Kulturentwicklungsplanes ein Kulturprofil erstellt, in dessen Rahmen es vor allem darum geht, die zahllosen städtischen und insbesondere aus der freien Szene stammenden Kulturangebote noch besser zu vermarkten und nach außen zu tragen.
Da gibt es ganz schön was zu schleppen, um im Bild zu bleiben. Los ging's im Frühjahr mit zwei bemerkenswerten Ausstellungen. Der KulturPackt nutzte die Gelegenheit, im Spitalseebunker auszustellen und hatte mit seiner Multivisionsausstellung „MultiM“ den richtigen Riecher – ein Volltreffer dabei die Installation über die ins Deutsche übersetzte Inaugurationsrede von US-Präsident Donald Trump. Ein selten erlebter Moment, wo einen Kunst schaudern lässt, weil die künstlerische Verpackung die nackte Wahrheit bloßstellte.
Groß gedacht
Groß, größer, Casagrande – so umschrieb die Süddeutsche Zeitung die Arbeit des Künstlers Peter Casagrande, der in der Kunsthalle für Furore sorgte. Über Ostern schuf der für seine Großformate bekannte Künstler sein größtes Werk bisher in der Großen Halle der Kunsthalle: sieben mal zehn Meter, vier Wochen lang vor Ort erstellt. Eine bemerkenswerte Ausstellung eines bemerkenswerten Künstlers. Zumal dem Team von Kunsthallen-Chefin Andrea Brandl im Herbst der nächste Coup gelang: Die bis 7. Januar zu sehende Ausstellung des Schweinfurter Künstlers Peter Wörfel „Einfach Mensch sein“ ist ein überaus würdiges Nachfolgeprojekt.
Theaterchef Christian Kreppel würde sich vielleicht wünschen, es gäbe ihn zweimal. Im Theater hatte er nicht nur eine künstlerisch hochwertige Jubiläumssaison zum 50. Geburtstag mit einer beeindruckenden Ausstellung über die vergangenen Jahrzehnte zu managen, sondern auch die in den nächsten Jahren geplante Sanierung des Hauses vorzubereiten. Dazu kommt sein Job als Kulturamtsleiter, wo er neben dem Kulturentwicklungsplan auch das Thema Kulturforum am Martin-Luther-Platz auf dem Tisch hat. Dass große Einigkeit herrscht, im neuen Stadtmuseum der Industriegeschichte einen großen Rahmen zu geben, erfreut dabei nicht nur den AKI.
2017 war auch das Jahr der Ausstellungen: Bei der „Made in SW“ im Sommer im Bunker an der blauen Leite zum Thema „Schweinfurt und seine Gartenstadt“, integriert darin der 100. Geburtstag des Bauvereins mit einer feinen Ausstellung im Haus Georg-Groha-Straße 25. Das Kulturkaufhaus des KulturPackts im Alten Gymnasium nahmen die Besucher ebenso gut an, wie die Aktivitäten im Museum Georg Schäfer: Neuhängung der Dauerausstellung, eine Ausstellung über Mies van der Rohe und bis 8. April laufend die Expressionisten-Ausstellung „Back to Paradise“.
Die zweitbeste Besucherzahl seiner 17-jährigen Geschichte verzeichnete der Schweinfurter Nachsommer im September, der in seiner neuen Heimstatt SKF-Halle 410 reüssiert. Wetterunbill machte dem 25. Honky-Tonk-Festival und der Nacht der Kultur des KulturPackts zu schaffen. Letztendlich aber gilt wieder Bernward Tuchmanns Feststellung für beide Termine: Das Angebot war so gut, dass sich die Zuschauer auch von Petrus' Launen nicht die Stimmung vermiesen ließen. Auf ein Neues in 2018!