
Im gesegneten Alter von 96 Jahren ist der ehemalige HNO-Chefarzt und langjährige Gerolzhöfer Stadtrat Dr. Simon Schicker in Kulmbach gestorben.
Schicker wurde am 27. September 1924 in Würzburg geboren. Nach dem Kriegsdienst, unter anderem an der Ostfront, und anschließender Gefangenschaft studierte er in seiner Heimatstadt Medizin. Nach dem Studium arbeitete Schicker zunächst als wissenschaftlicher Assistent am Anatomischen Institut der Universität in Würzburg und als Assistenzarzt an den Chirurgischen und Anästhesiologischen (Narkose-) Abteilungen des Juliusspitals in Würzburg.
Mikro-Chirurgie am Ohr
Danach folgte eine HNO-Facharztausbildung, ebenfalls in Würzburg. Bei seiner Ausbildung befasste sich der junge Arzt hauptsächlich mit der mikroskopischen Anatomie des menschlichen Ohres, der Mikro-Chirurgie am Ohr und der plastischen Chirurgie im Kopf- und Halsbereich. Dieser Fachbereich wurde zu seinem Spezialgebiet.
Im Jahr 1950 heiratete Schicker in Zittau seine Frau Gisela, die im Jahr 2003 verstarb. Kennengelernt hatten sich die beiden jungen Leute während ihrer Ausbildung als Medizinstudenten in Würzburg im Operationssaal. Das Ehepaar bekam die zwei Töchter Christiane und Cornelia.
HNO-Chefarzt seit 1965
Nach Gerolzhofen kam das Ehepaar Schicker im Jahr 1959, als hier eine Stelle als Facharzt für Hals-Nasen-Ohren und zugleich als Assistenzarzt in der Chirurgischen Abteilung des erweiterten Kreiskrankenhauses ausgeschrieben war. 1965 wurde Simon Schicker zum HNO-Chefarzt der Klinik ernannt. Neben Routineeingriffen (zum Beispiel Mandelentfernungen) führte er auch mikrochirurgische Eingriffe, insbesondere anspruchsvolle Operationen am Ohr, erfolgreich durch.
Enormer Einsatz
Unter Schickers Tätigkeit, die insgesamt vier Jahrzehnte von 1959 bis 1989 währte, entstand am Kreiskrankenhaus Gerolzhofen die damals in Unterfranken einzige
HNO-Hauptabteilung als ein überregional bedeutsames Zentrum für Ohr-Chirurgie mit einem ausgezeichneten Ruf, zu dem Patienten aus der gesamten Bundesrepublik und dem Ausland anreisten. In den 80-er Jahren wurden bei 40 Planbetten unter seiner Verantwortung jährlich rund 1700 HNO-Patienten operativ und jährlich rund 6000 Patienten ambulant versorgt. Zusammen mit zwei Assistenzärzten hielt er über viele Jahre ganzjährig eine HNO-Bereitschaft rund um die Uhr aufrecht.
Sein stets hoher persönlicher und vorbildlicher Einsatz während seiner gesamten Wirkungszeit habe ihm nicht nur bei seinen zahllosen Patienten, sondern über all die Jahre auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Klinik eine hohe Anerkennung und Wertschätzung als Mediziner und Mensch eingebracht, würdigt der Landkreis Schweinfurt den Verstorbenen in einem Nachruf.
Engagiert in der Kommunalpolitik
Große Verdienste um das Gemeinwohl hat sich Simon Schicker auch in seiner Eigenschaft als langjähriger Stadtrat in Gerolzhofen erworben. Er gehörte von 1978 bis 1996 der CSU-Fraktion an und war zeitweise auch deren Fraktionsvorsitzender. Von März 1990 bis 1996 war Schicker der Dritte Bürgermeister von Gerolzhofen. Nach internen Querelen in der Fraktion kandidierte er danach als CSU-Mitglied auf der Stadtratsliste der Freien Wähler und zog schließlich als Nachrücker für Elmar Zink nochmals von Mai 1998 bis 2002 in den Stadtrat ein.
Während seiner ehrenamtlichen Stadtratstätigkeit war er Mitglied des Werksausschusses, des Schulverbandsausschusses, des Ausschusses für Familie, Jugend, Kultur und Sport, im Hauptausschuss, der Gemeinschaftsversammlung, des Kulturbeirats sowie Vertreter im Umwelt- und Begrünungsausschuss, im Grundstücks- und Bauausschuss und im Ortsweisenrat. Er war als Referent des Heimatmuseums, für Denkmäler und Archivpflege und für Kultur und Bibliothek eingesetzt, ebenso war er im Mitglied im Kulturbeirat.
Hohe Auszeichnung
Für seine großen Verdienste um die Kommunalpolitik war Schicker bereits 1996 mit der Bürgermedaille in Gold geehrt worden. Simon Schicker habe in dieser ehrenamtlichen Tätigkeit als Kommunalpolitiker "mit uneigennützigem Einsatz dem Wohle der Gerolzhöfer Bürgerinnen und Bürger gedient", betont Bürgermeister Thorsten Wozniak in einem Nachruf.
Darüber hinaus machte sich Simon Schicker als Präsident des Partnerschaftskomitees um die Beziehungen zu Gerolzhofens französischer Partnerstadt Mamers verdient. Von 1987 bis 1995 übte er dieses Amt aus. Daneben war er Mitglied in weiteren Gerolzhöfer Vereinen.
Im Wohnstift-Beirat
Im fortgeschrittenen Alter wechselte Simon Schicker von seinem Eigenheim in der Martin-Luther-Straße "über die Straße hinüber" in das Wohnstift Steigerwald, wo er auch seinen 90. Geburtstag feiern konnte. Im Altersheim engagierte er sich im Beirat des Wohnstifts. Später zog er dann zu seiner jüngeren Tochter Cornelia in den Frankenwald, wo er nun auch entschlief.
Simon Schicker wurde bereits in aller Stille im Familiengrab auf dem städtischen Friedhof in Gerolzhofen zu seiner letzten Ruhe gebettet.