Ein Hauch Wehmut liegt in der Luft an diesem sonnigen Frühlingsabend in Zeilitzheim. Nur noch braune Reste der Papptafel am Straßenschild künden davon, dass die Krautheimer Straße vor gut einem Jahr kurzerhand in „Jennifer-Herbert-Straße“ umbenannt wurde. Ausdruck der Euphorie, die am Heiligenberg herrschte, als Jenny im vergangenen März die Fränkische Weinkrone hierher brachte, 21 Jahre nach Irene Säger.
Nun trifft man sich also wieder im Hof des elterlichen Anwesens. Jenny ist bereits da, die Krone kommt diesmal allerdings erst etwas später. Sie ziert nun seit einem Monat den blonden Schopf von Eva Barthelme aus Gaibach. Die Kapelle, der Bürgermeister, die Fahnenabordnungen der Vereine, zahlreiche aktuelle und ehemalige Mitstreiterinnen aus dem Weinadel – alle sind gekommen, um Jenny endgültig in den königlichen Ruhestand zu verabschieden.
„Danke, Jenny!“
Im Hof wartet bereits „Chauffeur“ Josef Weigand mit dem festlich geschmückten Traktorgespann. Jennifer setzt sich vorne auf den Traktor, winkt von dort fröhlich den Menschen am Straßenrand zu. Hinten auf dem Hänger, in der rollenden Weinstube des Volkacher Tüftlers August Weissenseel, haben die Prinzessinnen Platz genommen. Die Musikkapelle spielt den Festzug zum Schloss. Dort im Hof, direkt neben dem Rednerpult, steht in roten Lettern auf weißem Grund die Quintessenz dessen, was an diesem Abend ausgedrückt werden soll: „Danke, Jenny!“
Diana Graf moderiert den offiziellen Teil des Abends. „Es war ein grandioses Jahr für dich, für Zeilitzheim, für die ganze Großgemeinde“, sagt sie zu Jenny und erzählt ihr, wie sie deutschlandweit auf sie angesprochen wurde. „Ich hab' eure Weinkönigin gesehen“, hat es dann oft geheißen, wenn sie sich als Zeilitzheimerin geoutet hat. Und Graf fährt fort: „Du hast die Aufmerksamkeit auf Zeilitzheim gelenkt. Und auch wenn du die Krone jetzt nicht mehr hast, wirst du unsere Königin bleiben.“
Den nachfolgenden Rednern schreibt die Moderatorin ins Stammbuch, dass Abschiedsworte so kurz sein müssen, wie eine Liebeserklärung. Und davon wird Jenny an diesem Abend genug bekommen. Zunächst von ihrem Bürgermeister, Horst Herbert. Der kann sich noch gut an die spannenden Momente der Wahl erinnern und gibt zu, dass ihm der Weinbau-Präsident Andreas Oestemer schon kurz vor der offiziellen Proklamation einen Wink gegeben habe, das Jenny die Krone bekommt. Damals, vor gut einem Jahr.
Stets ein fröhliches Lächeln
Dann habe die „Powerfrau Jenny“ für die kommenden zwölf Monate ihr Leben umgekrempelt und sich mit dem ihr eigenen sportlichen Ehrgeiz immer wieder zu neuen Höchstleistungen aufgeschwungen. „Jenny hat unser Dorf in den Mittelpunkt der Weinwelt gestellt“, so der Bürgermeister: „Und mit ihrer riesigen Ausstrahlung und stets einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen hat sie Franken ein Gesicht, eine Stimme und eine persönliche Note gegeben.“ Auch Landrat Harald Leitherer ist des Lobes voll. „Weinköniginnen gibt es viele. Aber du warst eine, die herausgeragt hat und es noch heute tut.“
Manchmal, so die Landtagsabgeordnete Karin Radermacher, könne man als Politiker auf eine Weinkönigin nur neidisch sein: „So viel positive, wohlwollende Presse würden wir uns auch wünschen“, meinte sie. Doch sie fügte gleich an, dass Jenny diese zurecht genoss. Sie habe in ihrem Amtsjahr viel Charme und vor allem auch große Kompetenz ausgestrahlt. So sah es auch Eugen Preißinger, der für den Fränkischen Weinbauverband und die Gebietsweinwerbung sprach: „Wie Sie den Frankenwein vertreten haben, das war authentisch und glaubhaft.“
Über 300 Termine
Dann ist es an Jenny, ihr Jahr im Amt Revue passieren zu lassen: Über dreihundert Termine hat sie wahrgenommen. Hat die Werbetrommel für den Frankenwein in der Region ebenso gerührt wie im Rest der Republik und im Ausland. Sogar Japan hat sie bereist im Dienst der Krone. Ihre Regentschaft, so Jenny, stand im Zeichen des fränkischen Erfolgs: „Aufbruchsstimmung war zu spüren, ein Erfolg für unsere Winzer jagte den nächsten, und im In- und Ausland ist die Stimmung für den fränkischen Wein hervorragend.“
Das Jahr mit der Krone, sagt Jenny, es hat ihr viel beschert, was sie für ihr künftiges Leben mitnehmen kann. Sie hat dieses Jahr mit stets demselben Begleiter an ihrer Seite verbracht: Dem Frankenwein. „Und obwohl wir ständig zusammen waren, sind wir uns nie auf die Nerven gegangen“, meint sie schmunzelnd und fügt im Brustton der Überzeugung an: „Ich kann mit gutem Gewissen sagen: Ich habe mein Bestes gegeben.“