
Schon am Eingang zeigt sich, dass der Besucher das Haus eines echten Eisenbahn-Fans betritt. Ein original Verkehrsschild, das auf einen Bahnübergang hinweist, ziert den Hauseingang. Auch der Treppenabgang hinunter in den Keller ist dekoriert mit Bahn-Utensilien, unter ihnen das Zuglaufschild des letzten fahrplanmäßigen Personenzugs von Gerolzhofen nach Schweinfurt am 29. Mai 1987.
Das Beste aber kommt zuletzt. Im Keller steht eine fast 30 Quadratmeter große Modelleisenbahn der Nenngröße Spur 1. Die Bahnlandschaft enthält alles, was das Eisenbahner-Herz höher schlagen lässt, angefangen von unzähligen Zügen über Signalanlagen und Stellwerke bis hin zu Wassertanks zum Befüllen der Dampfloks. Die Szenerie ist in den 50er und 60er Jahren angesiedelt. Ihr Schöpfer ist Robert Schoue. Das Hobby Modelleisenbahn hat ihn sein ganzes Leben lang begleitet.
Mit einer Märklin-Starterpackung fing es an
Es begann schon im Kindesalter, als ihm sein Vater, ebenfalls ein Robert Schoue, zur Kommunion eine Starterpackung der Marke Märklin schenkte, allerdings in der Nenngröße H0. Im Laufe der Zeit erweiterte Robert Schoue diese Anlage auf rund 600 Loks und 2000 Waggons. Lediglich die Zeit seines Berufseinstiegs als Bankkaufmann unterbrach die Bauleidenschaft für eine kurze Spanne.
Dann wechselte Robert Schoue sozusagen die Spur. Er verkaufte die gesamte, riesige H0-Anlage und wandte sich der Nenngröße Spur 1 zu. Im Gegensatz zum Maßstab 1:45 und einer Spurbreite von 32 Millimetern bei H0 hat die Spur 1 einen Maßstab von 1:32 und eine Spurbreite von 45 Millimetern. Eine Spur-1-Anlage wirkt also viel größer und wirklichkeitsnäher.

Die neue Anlage stellte Robert Schoue auf eine selbst gebaute Holzkonstruktion. Unter ihr befinden sich Kriechgänge, so dass der Bastler jede Stelle seiner Anlage erreichen kann. Zu dieser Konstruktion gehört auch ein sogenannter Schattenbahnhof. Das ist die Ebene unter der eigentlichen Landschaftsplatte mit einer Reihe von Abstellgleisen, die der Betrachter nicht sieht. Dort hat Robert Schoue ganze Züge stehen, die er bei Bedarf an die Oberfläche fahren lassen und damit die Bahnlandschaft immer wieder verändern kann.
Spickzettel für alle Gleise
Viele Elemente dieser Landschaft lassen den Betrachter sofort an die Steigerwaldbahn denken. Die Kulisse an drei Seiten erinnert an den Steigerwald, eine Stadtsilhouette an Gerolzhofen. Wenn er Bewegung in die Anlage bringen will, setzt Robert Schoue sich an sein Schaltpult und bedient wie einst aus einem Stellwerk Gleise, Züge und Signalanlagen. Bei dem Gewirr von Schienen auf engstem Raum ist das nicht einfach. Robert Schoue gesteht, dass es auf seiner Anlage am Anfang schon zu einigen Zugkollisionen wegen falscher Weichenstellung gekommen ist. Deswegen hat er sich einen Spickzettel für die einzelnen Gleise zusammengestellt. Jetzt ist der Zugverkehr sicherer.
Der Tüftler kann auch Originalgeräusche zuschalten wie das Fauchen, Läuten oder Pfeifen der Dampfloks. Die Ideen für das Gesicht seiner Landschaft hat Robert Schoue von vielen Fotoausflügen längs der Strecke der Steigerwaldbahn. Seine Fotos hat er auch im Kopf gespeichert, sagt er. "Für meine Kinder waren diese Ausflüge damals immer langweilig. Heute sagen sie, das sei sehr schön gewesen", beschreibt Schoue einen Perspektivwechsel.
Sein Hobby hat ihn auch über seine Berufswahl nachdenklich werden lassen. "Landschaftsarchitekt anstatt Bankkaufmann wäre der vernünftigere und erfüllendere Beruf gewesen. Das ist jetzt das, was mir im Berufsleben gefehlt hat, nämlich die kreative Arbeitsbühne", erzählt er mit leicht melancholischem Blick auf sein Bahnmodell.
Nur Loks, die in Gerolzhofen fuhren
Auf der Anlage sind immer wieder Szenen zu sehen, die live aus dem Gerolzhöfer Bahnhof stammen könnten. Da ist zum Beispiel eine Verladung von Panzern der Amerikaner oder da sind die Lokschuppen, die im südlichen Bereich des Bahnhofs standen. Auch die Auswahl der rund 35 Loks bezieht sich auf solche Modelle, die tatsächlich auf der Steigerwaldlinie gefahren sind. Das heißt, es stehen ausschließlich Dampf- und Dieselloks sowie ein Schienenbus, aber keine E-Loks auf der Anlage. Dazu kommen rund 250 Waggons.
Wenn man weiß, dass eins dieser Lok-Modelle 2000 Euro kostet, kann man leicht ausrechnen, dass Robert Schoue ein Vermögen in diese Anlage gesteckt hat. Wollte er sie verkaufen, würde er nur einen Bruchteil der Investition wieder zurückbekommen. Viele Jahre hat Robert Schoue an der Anlage gebastelt, immer wieder neue Szenen entwickelt, Schienen verlegt und Bauwerke erstellt. Wie viel Meter Schiene auf der Platte liegen, kann der 71-Jährige gar nicht sagen. Dafür aber die Länge der Kabel, die unter der Platte und im Schattenbahnhof verlegt sind: rund ein Kilometer. Die Kabel führen zu Weichen, Signalen und Beleuchtung.
Landschaftsidylle
Einige Elemente der Anlage haben nichts mit Eisenbahn und Technik zu tun, sondern sind echte Landschaftsidylle, so zum Beispiel ein See mit Schwänen, ein Wald mit Rehen oder ein Sonnenblumenfeld. Gerade diese Miniaturen haben viel Detailarbeit verursacht. Während Loks, Waggons und Bahnanlagen fertig zu kaufen sind, hat Schoue die Naturlandschaftsteile selbst arrangiert. Sie mussten natürlich auch vom Maßstab her zur Eisenbahnwelt passen. Auch der Straßenverkehr, der die Bahn im Lauf der Zeit immer weiter verdrängte, ist Bestandteil der Modelleisenbahn. Eine Jauche fahrender Bauer ist Robert Schoues jüngste Modell-Errungenschaft.
Über viele Jahre ist die Anlage laufend gewachsen. Robert Schoue könnte noch einmal so viel Fläche brauchen, wie er jetzt hat, um alles zu zeigen, was er hat. Doch der Kellerraum ist praktisch bis zum letzten Quadratzentimeter ausgelastet. Nur für den Schaltmeister ist noch ein kleines Eckchen ausgespart. Jetzt soll aber Schluss sein mit der ständigen Erweiterung des Modells.
Unter Insidern ist Robert Schoues Modelleisenbahn bekannt. Viele haben ihn schon besucht, um die Anlage zu besichtigen. Auch weiteren Besuchern wird der Bastler seine Türen nicht verschließen.

In meinem (ehemaligen) Kollegenkreis finden sich zwei Eisenbahnfans, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, jeder auf seine Weise, den Ebenhäuser Bahnhof nachzubauen. Vor der Teilung Deutschlands erlebte das Vorbild dieses Bahnhofs seine Glanzzeit. Der derzeitge Verkehr ist nur noch Bruchteil dessen.
Durch das Modelleisenbahnern bin ich zu meinem "richtigen" Hobby gekommen. Ich hatte seinerzeit keinen ausreichenden Platz, um eine größere Anlage aufstellen zu können. Der Umgang mit der Elektrik/Elektronik führte letztn Endes dazu, dass ich mich als Funkamateur betätige, allerdings leider nicht in größerem Umfang. In Dittelbrunn hat man etwas dagegen, obwohl ich nach einer Prüfung (damals bei der Oberpostdirektion in Nürnberg) hierzu berechtigt wäre.