
Als die ersten Mitarbeiter am Dienstag zur Arbeit kamen, erkannten sie recht schnell, dass Einbrecher sich nachts auf dem Gelände der Biogasanlage zu schaffen gemacht hatten. Beschädigte Türen und Schlösser deuteten darauf hin. Gewaltsam hatten die Unbekannten sich Zutritt zu den Räumen verschafft.
Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, hatten die Täter dabei einige hundert Euro Bargeld erbeutet. Vor allem hatten sie es aber auf Spezialteile der Anlage im Wert von rund 3000 Euro abgesehen.
Laufender Betrieb war nicht beeinträchtigt
Die entwendeten Teile waren jedoch nicht während des laufenden Betriebs ausgebaut worden. Weder der Anlagenbetrieb noch die Strom- und Biogasproduktion seien beeinträchtigt gewesen, betont Mitarbeiter Markus Loos auf Anfrage. Somit war auch die Versorgung der benachbarten Gärtnerei, die ihren Wärmebedarf großteils über die Biogasanlage abdeckt, nicht unterbrochen.
Bei dem Diebesgut handelt es sich nach Angaben von Loos um ausrangierte Katalysatoren. Diese sind in den Biogasmotoren verbaut und wurden erst vor drei Wochen gegen neue ausgetauscht. Seitdem lagen die Altteile, die recycelt werden sollten, zur Abholung durch eine Fachfirma bereit.
Die Einbrecher, so vermutet er, hätten auf Verdacht die Anlage heimgesucht und gezielt danach gesucht. "Sie wussten scheinbar, dass man in Biogasanlagen was holen kann." Offenbar ging es ihnen nicht um den Katalysator selbst, sondern um die darin verbauten, wertvollen Edelmetalle. Davon geht auch die Polizeiinspektion Gerolzhofen, die die Ermittlungen führt, auf Anfrage aus.
Dass es offenbar fast zeitgleich im Reichenberger Ortsteil Fuchsstadt und, wie erst jetzt bekannt wurde, auch in Unterpleichfeld zwei weitere Einbrüche in Biogasanlagen im Landkreis Würzburg gab, wertet PI-Leiter Bernhard Warmuth als Indiz für eine mögliche Einbruchserie. Dort wurden ebenfalls in der Nacht auf Dienstag solche Spezialteile im Wert eines niedrigen fünfstelligen Betrags gestohlen.
Noch keine Erkenntnisse zu den Tätern
Laut Warmuth verzeichnete die Polizei mehrere derartige Delikte in den vergangenen Monaten im gesamten Freistaat. Zeugen zu finden sei schwierig, weil die Anlagen meist abseits der Orte liegen. Die Polizei in Gerolzhofen steht noch am Anfang ihrer Ermittlungen; Kenntnisse zu den Tätern liegen bislang keine vor. Man prüfe nun auch überregionale Tatzusammenhänge in Bayern, so Warmuth.
Das Gelände der Biogasanlage in Oberspiesheim ist zwar eingezäunt und wird mit Videokameras überwacht. Viel mehr könne man sich als kleinerer Betrieb aber nicht schützen, meint Markus Loos.
Weitaus schlimmer wäre ein Angriff auf die IT-Infrastruktur und Anlagensteuerung. Wenn diese außer Kraft gesetzt werden würde, wäre dies das "Worst-Case-Szenario". Dann könnten kein Strom und Gas mehr produziert werden. Diese Schwachstelle hat das Unternehmen jedoch behoben: Bereits vor zwei Jahren wurde die Cybersicherheit aufgerüstet und somit der Schutz verbessert.