zurück
SCHWEINFURT
Ein Zauber inne?
Redaktion
 |  aktualisiert: 08.05.2019 02:11 Uhr

Die Frau Bürgermeisterin Sorya Lippert nimmt – wenn sie nicht gerade einen städtischen Ausschuss leitet und mit der Mikrofon-Technik kämpft – oft repräsentative Aufgaben wahr. Sie überbringt dann die besten Wünsche des Herrn Oberbürgermeisters zu runden Geburtstagen oder spricht lobende Grußworte bei Geschäftseröffnungen, wobei sie sich gerne am Zitatenschatz berühmter, schon verstorbener Dichter und Denker bedient, die sich nicht mehr wehren können. Vor eineinhalb Jahren, zum Beispiel, sagte sie zur Eröffnung eines großen Lebensmittelmarktes „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ (Herrmann Hesse). Dann zitierte sie den noch viel älteren griechischen Philosophen Epikur: „Tue nichts im Leben, was dich beschämt, wenn es dein Nachbar bemerken würde.“

*

Im dem Netz-Lexikon „Wikipedia“ lautet das Zitat „Tue nichts im Leben, was dir Angst machen muss, wenn es dein Nächster bemerkt“. Ach, muss man jetzt jammern: Hätte die Frau Bürgermeisterin diese Weisheit doch nicht nur mit den Supermarktbetreibern geteilt (wobei nicht recht klar wurde, wie sie das gemeint hat), sondern sich ganz groß ins eigene Stammbuch geschrieben. Hat sie doch gerade – wie's der Teufel will, im Rahmen eines Grußworts – etwas getan, was ihr gehörig Angst machen müsste, nachdem die Angelegenheit nicht nur ihr „Nächster“ mitbekommen hat, sondern ganz viele Nächste, von denen sie die meisten nicht mal kennt.

*

Sie, die Frau Bürgermeisterin, hat nämlich nicht nur im Auftrag des im Osterurlaub weilenden Herrn Oberbürgermeisters Remelé – scheinbar obligatorisch und pflichtschuldig – das neue Abgeordnetenbüro des AfD-MdL Graupner mit einem Grußwort schmücken müssen. Sie stellte sich mit Herrn Graupner auch noch zum gemeinsamen Foto vor sein AfD–Wahlplakat. Dieses Bild fand unverzüglich seinen Weg hinaus in die Netz- und Medienwelt, ausgesprochen viele Nächste bekamen es zu sehen, so dass nicht nur der CSU, sondern auch der Frau Lippert die von der AfD verbreitete Bildbotschaft CSU-Bürgermeisterin vereint mit AfD-Mann vor seinem Wahlplakat ordentlich Angst machen müsste.

*

Wenn diesem Büroeröffnungs-Anfang ein Zauber innewohnte, dann vielleicht für die AfD, für die CSU weniger. Die kritische mediale Resonanz war gewaltig, und sie kam nicht nur von politischen Gegnern. Auch der CSU-Bezirksvorsitzende Eck kann Lipperts Auftritt „politisch nicht nachvollziehen“. Wie auch, wenn selbst die CSU-Spitze – nachdem sie jahrelang um den ungarischen Oberpopulisten Orban herumschwarenzelt ist – längst die Parole ausgegeben hat, Franz-Josef Strauß würde diese AfD bekämpfen. Zur Krönung der schwarzen Richtungsänderung steht die Schweinfurter CSU-Amtsträgerin mit dem Abgeordneten dieser rassistisch ausgerichteten Partei vor deren AfD-Wahlplakat!

*

Da ist etwas gehörig schiefgelaufen. Dass die Bürgermeisterin mit Wurzeln in Pakistan ausländerfeindlich wäre, wird ihr niemand unterstellen können. Ihre Parteifreundin Anja Weisgerber, MdB, gilt jetzt – endlich, muss man sagen – als „grünes Gewissen“ der CSU. Sie kommt aber auch aus Schwebheim. Und was könnte grüner sein als dieses Mekka mainfränkischen Heil- und Gewürzkräuter-Anbaus?

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Abgeordnete
Alternative für Deutschland
Anja Weisgerber
Bundestagsabgeordnete
CSU
Epikur
Franz-Josef Strauß
Griechische Philosophen
Philosophen
Sorya Lippert
Wikipedia
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • G. L.
    Auf eigenen Wunsch hin gelöscht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten