„Ja, was ist denn hier los?“ Eine langjährige Geschäftskundin steht sichtlich geschockt vor dem Sportgeschäft Orth in der Grabenstraße 9. Was auf den Schaufenstern aufgeklebt ist, ist nicht zu übersehen. „Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe“. Wieder schließt ein Traditionsgeschäft in der Stadt.
Elisabeth Orth hat vor fast 40 Jahren die Idee ihres Mannes umgesetzt und mit dessen Unterstützung Sport Orth gegründet. Die Ursprünge lagen 1979 in der Salzstraße 8 im Anwesen Neeb auf gerade mal 50 Quadratmetern. 100 Quadratmeter waren es dann schon 1981 beim Umzug auf den Marktplatz 8, wo heute das Stadtcafé Schmitt ist. Hier war Sport Orth bis 2001. In dieser Zeit kam es zu einer Erweiterung im Gewölbekeller. Ein Brand 1997 richtete erheblichen Schaden an.
Nächste Station und nächste Vergrößerung war der Sprung in die Grabenstraße 21 (heute ist dort die Tagespflege der Arbeiterwohlfahrt), wo 250 Quadratmeter Ladenfläche zur Verfügung standen. Fünf Jahre später ging es dann nur wenige Häuser weiter an den jetzigen Standort mit 330 Quadratmetern.
Der Entschluss, ihr Geschäft zu schließen, ist Elisabeth Orth nicht leicht gefallen. Denn es ist nicht nur ihr Lebenswerk, ihre Sorge gilt auch den Mitarbeitern, dass sie wieder eine passende Arbeit finden. Elisabeth Orth und ihre Familie haben viel Herzblut in ihr Unternehmen fließen lassen. Das Firmenmotto „Neues wagen, Bewährtes bewahren“ hat das Sportgeschäft über alle Höhen und Tiefen seiner Geschichte geführt.
Service und Kundennähe haben Sport Orth über die Grenzen Gerolzhofens hinaus bekannt gemacht. Elisabeth Orth wollte immer „persönlich und kundenfreundlich“ sein.
Trotz vieler treuer Stammkunden ging die dramatische Veränderung im Einzelhandel auch an Sport Orth nicht vorbei. „Die gesamtwirtschaftlichen Perspektiven für den Einzelhandel werden immer schlechter“, sagt Elisabeth Orth. Großvertriebsformen und der Online-Handel graben dem klassischen Fachhandel das Wasser ab.
Dabei ärgert es Elisabeth Orth, die seit vielen Jahren ehrenamtlich in verantwortlicher Position im Bezirksvorstand des Einzelhandelsverbands und auch beim Förderverein Gerolzhofen-aktiv mitarbeitet, dass Beratung und Service beim Einzelhändler abgefragt werden, die Umsätze aber in andere Kanäle fließen. So könne der Online-Handel ständig Zuwächse verzeichnen. Und sich im Internet-Handel abzuheben, sei schwer, da alle namhaften Firmen bereits einen eigenen Online-Shop betreiben.
„Wenn ich 20 Jahre jünger wäre, würde ich diese Herausforderung noch annehmen“, sagt die 61-Jährige. Aber unter den gegebenen Umständen will Elisabeth Orth nun zum Jahresende schließen. Der Räumungsverkauf mit Preisnachlässen läuft bereits auf vollen Touren. Elisabeth Orth und ihr Team haben dazu alle Vorbereitungen getroffen und sogar einen externen Spezialisten für den Räumungsverkauf engagiert, um einen reibungslosen Verlauf zu gewährleisten.
Elisabeth Orth will nicht lautlos von der Einzelhandelsbühne abtreten. Sie würde sich von ganzem Herzen wünschen, dass jemand an ihre Stelle tritt und Sport Orth weiter bestehen lässt. „Aber bisher waren meine Bemühungen vergebens. Was sich ja vielleicht noch ändern kann, wenn alle wissen, dass ich aufhöre.“
Es werden noch viel mehr Einzelhändler, Apotheken, Wirtshäuser und sonstige Geschäfte schließen bevor der "Stadtrat" merken wird, dass es Zeit wird den Grundgedanken hinter "Stadt" zu überdenken und Geo zu einem Schlafdorf erklärt...
An allem.
Meine Kritik an der hiesigen Event-Ausrichtung u.v.a. Stadtplanung können Sie in vielen älteren Beiträgen nachlesen, ganz frei von #Nationalpark.
An allem.