Ein Autogramm hier, ein Foto da, ein kurzer Small-Talk dort – die Eröffnung der Ausstellung „Gunter Sachs – Kamerakunst. Fotografie, Film und Sammlung“ war für die Familie Sachs etwas Besonderes, selbst für einen in Sachen Ausstellungs-Eröffnung versierten Mann wie Rolf Sachs, den Sohn von Schweinfurts zumindest aus Sicht der Kunstwelt bedeutendsten Sohn Gunter Sachs.
Rolf Sachs war die Freude über die neue Sachs-Ausstellung in der Kunsthalle anzumerken, wo 2013 zuletzt Bilder und Objekte aus Gunter Sachs' bekannter Kunstsammlung 65 000 Besucher anzogen. Vor allem die Fotowand im Eingangsbereich der Kunsthalle hat es ihm angetan. Dort sind über 100 Fotografien in Schwarz-Weiß und Farbe auf denen sein Vater, seine Familie und natürlich jede Menge Promis aus Politik, Kunst und Gesellschaft zu sehen sind. Hier erkennt er eine Situation, da eine Person. Dann stutzt er. Unten an einem Türrahmen entdeckt der nun in Rom lebende Sohn des bekannten Kunstsammlers und Lebemanns ein Familienfoto, auf dem auch ein kleines Auto für Kinder zu sehen ist. Der Fahrersitz ist leider abgeschnitten. „Mensch, da sitz ich doch drin“, ruft Rolf Sachs aus und grinst die neben ihm stehende Kunsthallen-Leiterin Andrea Brandl an, die geschwind versichert, sie habe mit dem Bildschnitt nichts zu tun. Beide müssen lachen.
Die Ausstellung hat die Besucher in den Anfangstagen seit der Vernissage am 14. März in Scharen angezogen, täglich kamen mehrere Hundert. Die Entscheidung, einen neuen Fokus auf den Künstler Gunter Sachs zu bieten, war richtig. Dank der Zusammenarbeit mit dem Institut für Kulturaustausch in Tübingen gibt es erstaunliche neue Einblicke in die Gedankenwelt von Gunter Sachs, der weit mehr war als Kunstsammler und Mäzen, sondern auch ein veritabler Fotograf und Filmemacher.
Das Besondere dieser Ausstellung ist das gekonnte Verweben der von Gunter Sachs gesammelten Werke anerkannter Fotografen wie Richard Avedon, Irving Penn, Andreas Feininger oder auch Andy Warhols fotografischem Werk mit seinen eigenen fotografischen Arbeiten. Die Einflüsse auf sein fotografisches Arbeiten aus seiner Kunstsammlung heraus sind klar zu sehen. Und doch ist Sachs kein Kopist, sondern in seiner Naturfotografie und seinen freien Kompositionen jemand, der eigene Wege geht, Grenzen testet.
Gunter Sachs – Kamerakunst. Fotografie, Film und Sammlung. Bis 16. Juni, Kunsthalle Schweinfurt (Erdgeschoss und Große Halle). Weiterer Ausstellungsort: Sparkassengalerie. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Kulturaustausch, Tübingen.
Öffnungszeiten Kunsthalle: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr. Jeder erste Donnerstag im Monat Eintritt frei. Eintritt 9 Euro/ermäßigt 7. Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18.
Öffnungszeiten Sparkassengalerie: Montag bis Donnerstag 8.30 bis 18 Uhr, Freitag, 8.30 bis 16.30 Uhr, Eintritt frei. Führungen buchbar unter info@kunsthalle-schweinfurt.de oder Tel. (0 97 21) 51 47 44. Öffentliche Führungen jeweils Donnerstag, 18.15 Uhr, sowie Sonntag, 14.30 Uhr (Kosten 2,50 Euro plus Eintritt). Darüber hinaus werden Themenführungen und Kuratorenführungen angeboten.
Veranstaltungen: „Tischgespräche“: Ein Gespräch mit dem Fotografen Werner Pawlok aus Stuttgart über Gunter Sachs, Fotografie und Film; Donnerstag, 4. April, 19 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog: Gunter Sachs Kamerakunst. Fotografie, Film und Sammlung, hg. Dr. Otto Letze und Maximilian Letze, 248 Seiten, 208 farbige Abbildungen, Hirmer Verlag, ISBN 978-3-7774-3327-1, 34,90 Euro (Sonderpreis im Museumsshop).
ONLINE-TIPP
Viele Bilder von der Ausstellung finden Sie auch unter www.mainpost.de