Wipfeld steht am Beginn einer langen "Städtebau-Reise". Den "Koffer" dafür hat das Schweinfurter Architekturbüro Perleth in den letzten zwölf Monaten mit Unterstützung von Bürgerschaft und Kommunalverantwortlichen konzeptionell "gepackt". In einer Abschlussveranstaltung wurde das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) nun in gebundener Form und hübsch verpackt mit grüner Schleife offiziell an Bürgermeister Tobias Blesch überreicht.
"Wir haben geliefert", auch weil alle "voll dabei waren" stellte abschließend Planer Joachim Perleth fest. Eine Punktlandung, wie eine Kollegin Christine Wichmann betonte. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr fand die Auftaktveranstaltung statt – damals etwas ganz Besonderes auch für das Planungsbüro, denn es war eine der ersten "normalen" Veranstaltungen nach den vielen Corona-Beschränkungen.
Stärken und Schwächen der Gemeinde Wipfeld
Im Laufe des Jahres, so Wichmann, gab es die unterschiedlichsten Beteiligungsformate von der Auftaktveranstaltung mit den Bürgerinnen und Bürgern über den Marktplatz der Ideen, bis hin zu Präsentationen im Gemeinderat, gezielten Fachgesprächen mit Dorfakteuren und einer Kinder- und Jugendversammlung, die gemeinsam mit der Analyse der Fachplaner zu einem "Blumenstrauß an Maßnahmen" führte.
Diese Ergebnisse und Erkenntnisse über die Stärken, aber auch Schwächen Wipfelds stellte Planerin Leonie Kuhn anschließend kurz vor. Das ISEK ist ein "informelles Planungsinstrument" und reicht weit in die Zukunft, es soll mit insgesamt 28 Maßnahmen bis 2040 dazu beitragen, die Potenziale Wipfelds zu stärken und die Schwächen zu minimieren. Aus der zwölfmonatigen Analyse wurde ein Leitbild entwickelt, eine Vision, wie Kuhn betonte, der ganz großen Ideen und Leitlinien.
Nicht alle werden umzusetzen sein und nichts ist heute schon in Stein gemeißelt, stellt Kuhn klar, es liegt nun am Gemeinderat zu entscheiden, was und in welchem Umfang realisiert wird. Es gilt, die Lücke zwischen Altort und Siedlungsgebieten zu schließen, Quartiere zu entwickeln, Zentren zu erhalten und eine grüne Entwicklungsachse zu schaffen. Die Grundversorgung soll ausreichend gesichert, innerörtliche Flächen entwickelt, Straßen und Plätze neu gestaltet und die gesamte Parksituation optimiert werden.
Rechte, aber auch Pflichten für die Wipfelder Bürger
Parallel zum ISEK wurden vom Planungsbüro die sogenannten "Vorbereitenden Untersuchungen" im Rahmen der Städtebauförderung durchgeführt, die eine Reihe von städtebaulichen Missständen aufzeigten. Diese bildeten die Grundlage für die Ausweisung eines Sanierungsgebietes, das den Bürgern Rechte einräumt, aber auch Pflichten auferlegt.
Ziel ist es, städtebauliche Missstände zu beheben und Gebäudebesitzer zu Sanierungsmaßnahmen zu motivieren. Das dörfliche Erbe und Ortsbild soll dabei bewahrt werden, aber gleichzeitig den aktuellen Herausforderungen von Klimaschutz über Energieeffizienz bis hin zum demografischen Wandel angepasst werden. Darauf zielen auch die 28 ISEK-Maßnahmen von der Überarbeitung der Gestaltungssatzung über den barrierefreien Marktplatz bis hin zur Neuordnung der Parksituation ab.
Auch wenn es, wie Wichmann feststellte, nie leicht ist, die förmlichen Grenzen final festzulegen, wurde letztendlich ein 13,5 Hektar großes Sanierungsgebiet namens "Altort Wipfeld" bestimmt. In diesem Bereich können in den nächsten 15 Jahren Maßnahmen zu Modernisierungen und Instandsetzungen nicht nur im vereinfachten Verfahren durchgeführt werden, sondern bringen den Gebäudebesitzern dazu steuerliche Vorteile durch erhöhte Abschreibungen, Steuerbegünstigungen und Sonderbehandlungen. Immobilienerwerb, bereits laufende Instandhaltungen, Außenanlagen, Abriss- und Neuerrichtung sind davon ausgenommen, wie Joachim Perleth erläuterte und dringend darauf hinwies, sich bei geplanten Sanierungsmaßnahmen vorab mit Sanierungsberater, Verwaltung und Steuerberater zu besprechen.
Nun gilt es, die Möglichkeiten in Wipfeld umzusetzen
Zu einem Gespräch mit Verwaltung und Bauamt riet auch Christine Wichmann, falls jemand Gebäude im Sanierungsgebiet veräußern möchte. Mit der Festlegung des Sanierungsgebietes hat die Kommune zwar ein allgemeines Vorkaufsrecht erhalten, darf Gebäude allerdings nicht zu "Vorratszwecken" erwerben, sondern nur, wenn das Gebäude für die Gemeindeentwicklung interessant ist. Die Kommune muss natürlich den Preis zahlen, den auch andere Kaufinteressenten entrichten würden. Sie warb aber auch dafür, der Verwaltung etwas Zeit zu geben, schließlich müsse sich alles erst einmal "eincruisen".
Die Anwesenden scheinen zum Ende zufrieden; einzig Herbert Schneider ist "enttäuscht", dass Wünsche aus der Bürgerschaft, er nennt hier den Platz mit Unterstellhalle vor dem Literaturhaus, für den er selbst eine Lösung skizziert habe, scheinbar "nicht berücksichtigt wurden".
Bürgermeister Tobias Blesch stellte darauf hin erneut fest, dass noch "nichts in Stein gemeißelt sei" und sicher vieles noch eingehend diskutiert werde. Zum Ende des "Harmonieabends" steht fest: Es gibt viele Möglichkeiten, nun gilt es, sie umzusetzen.