Damit hatte Harald Kraus nicht gerechnet. Als er das Gelände des Bootshauses der DJK betrat, brandete Applaus auf. Seine Kameraden von der Kanuabteilung bereiteten ihm einen herzlichen Empfang. Sie ehrten den Bronzemedaillenträger der Weltmeisterschaften im Einer-Kajak. Der hatte nur eine Sorge: „Wenn ich das gewusst hätte, hätt' ich mich doch entsprechend angezogen.“
Die Vorsitzende der DJK, Stefanie Stockinger von Lackum, hielt schließlich die Laudatio auf den Kanuten. Die Liste seiner Preise und Auszeichnungen ist beeindruckend. Bereits mit neun Jahren begann der heute 55-Jährige zu paddeln. Schon mit Anfang 20 hatte er drei bayerische und zwei süddeutsche Meistertitel geholt. Danach betrieb er das Kanufahren vor allem als Freizeitsport, bevor er 1994 wieder in die Wettkämpfe einstieg – sehr erfolgreich, wie drei bayerische Meistertitel in Folge bewiesen.
Umweg über Tischtennis
1998 zog sich Kraus bei der Eröffnung des Sommerbades eine schwere Wirbelverletzung zu. Beim Sprung mit dem Kajak von Siebeneinhalb-Meter-Brett kam es zu einem Unfall. Als er sich nach zwei Jahren wieder dem Sport zuwandte, geschah dies zunächst in der Tischtennisabteilung. Er war Spieler, Trainer und Bundesliga-Schiedsrichter und holte mit der Mädchenmannschaft der DJK 2000 den Bayerischen Meistertitel.
Titel-Sammler
Das Wasser aber übte weiterhin eine magische Anziehungskraft auf ihn aus, so dass er 2007 wieder ins Kanu stieg und mit dem Wildwasser-Rennsport begann. Auch hier war er fünfmal bayerischer und zweimal süddeutscher Meister. Zusätzlich holte er zwei bayerische und zwei süddeutsche Titel gemeinsam mit Christian Brückner im Zweier Kanadier und auch mit Tochter Eva-Maria einen zweiten und dritten Platz. Gekrönt hat Harald Kraus seine sportliche Laufbahn jetzt mit der Bronzemedaille, die er im Wildwasser des Muotatals in der Schweiz bei den Weltmeisterschaften der Kanuten holte. DJK-Vorsitzende Stockinger von Lackum war „beeindruckt von so viel sportlichen Elan“.
Stramm im Training
Der Vorsitzende der Kanuabteilung, Klaus Bernard lobte Kraus als „ungebändigten Kanuten“. Jeden Morgen vor der Arbeit und bei jedem Wetter trainiere er auf dem Main. Rund 5000 Kilometer lege er so pro Jahr im Kanu zurück. Bernard bescheinigte seinem Vereinskollegen eine „unvorstellbare Willens- und Leistungskraft. Die Klassik Langstrecke im 1er Kajak, in der Kraus seine Medaille holte, ist ca. vier Kilometer lang und die Fahrt dauert rund 15 Minuten. Der Vorsitzende freute sich aber nicht nur über die sportliche Leistung von Kraus, auch in der Kanuabteilung sei er stets hilfsbereit und Vorbild bei allen Arbeiten.