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Schweinfurt
Ein Stück Afrika mitten in Schweinfurt
Latévi Lawsons Weg war kein einfacher. Warum ihm der Wunsch nach einem Snickers half erfolgreich zu werden.
Latévi Lawson, der Inhaber von Black Soul Kitchen.
Foto: Steffen Krapf | Latévi Lawson, der Inhaber von Black Soul Kitchen.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 02.05.2020 02:10 Uhr

Zu sagen Latévi Lawson lebt seinen Traum, wäre nicht ganz korrekt. „Als Kind wollte ich unbedingt Fußballprofi werden“, erzählte er Anfang März bei einem Gespräch in seinem Restaurant „Black Soul Kitchen“ in der Schweinfurter Innenstadt gegenüber vom Zeughaus: „Der MSV Duisburg hat mich damals gesichtet“.

Zum Profikicker hat es dann letztlich aber nicht gereicht. „Eigentlich wollte mich auch Bayer Leverkusen mal anrufen“, erzählt Lawson und lacht dabei – im Wissen, dass der Werksklub sich auch nicht mehr melden wird. Das erwachsene Ich des Schweinfurters lebt heute dafür seinen ganz eigenen Traum. Mit seinem Firma „Black Soul Kitchen“ geht er gerade in das vierte Jahr. Angefangen mit kleinen Caterings, die wurden immer größer, dazu kamen dann noch Kochkurse – die wurden immer beliebter – und nun seit Oktober das erste eigene Lokal. „Das ging gerade richtig durch die Decke“, erzählt er Ende April am Telefon.

Zwischen den beiden Gesprächen legte das Corona-Virus das Land nahezu still. Vor allem die Gastronomie ist davon hart getroffen. Ans Aufgeben denkt er aber noch nicht, auch wenn die Lage sich mit jeder Woche, in der sein Restaurant nicht öffnen darf, zuspitzt. Im Mittelpunkt von „Black Soul Kitchen“ steht bei allem die afrikanische Küche – authentisch und gesund. Der Weg zum kleinen Imperium – der „schwarzen Seele“ – war aber alles andere als vorhersehbar.

Geboren im westafrikanischen Togo, flüchtete seine Mutter mit ihm als kleinem Jungen und seiner Schwester nach Deutschland. In einer Asylunterkunft im nordrhein-westfälischen Sevelen lebten sie mehrere Jahre auf engstem Raum zusammen. Ein Umstand war für ihn als Kind besonders prägend: „Es fuhr dann einmal in der Woche ein Lkw vor, in dem wir gegen Wertmarken Notwendiges kaufen konnten. Der hatte natürlich meist nicht das dabei, was ich gerne gehabt hätte. Ich war dann immer sehr enttäuscht. Ganz scharf war ich immer auf ein Snickers.“

„Ich bin ein Erfolgsmensch“

Wenn die damaligen Umstände irgendetwas Gutes hatten, dann vermutlich, dass sie den Ehrgeiz von Latévi Lawson weckten. „Ich bin ein Erfolgsmensch“, sagt der heute 33-Jährige: „Ich will immer rackern und etwas tun.“ Die Fußballerkarriere erfuhr seinerzeit einen Rückschlag, als der Familie die Abschiebung drohte und die Drei zwischendurch bei Freunden untertauchen mussten. Als sich die Lage entspannte, war das runde Leder nicht mehr das Wichtigste, dafür klotzte er in der Schule richtig ran und schloss die Mittlere Reife erfolgreich ab.

Der Liebe wegen ging es dann vor knapp zehn Jahren hier in die Region nach Schweinfurt. „Ich war mit wenig nie zufrieden“, umschreibt er sich selbst: „Ich will etwas erreichen im Leben. Diese Geschichte mit dem Snickers hat damals meinen Hunger nach Erfolg geweckt.“ In Schweinfurt machte er die Ausbildung zum Erzieher. Irgendwann forderten ihn die Kinder auf seiner Arbeitsstelle im Haus Marienthal dazu auf, doch einmal etwas aus seiner Heimat zu kochen. Alle kamen auf den Geschmack. Es war der ungeahnte Startschuss für etwas ganz Großes in seinem Leben. Heute verköstigt er als Koch oft Tausende beim Catering mit afrikanischen Köstlichkeiten – unterstützt von seinem sechsköpfigen Team sowie seiner Mutter und Schwester.

Monatlich eine neue Karte

Mittlerweile ist Lawson derart versiert, was die afrikanische Küche angeht, dass er in seinem Restaurant bis zur Schließung monatlich eine neue Karte anbieten konnte. Auf die Rezepte, querbeet vom ganzen Kontinent, kommt er nicht etwa ganz modern über das Internet. Nein, da geht er den Weg der alten Schule. „Wenn ich Afrikaner sehe, spreche ich sie an, frage, ob sie mir Rezepte aus ihrer Heimat verraten können – und dann kochen wir oft gemeinsam“, erzählt er. In Schweinfurt ist er mittlerweile richtig angekommen und hat sich ein großes Netzwerk aufgebaut. „Ich will den Leuten zeigen, dass wir Afrikaner uns integrieren können und hohe Qualitäten vorweisen können.“

Mit seinem Team bringt er ein kleines Stück afrikanischer Lebensfreude nach Schweinfurt. Wie er durch die Corona-Krise kommt, kann er selbst noch nicht absehen. Alle in der Gastronomie warten auf eine Perspektive, wann sie ihre Lokale wieder öffnen können. Momentan bietet er Speisen zum Mitnehmen an, um sich während der Schließung zumindest etwas über Wasser zu halten. „Bis August halten wir das auf keinen Fall durch“, ist er sich sicher. Der ein oder andere Plan-B liegt aber schon in Lawsons Schublade: „Ich will weiter lernen und vorankommen – zusammen mit Schweinfurt. Die Stadt hat großes Potenzial.“

 
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