Etwa 300 Austritte notiert die katholische Kirche in Schweinfurt Jahr für Jahr. Der Priestermangel ist allenthalben in den noch neun Pfarreien zu spüren. Das Stadtdekanat hat jetzt den Bischof gebeten, in Schweinfurt eine Großpfarrei einzurichten, die für die neun Gemeinden (mit jeweils einem Priester, Gemeinde-, Pastoralreferent oder Diakon vor Ort) zuständig sein wird.
Schweinfurt übernimmt so die Vorreiterrolle in der Diözese, in der es irgendwann nur noch 40 (Groß-)Pfarreien geben soll. In Würzburg, Aschaffenburg und in den Landkreisen hinkt die Entwicklung weit hinterher.
Ende der Pfarreiengemeinschaften
„Wir wollen den Auftrag der lebendigen Kirche in einer sich änderten Kirche und Gesellschaft erfüllen“, sagt Stadtdekan Stefan Redelberger im Gespräch mit dieser Redaktion. Dafür gelte es neue Strukturen zu schaffen, für die die Vorbereitungen seit über zehn Jahren laufen. Der wichtigste Zwischenschritt war die Gründung der vier Pfarreiengemeinschaften, die es alsbald nicht mehr geben wird, deren positive Impulse jedoch gepflegt werden sollen.
Am 9. Januar hatten sich die hauptamtlichen Seelsorger der katholischen Kirche in Schweinfurt, der Dekanatsrat (das höchste Laiengremium), die Pfarrgemeinderats-Vorsitzenden und die Kirchenpfleger im Dekanat zu einer gemeinsamen Sitzung getroffen und den Brief an den Bischof verfasst. Im Visier hatte man dabei die „Verkündung der Frohen Botschaft Jesu in unserer Zeit und die Kirche für die Menschen“, so Redelberger.
Ein Pfarrer an der Spitze
Personell soll die Stadtpfarrei aus den neun Gemeinden mit einem leitenden Pfarrer besetzt werden. Die weiteren neun Seelsorger sollen auch für die Stadtpfarrei, aber vor allem für und in den Gemeinden aktiv sein. Neu wird es einen Verwaltungsleiter für alle Gemeinden geben, der die Seelsorger (etwa bei Fragen rund um die Kindergärten) entlastet. Zentralisiert werden Dienste wie etwa Beratungsstellen und die Büros von Verbänden in dem bereits teilweise sanierten Dekanatszentrum an der Schultesstraße (Kosten 3,5 Millionen Euro). Außerdem wird St. Anton zu einem kirchlich-sozialen Zentrum bis Ende 2018 umgebaut (für 15. Mio. Euro). Mehr dazu in der Samstagsausgabe.
Gearbeitet wird aktuell an der Arbeitsplatzbeschreibung für den leitenden Pfarrer und an einer Stärkung der ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Gemeinden und in der Stadtpfarrei, – in der Verkündigung, in der Nächstenliebe und im Gottesdienst.
Redelberger wirbt für eine offene Kirche, in der die Gemeinden, die Vereine und die Verbände eigenständig bleiben, mit der Stadtkirche solidarisch verbunden sind und von dieser Hilfe bekommen können, beispielsweise bei der Kommunikation, Moderation und Leitung.
Eigene Profile schärfen
Die neun Gemeinden soll ihr Profil behalten und schärfen. Unter dem Dach der Stadtkirche muss nicht überall alles, sondern nur das angeboten werden, das die Gemeinde leisten will und kann. Erste Schwerpunkte sind gesetzt oder zeichnen sich ab, wie etwa kulturelle Veranstaltungen in Heilig Geist und die Jugend in St. Kilian. Wichtig ist dem Dekan, dass die Kassen in den so auch wirtschaftlich eigenständigen Gemeinden bleiben. Einen finanziellen Beitrag zur Stadtpfarrei und den zentralen Angeboten werden diese allerdings leisten müssen.
Noch zu definieren ist die künftige Rolle des Dekanatsrats, nachdem es in den Gemeinden keinen Pfarrgemeinderat, sondern nur noch den ebenfalls ehrenamtlichen zu besetzenden Gemeindeausschuss geben wird. Auch die Rolle des Dekans muss neu bestimmt werden, wobei sich eine Doppelfunktion (Leitender Pfarrer und Dekan) anbietet.
Keine Entscheidung über die Immobilien
Spannend wird gewiss auch das Zusammenrücken der Verbände mit den Gemeinden und der Stadtpfarrei, denn was in den Gemeinden möglich ist, soll dort auch stattfinden, weshalb etwa der Caritasverband sowohl zu zentralen wie auch zu Veranstaltungen in den Stadtteilen einladen soll. Das Votum an den Bischof wurde bei drei Enthaltungen und ohne Gegenstimme von den 46 Konferenzteilnehmern am 9. Januar für gut befunden. Offen ist die Zukunft der Immobilien der Kirche. Bislang steht nur fest, dass das Bischof-Josef-Stangl-Haus in der Friedrich-Stein-Straße verkauft wird.