
Es beginnt mit einer Szene, die weit weg vom harten Leben auf der Straße stattfindet. Kida Khodr Ramadan taucht mit dem Kopf aus dem Wasser eines Pools auf, im Hintergrund sieht man die Skyline einer Millionenstadt. Es ist unklar, um welche es sich handelt. Die Szene wird mit Ramadans Stimme hinterlegt. "Ich bin eine Art Mensch, der eine große Klappe hat, der etwas beweisen will." Einen wie ihn wird es im deutschen Film nicht noch einmal geben, beschwört der 46-Jährige förmlich.
Es ist der Beginn einer dreiteiligen Doku-Serie des SWR, die auf der Mediathek der ARD abzurufen ist, über den Schauspieler, Produzenten und Regisseur Kida Khodr Ramadan. Seinen großen Durchbruch erlebte der Berliner mit libanesischen Wurzeln vor knapp sechs Jahren mit der Gangsterserie "4 Blocks". Ihm gelang es, die bis dato fast unsichtbare Community der Menschen mit Migrationsgeschichte in den deutschen Film zu bringen. Doch wer ist dieser Typ mit der großen Klappe überhaupt? Dieser Frage ging der gebürtige Schweinfurter Christoph Gampl in seinem Dokumentarfilm nach.
"Er ist kein einfacher Typ"
"Er ist eine wirklich ungewöhnliche Persönlichkeit im deutschen Film-Business", erklärt Gampl die Beweggründe für den Film über Kida Khodr Ramadan. Beide kennen sich seit gut acht Jahren, 2017 drehten sie dann gemeinsam den Film "Man from Beirut". Gampl heftete sich über Jahre an Ramadans Fersen und hielt die Kamera dabei drauf – auch wenn es unangenehm wurde. "Ich habe vor nichts Angst, außer vor dem Finanzamt", sagte Ramadan während des Drehs einmal in die Kamera. Ein sinnbildlicher von vielen Sätzen, die sich irgendwo zwischen "Straßen-Pathos" und Selbstironie bewegen.
Gampl war nicht nur am Filmset von "4 Blocks" und der brandneuen Warner-Serie "German Genius" dabei. Der Weg führte auch zu Ramadans alter Schule im Berliner Stadtteil Kreuzberg und in der letzten Folge sogar an seinen Geburtsort Beirut, der Hauptstadt des Libanons. Zu Wort kamen auch bekannte Gesichter, Weggefährten aus der Filmbranche, wie Frederik Lau, Detlev Buck oder Stipe Erceg.
Gampl gelang es, Ramadan auf eine Weise bei der Arbeit einzufangen, dass auch der branchenfremde Zuseher ein Gefühl dafür bekommt, was Kida Ramadan, der einst die Hauptschule abgebrochen hat, so besonders in diesem Beruf macht. Besonders greifbar wurde dies bei Gampls Aufnahmen am Set von "Asbest", der Serie, die kürzlich laut Sender zum "größten Erfolg aller Zeiten der ARD-Mediathek" wurde. Was Ramadan anfasst, wird zu Gold, könnte man meinen. Dabei ist er eine durchaus streitbare Person, was sich auch in der Doku-Serie zeigt. "Er ist kein einfacher Typ", sagt Gampl im Gespräch. "Das lässt er die Leute auch spüren." Gampl versuchte, weiter in die Person, den Menschenfänger, den Ausnahmeschauspieler Kida Khodr Ramadan vorzudringen.
Zurück in die Heimat
Als Kleinkind verließen seine Eltern mit ihm den Libanon. Mit Gampl hinter der Kamera kehrte er in der letzten Folge "Der Suchende" an den Ort zurück. Dort erzählt Ramadan über Kriegstraumata. Gesteht aber auch: "Ich bin Berliner." Mit der alten Heimat, der Art dort zu leben, fremdelt der Filmstar gewaltig, erkennt sich in den Menschen dort aber gleichzeitig auch wieder. Gampl denkt, Kida Ramadan taugt für viele junge Menschen mit Migrationsgeschichte als eine Art Vorbild. "Was viele aber wahrscheinlich nicht wissen ist, dass da ein Haufen Arbeit dahinter steht. Man kann nicht auf sein Glück vertrauen." Sein "Lieblings-Libanese" nimmt sein Glück selbst in die Hand – auch wenn das manchmal unangenehm wird. Für ihn und für andere.