
Im Internet steht, er stamme aus New York City, genauer gesagt aus Brooklyn. Das klingt gut, schließlich ist Tyrone Clay Rapper. Dabei kommt der Sohn eines US-Soldaten und einer Schweinfurterin aus Schweinfurt, statt in einem Problemviertel ist er im Leopoldina-Krankenhaus auf die Welt gekommen. Was allerdings nicht bedeutet, dass er den Stars aus Rap und Hip-Hop fern ist: Von Schweinfurt aus arbeitet er unter dem Künstlernamen Joe Young mit absoluten Stars der Hip-Hop-Szene und darüber hinaus zusammen. Kanye West, Wiz Khalifa, Lil Wayne, Wu-Tang Clan – alles Künstler, die Millionen Platten verkauft haben.
Am Anfang stand ein Video
Ständig fliegt der 34-Jährige in die USA. Zum Beispiel, um auf der Tour von Lil Wayne, der in den Staaten schon mehrere Nummer-1-Alben hatte, das Publikum anzuheizen. Im Studio nimmt er zusammen mit den befreundeten Künstlern Stücke auf, die dann auf Alben oder sogenannten Mixtapes veröffentlicht werden, so etwa 2009 mit Kanye West.
Angefangen hat für Clay alles 2006 in Schweinfurt. Er war damals vor allem Partypromoter und Veranstalter, machte zwar bereits Musik, aber eher als Hobby. Dann kam das, was Clay als einen „Meilenstein im Schweinfurter Rap“ bezeichnet: Er buchte als Veranstalter den US-amerikanischen Rapper und Hip-Hop-Produzenten Inspectah Deck, ein Mitglied des legendären Wu-Tang Clan, für ein Konzert in Schweinfurt. „Und dann habe ich ihn einfach gefragt, ob wir zusammen einen Track machen wollen.“ Inspectah Deck hörte ein paar Sachen Probe – und willigte ein. Auf dem Dach der Schweinfurter Stadtbücherei entstand ein Video, dass bei den Hip-Hop-Fans der Stadt ziemlich für Aufsehen sorgte.
Von da an setzte sich die Geschichte quasi per Mund-zu-Mund-Propaganda fort. In der Szene kennt man sich untereinander, empfiehlt sich weiter oder eben nicht. Für Joe Young – der seinen Namen während einer Busfahrt von Wu-Tang-Mitglied Ghostface Killah bekam – lief es gut. Auf den einschlägigen Internetportalen und auf großen Musikseiten ist sein Name zu finden.
Verwurzelt in Franken
„Ich habe mir zum Ziel gemacht, mit jedem, der mich musikalisch beeinflusst hat, mal Musik zu machen“, so Clay. Hochgesteckte Ziele, er arbeitet daran. In ein paar Wochen geht es wieder in die USA, da tritt er mit einem Hip-Hop-Superstar auf, den Namen kann er noch nicht sagen.
Schweigen muss der Musiker oft auch, wenn es um sein anderes Standbein geht: Er schreibt Songs, speziell Refrains, im Auftrag der Plattenfirma BMG. Häufig sind das Ghostwriter-Aufträge, Clays Name erscheint also nicht in der Liste der Mitwirkenden. Die Ideen dafür kommen ihm meistens in Schweinfurt. „Ich muss nicht wegziehen, um Inspiration zu finden“, sagt Clay. Seine Familie, seine Freundin sind hier. Und auch wenn er dem gängigen Bild des US-Rappers schon recht gut entspricht, so hat seine Sprache doch einen deutlich fränkischen Einschlag.