Ein Schwein erinnert an den Wandel des Klimas – und an die Möglichkeiten, es zu schützen. Etwas grimmig starrt es den Betrachter an. Die Augen sind geradeaus gerichtet, ein Ohr steht vom Kopf ab, eins hängt geknickt herunter. In mehrfacher Ausführung steht die kleine, braune Figur im Schweinfurter Rathaus.
Die Figur symbolisiert den inneren Schweinehund, den jeder für den Klimaschutz überwinden muss. So beschreibt Michael Joneck ihren Sinn. Er ist Leiter des Referates Klimawandel und Wasserhaushalt beim Bayerischen Landesamt für Umwelt und hat die Wanderausstellung organisiert, die in den kommenden drei Wochen in Schweinfurt zu sehen ist: „Klima Faktor Mensch“.
Die Ausstellung stellt ihrem Besucher zunächst eine Reihe Fragen. Können wir den CO2-Ausstoß bremsen? Werden wir die Erderwärmung in den Griff bekommen? Was habe ich mit dem Klimawandel zu tun? Das ist nur ein Teil der Fragen, die in eine große münden: Haben wir überhaupt eine Chance?
Die dazugehörigen Antworten liefert die Ausstellung ebenfalls – oder versucht es. Auch kleine Schritte zählen. Es liegt in unserer Hand. Wir haben Alternativen. Am Ende steht wieder eine Frage, die sich dieses Mal rhetorisch an den Leser richtet: Wann, wenn nicht jetzt?
Der Unterschied zwischen Wetter und Klima
Wann, wenn nicht jetzt? Diese Frage schwebt auch über Sorya Lipperts Rede, mit der die zweite Bürgermeisterin die Ausstellung eröffnet. Für den Klimawandel seien die Menschen und ihre Lebensweise verantwortlich. Lippert nennt Ernährung, Konsum und Energie als Ursachen. „Wir haben das Wetter krank gemacht“, sagt sie und fügt hinzu: „Können wir es wieder gesund machen? Ich denke, wir müssen es versuchen.“
Dass Lippert mit dem Wetter das Klima meint, lernen die etwa zehn Zuhörer, die zur Eröffnung der Ausstellung gekommen sind, aus Jonecks Einführung in das Thema der Ausstellung. Im Unterschied zu Wetter, das es über kurze Zeiträume gebe, bezeichne das Klima eine Periode von 30 Jahren, erklärt der Referatsleiter.
Er ermutigt die Zuhörer, dass jeder etwas für den Klimaschutz tun könne. Nachhaltig zu leben sei zwar schwer, aber die Lösung vieler Probleme. Jemand müsse anfangen, „diese Idee der Nachhaltigkeit aufzugreifen und zu leben“.
Eine Ausstellung fast ohne Strom
Die Ausstellung zeigt ihrem Besucher Menschen, die genau das machen – aber auch Menschen, die nicht klimabewusst handeln. Figuren symbolisieren einen Querschnitt der Gesellschaft in der Zukunft. „Früher war es total schwierig, stylische Kleidung aus Biobaumwolle und fairem Handel zu bekommen. Heute bekommt man das ja überall“, sagt zum Beispiel eine 19-jährige Auszubildende, die im Jahr 2023 lebt. Ein 55-jähriger Geschäftsführer dagegen setzt andere Prioritäten: „Als ob das dem Klima nutzen würde, wenn ich nur noch zu Fuß ginge. Soll ich mir wegen ein paar Spinnern oder Ökos gar das Autofahren verbieten lassen?“
Passend zum Thema sei die Ausstellung selbst nachhaltig, erklärt Joneck. Sie funktioniert bis auf einen Film ohne Strom. Wer etwas Interaktives ausprobieren möchte, muss vorher an einer Kurbel drehen. Die Figuren, Pulte mit Informationen und Wände sind aus Holz gefertigt. Joneck wollte eine Ausstellung entwickeln, die ihrem Besucher das Thema Klimawandel „spielerisch“ und nicht „mit erhobenem Zeigefinger“ nahebringt. Sie zeigt mögliche Folgen des Klimawandels in einigen Jahren, vermittelt Wissen und Möglichkeiten, etwas für das Klima zu tun. Joneck wünscht sich, dass das „Bewusstsein geschärft“ wird, „wie wir leben, wie viele Ressourcen verbraucht werden und diese Lebensweise zu hinterfragen“, sagt er. „Diese Ausstellung ist eine für Schüler, für Bürger, für Leute, die was wissen wollen.“
Astrid Köhler hat am Eröffnungstag sieben Anmeldungen von Schulklassen. Sie ist Klimaschutzmanagerin der Stadt Schweinfurt. Die Ausstellung passe gut zum Unterricht vieler Schulen, in dem Klimawandel zurzeit thematisiert werde. „Wir wollen die Schüler erreichen und sie zum Umdenken bewegen“, sagt Köhler.