
Die Menschen nach dem Krieg hatten zwar nicht mit dem Coronarvirus zu kämpfen, aber sie mussten viele Güter und Annehmlichkeiten entbehren, die für uns selbstverständlich sind. So ist es für uns heute eher die Qual der Wahl, welches Brautkleid oder welches Outfit man wählt, wenn man heiraten möchte. Nach dem Krieg war die Beschaffung eines Brautkleids eine nicht so ganz einfache Angelegenheit, wie der Bericht von Hermann Laarz über die Hochzeit seiner Eltern zu berichten weiß:
Der Vater von Hermann Laarz stammte aus Pommern. Nach seiner Rückkehr aus der amerikanischen Kriegsgefangengenschaft fand er in Gernach eine neue Heimat, nachdem er nicht mehr in seine Heimat zurückkehren konnte. Das war im Jahr 1946.
In Gernach lernte er seine Frau Elsa kennen – eine waschechte Gernacherin. Beide haben sich lieben gelernt, und sie wollten heiraten. Aber sie wollten an ihrem besonderen Tag natürlich auch einen Hochzeitsanzug und ein schönes Hochzeitskleid haben. Da kam der Onkel aus Amerika ins Spiel: er schickte einen Smoking und ein langes Nachthemd, das als Brautkleid durchging, nach Gernach.
Das Paar, so erzählte die Mutter von Hermann Laarz, wurde an seinem Hochzeitstag, dem 3. Juni 1947 für seine festliche Kleidung sehr bewundert. Am Hochzeitstag war es sehr warm, über 40 Grad, es gab nichts mehr Grünes auf den Feldern, die Kühe trieb man in den Wald, damit sie dort noch etwas Gras fanden. Die Hochzeitsgäste feierten dann im Garten, wo man ein schattiges Plätzchen aufsuchte.
Es wurde zur Feier des Tages ein Zicklein aus den Beständen der Brautmutter Doreth geschlachtet, dazu gab es Kartoffeln – sonst nichts. Besonders in Erinnerung ist geblieben, dass die Zigaretten, die der Onkel aus Amerika in das Paket mit den Hochzeitsgewändern gepackt hatte, fast alle geraucht wurden – aber Elsa hatte für ihren Heinz einige schon vorher zur Seite gelegt. "Es war aber trotz der eher schlichten Bewirtung ein schönes Fest" – so der Bericht des Paares an seinen Sohn.