Es ging recht humorvoll zu bei der offiziellen Vorstellung und Segnung der neuen Räumlichkeiten im ehemaligen Dekanatszentrum. Humor – und Geduld – hat es auch gebraucht, bis der Umbau des Dekanatszentrums in der Schultesstraße in trockenen Tüchern war. Umso erfreulicher, dass der +plus.punkt, so der neue Name für das Haus, für die Menschen der Region und die dort tätigen Mitarbeiter ein in jeder Hinsicht großes Plus geworden ist.
Der +plus.punkt ist eine wichtige Adresse für Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen. Für Menschen, die nach neuen Perspektiven, positiven Begegnungen oder vertraulichen Gesprächen suchen, wie Richard Keller, Geschäftsführer des Diözesanbüros, betonte. Eine Anlaufstelle auch für Haupt- und Ehrenamtliche der katholischen Kirche, die sich in den Kirchengemeinden und Verbänden engagieren. Die waren sehr zahlreich gekommen, um dabei zu sein, als die neuen Räume vorgestellt wurden, die Domkapitular Christoph Warmuth abschließend segnete.
Eine lange Baugeschichte – Erst Variante vier wurde umgesetzt
Zuvor jedoch war viel zu hören über die nicht immer einfache Umbaugeschichte, die bis ins Jahr 2005 zurückreicht – damals hatte man sich noch eine Renovierung unter Beibehaltung der Raumaufteilung vorgestellt – und über die Möglichkeiten der am Ende nun doch sehr gelungenen und von den Anwesenden gelobten Einrichtung.
Ehe-, Familien- und Lebenberatungsstelle, katholische Betriebsseelsorge, Citypastoral Schweinfurt, Diözesanbüro für Stadt und Landkreis Schweinfurt, die Familienseelsorge für die Region Schweinfurt, katholische Arbeitnehmerbewegung Schweinfurt, katholische Erwachsenenbildung Schweinfurt mit religionspädagogischer Medienstelle und das katholische Senioren-Forum Regionalstelle Schweinfurt – all diese Einrichtungen sind nun im +plus.punkt in der Schultesstraße 21 zu finden. Viele der im Haus ansässigen Dienstellen sind nicht nur für den Bereich der Stadt Schweinfurt, sondern bis weit in die Region hinein tätig.
Herausragendes Denkmal des Betonbrutalismus
Das Dekanatszentrum sei ein „herausragendes Denkmal des Betonbrutalismus“, wie es Diakon Peter Hartlaub, der die Eröffnungsveranstaltung moderierte, mit einem Augenzwinkern bezeichnete. Dieses Gebäude, erbaut Mitte der 60er-Jahre, in die Neuzeit zu holen, war kein leichtes Unterfangen. Nicht nur die Technik war marode geworden, auch in energetischer Hinsicht war das Gebäude alles andere als auf Höhe der Zeit.
Richard Keller hatte sich die Mühe gemacht, die beinahe unendliche Geschichte der Umgestaltung zusammenzufassen. Unterstützt wurde er dabei von „Bruder Humorius“ alias Dr. Albrecht Garsky, der sozusagen von der „Empore“ des Pentagons herab seine gelungenen „Lesungen aus dem Buch der Mängel“ beisteuerte. Um eine lange Geschichte kurz zu machen – es war die vierte Planungsvariante die schließlich in die Tat umgesetzt wurde. Abriss, Mehrgenerationenhaus, Jugendkirche – viele Pläne wurden gemacht und wieder verworfen. Bis zu neun Millionen Euro hätten einige der ambitionierten Ideen gekostet. Erst Variante vier war auch in finanzieller Hinsicht machbar – 1,4 Millionen Euro für das Hinterhaus, 2,4 Millionen Euro für das Vorderhaus waren veranschlagt. Diese Vorgaben wurden in etwa gehalten, rund vier Millionen wurden verbaut, der Hof muss noch gemacht werden.
Jugendtreff „kom,ma“ weiter im Haus
Auch der Jugendtreff „kom,ma“ ist weiterhin im Haus und ist in den ehemaligen Saaltrakt eingezogen. Einen Eigentümerwechsel hat es in all den Jahren auch gegeben – 2014 verkaufte die Kirchenstiftung Heilig Geist, die das Haus 1966/67 gebaut hatte, an den Bischöflichen Stuhl – es war also einiges los von der Idee bis zur Fertigstellung. Geduld und Humor – es wurde schon erwähnt – waren reichlich nötig. Das hat nicht nur „Bruder Humorius“ zur Feder greifen lassen, auch Architekt Herbert Osel nahm es mit Humor, immerhin waren es auch 15 Jahre Arbeit für sein Büro. „Ursprünglich sollten wir eigentlich nur eine Behindertentoilette einbauen“, meinte er schmunzelnd. Am Ende aber hat sich alles gefunden, neue Technik, neue Leitungen, helle Farben, energetische Sanierung – alles auf dem neuesten Stand.
Im April 2015 hatte man mit dem 1. Bauabschnitt der vierten Planungsvariante (Hinterhaus) begonnen. Unter Bauleitung von Architekt Christoph Adami startete im Mai 2016 der 2. Bauabschnitt (Vorderhaus). Vorder- und Zwischenbau wurden vollkommen entkernt. Besonders intensiv waren die Abbrucharbeiten bei Aufzugsschacht und Treppenhaus. Aus dem einen Jahr Bauzeit wurden eineinhalb, geplante Einzugstermine mussten zweimal verschoben werden, bis im Herbst 2017 die Räume nach und nach bezogen wurden.
Was lange währt, wird endlich gut. Dieser Spruch hat sich einmal mehr bewahrheitet. Die Bedeutung dieses Zentrums für die Menschen würdigten auch die Gäste, die Grußworte mitgebracht hatten. Bürgermeister Karl Heinz Kauczok für die Stadt, Dekan Werner Kirchner, der stellvertretende evangelische Dekan Heiko Kuschel und Dorothea Weitz von der Mitarbeitervertretung im Bischöflichen Ordinariat, betonten wie gut es sei ein Haus zu haben, in dem die Menschen zusammenkommen und dass man gemeinsam ein Plus für Stadt und Region sein wolle.
Christliche Angebote für die ganze Region
Wie kam es zu diesem Plus, diesem Namen +plus.punkt, der die Bezeichnung Dekanatszentrum aus den Köpfen verdrängen soll? Durch die Überlegungen zur Pastoral der Zukunft und die Gründung der Stadtpfarrei Schweinfurt im Mai 2017 wurde deutlich, dass der bisherige Name des Hauses nicht mehr passend ist. „Dekanatszentrum“ beschreibe nicht hinreichend, was durch die Dienststellen, die meist auch für den Landkreis Schweinfurt und manche auch für die ganze Region Main-Rhön tätig sind, abgedeckt werde. Nach Überlegungen in verschiedenen Gremien kam man in der Seelsorgekonferenz Schweinfurt-Stadt auf den Namen +plus.punkt – katholische Kirche der Region. Und natürlich steht das + auch für das Kreuz, für die christlich geprägte Arbeit mit und für die Menschen.
Nach dem offiziellen Teil wurde übrigens zum „Musikabend“ in den Saal eingeladen. So viel Nostalgie muss sein, die waren früher schon im „Dekanatszentrum“ – das es ja jetzt offiziell nicht mehr gibt – legendär.