"Toujours l’amour" zieht sich als Leitmotiv durch die Operette "Ball im Savoy" des ungarisch-deutschen Komponisten Paul Abraham (1892-1960). Doch das eigene Leben des jüdisch-stämmigen Abraham war alles andere als Harmonie und Liebe: Die umjubelte Berliner Uraufführung der Operette 1932 ließ zwar einen weiteren Mega-Erfolg erwarten, doch das NS-Regime verbot weitere Vorstellungen. 1933 wird der Starkomponist zum Gejagten: Er flieht nach Budapest, Wien, Paris, nach New York, wo niemand Interesse an seiner Musik zeigt. Abraham wird krank, Freunde holen 1956 den geistig Verwirrten aus einer psychiatrischen Anstalt zurück nach Hamburg.
Nun "Vorhang auf" im Schweinfurter Theater im Gemeindehaus für die zweimalige glänzende Aufführung vom "Ball im Savoy" von der "Kammeroper Köln". Regisseur und Choreograf Vanni Viscusi hat um sich ein erfahrenes Team versammelt: Jörg Brombacher schuf das variable Bühnenbild mit Art Deco-Elementen, Gesa Gröning die aufwendigen Kostüme im Gatsby-Stil, Esther Hilsberg leitet ein kleines, gut im Nebenraum platziertes, Orchester, das die damaligen Modetänze Känguruh-Step, Fox und Blues präsentiert. Eine swingende Klarinette und ein unermüdliches Banjo deuten zaghaft etwas Jazz an.
Schöne, leuchtende Sopranstimme
Als einen Edelstein im großen Ensemble darf man sicher Nicola Becht als Madeleine bezeichnen. Sie begeistert mit ihrer schönen leuchtenden Sopranstimme, mit unangestrengten Höhen, die sie im Piano ausklingen lässt. Mario Zuber als Aristide gibt seiner Figur blendende Gestalt und schlanke, angenehm timbrierte Stimme. Zusammen gestalten beide "Ich hab einen Mann, der mich liebt" und "Toujours l’amour" zu Höhepunkten.
Um was es geht? "Ball im Savoy" variiert das bekannte Operettenthema des ehelichen Seitensprungs: "Was hat eine Frau von der Treue?", fragt Madeleine. Sie kommt zwar gerade mit ihrem Mann Aristide von ihrer Hochzeitsreise nach Nizza zurück, doch sie verstricken sich gleich – die Operette will es so – in Eifersuchtsdramen, die beim "Ball im Savoy" in Nizza eskalieren.
Komödiant Tyler Steele als Mustapha Bey und Hannah Rühl (Daisy Parker) sind das quirlige, frech-frivole Buffopaar, das mit der Tänzerin Tangolita (Sofia Coretti) und dem schüchternen Anwalt Celestine (Christoph Loebelt) für Verwirrung sorgt. Zwischen Mustapha und Daisy hat es schnell gefunkt, in zwei mitreißenden Revueszenen (Vanni Viscusi) behaupten beide: "Es ist so schön am Abend bummeln zu geh`n" und "Ich hab mich halt verliebt in dich". Zum Schluss ein Happy End und ein Beifall umrauschtes Finale. Und auf dem Nachhauseweg begleitet einen mindestens eine der bitter-süßen Abraham-Melodien.