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Schweinfurt
Ein Mann der Kunst: Lesung von Kristof Magnusson im Museum
Autor Kristof Magnusson und Gastgeberin Johanna Bonengel bei der Lesung im Georg Schäfer Museum.
Foto: Werner Bonengel | Autor Kristof Magnusson und Gastgeberin Johanna Bonengel bei der Lesung im Georg Schäfer Museum.
Bearbeitet von Franziska Schmitt
 |  aktualisiert: 23.10.2021 03:16 Uhr

In der Veranstaltungsreihe "Literatur!" im Schweinfurter Museum Georg Schäfer werden regelmäßig Literatur und Kunst zusammengebracht. Johanna Bonengel, die immer als Moderatorin fungiert, lud dieses Mal Kristof Magnusson ein, der in seinem Roman "Ein Mann der Kunst" die Kunst, einen Künstler, die Kunstfans und den Kunstmarkt in den Mittelpunkt stellt. Denis Scheck, einer der bekanntesten Literaturkritiker in Deutschland, hat über dieses Buch gesagt, dass es "einem die Liebe zur Kunst und zur Literatur zurückgeben kann."

Der deutsch-isländische Schriftsteller Kristof Magnusson ist Theaterautor, Essayist, Übersetzer und vor allem Romanautor, wie es im Schreiben an die Presse heißt. Mal erzählt er vom Ärzte-Alltag, mal von der Bankerszene, mal vom Literaturbetrieb. Er beobachtet genau, die Menschen, das Milieu, die Wirklichkeit. Im Roman "Ein Mann der Kunst" (erschienen 2020) leuchtet Magnusson die Kunst und den Kunstbetrieb literarisch aus, und das mit großer Genauigkeit, mit einem humorvollen Blick auf menschliche Schwächen. Der Autor bleibt aber seinen Figuren empathisch verbunden.  

Ein heiterer, aber nicht böser Blick

Im Gespräch zwischen Johanna Bonengel und Kristof Magnusson wurde deutlich, dass der Autor seine Geschichte nicht unbedingt als Satire versteht, dass er nicht überheblich sein will. Unterschiedliche Lesarten müssten möglich sein. Ein heiterer, aber nicht böser Blick, das sei sein Ding.

Magnusson las zunächst eine Passage, die die Ausgangssituation deutlich macht: Da ist der weltberühmte, hoch gehandelte, grantelnde, eitle Künstler KD Pratz, der auf einer Burg am Rhein lebt und vor der Welt die Zugbrücke hochgezogen hat. Er hat schon viele Kunstrichtungen vom politisch angehauchten Fotorealisten zum komplett Abstrakten durchgezogen und verweigert sich jeglicher Vereinnahmung durch den Kunstbetrieb. Und da ist der kunstbegeisterte Förderverein eines Frankfurter Museums, der einen ausschließlich dem Künstler Pratz gewidmeten Neubau plant. Es gelingt, ein exklusives Treffen mit dem Maler und einen Besuch auf der Burg zu arrangieren.

In der zweiten Lesepassage erzählte Magnusson von dem Zusammentreffen der Mitglieder des Fördervereins und dem Maler. Es ist köstlich, wie sie der Autor mit klugen Mitteln so treffend charakterisiert, dass beim Zuhören sofort das Kopfkino läuft: Da gibt es im Kreis der kunstbeflissenen Individualisten den finanzstarken, nicht unbedingt feinsinnigen Herrn von Drübber, vom Erzähler nur "das Einstecktuch" genannt, das pensionierte, kunstsinnsuchende Pastorenehepaar in "naturtrüben Kleidern" oder den Chef des Museums, der seine ins Wanken geratene Karriere fest im Blick hat und die Kunstkauderwelschsprache perfekt beherrscht, aber da ist vor allem Ingeborg, die Vorsitzende des Fördervereins und Psychoanalytikerin, die für die Kunst von KD Pratz brennt. Dem steht der rätselhafte Malerfürst gegenüber, ein Misanthrop, ein Menschenverachter, ein Globalschimpfer auf alles Moderne, der seinen Besuchern die Unvollkommenheit der Welt und ihre eigene um die Ohren haut. "Kunst ist zum Teufel gegangen", so der hassspukende Künstler.

Eklat in der Bäckereimanufaktur

Schließlich kommt es zum Eklat zwischen den Kunstfans und dem Maler – in einer Bäckereimanufaktur, die der Maler als Inbegriff des Authentischen bejubelt. Für ihn ist die Backstube der Inbegriff des Guten, Wahren, Ursprünglichen und Schmackhaften. Magnusson lässt diesen Mythos zerplatzen wie eine Seifenblase, als bärtige Hipster die Erzeugnisse alter Rezepte für Instagram fotografieren.

Nach dem Eklat geht es erst so richtig los, aber mehr wurde nicht verraten. Es sei aber angedeutet, dass am Ende die Handlung in der Realität des Kunstbetriebs ankommt. Die Erkenntnis: "Dieser ganze Kunstbetrieb ist doch nichts als ein Endlager für Leute, die sich für zu kultiviert halten, um einfach abends den Fernseher anzumachen."

Fazit am Ende der Lesung: Klasse Unterhaltungsliteratur, viele fröhliche Gesichter und ein leer geräumter Büchertisch.

 
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