Auf den Tag genau vor 30 Jahren war er gegründet worden: der Hospizverein Schweinfurt. Vorsitzender Dr. Johannes Mühler eröffnete sichtlich stolz den Festabend in der Rathausdiele, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. Viele Gäste aus Politik und Gesellschaft, aus der Palliativ- und Hospizbewegung, waren der Einladung gefolgt, um mit dem Verein das runde Jubiläum zu begehen, allen voran die Gründungsmitglieder, die vor drei Jahrzehnten den Hospizverein unter denkbar einfachen Umständen aus der Taufe hoben.
So erinnert sich Pfarrerin Susanne Rosa an die ersten Momente: "Als mein Mann und ich nach Schweinfurt gezogen sind, gab es außerhalb der Krankenhäuser und Arztpraxen keine Unterstützung für schwerstkranke Menschen und ihre Angehörige in Schweinfurt. Die Menschen wollten mehrheitlich nicht in den Krankenhäusern sterben, aber wie sollte das zu Hause gehen – ohne Begleitung mit aller Last auf den Schultern von einem Angehörigen? Mein Mann und ich wollten diese Situation nicht hinnehmen."
Gleichgesinnte waren schnell gefunden
So habe man Gleichgesinnte gesucht. Und die waren schnell gefunden, denn die Resonanz war überwältigend: Schon am 26. Oktober 1993 konnte der Verein gegründet werden. Die äußeren Umstände seien am Anfang noch sehr bescheiden gewesen, so fanden die ersten Vorstandssitzungen noch im Wohnzimmer des Pfarrerehepaars Keßler-Rosa statt.
Bereits im Herbst 1993 startete der erste von mittlerweile über 25 Hospizhelferkursen unter fachlicher Leitung von Pfarrer Franz Feineis, der seit 1991 im Leopoldina-Krankenhaus als Klinikseelsorger wirkt. Am Festabend erfuhren die Ehrenamtlichen besonders viel Lob und Wertschätzung.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé, er schloss auch die Landkreise Schweinfurt und Rhön-Grabfeld mit ein, dankte für den unverzichtbaren Dienst der Hospizhelferinnen. Dieses Ehrenamt sei unermesslich wichtig und werde immer notwendiger. Auch Anja Weißgerber sprach dem Verein mit seinen Ehrenamtlichen großen und persönlichen Dank aus: Sie könne aus eigener familiärer Erfahrung berichten, mit wie viel Hingabe und Liebe die Ehren- und Hauptamtlichen, Familien mit einem schwerkranken Angehörigen unterstützen.
Dank an Gründer und Pioniere
Dr. Johannes Mühler und Susanne Ritzmann, die beiden Vorsitzenden des Vereins, dankten den Gründungsmitgliedern und einigen "Pionieren aus der Gründungszeit" mit einer Ehrenurkunde des Hospizvereins. Die ehrenamtlichen Hospizhelferinnen des Vereins erhielten neben einer Dankeskarte als Zeichen für ihren Liebesdienst eine Rose.
Dr. Rainer Schäfer, ehemaliger Chefarzt am Würzburger Juliusspital und einer der Motoren der Palliativ- und Hospizbewegung in Unterfranken, hielt den Festvortrag "Sterben in Würde – Alter Mythos oder tatsächlich erreichbar?". Bei seinem Streifzug durch die Geschichte und Philosophie des Sterbens zeigte er Palliativmedizin und Hospizbewegung als unverzichtbare Klammer, die bei aller Technisierung und Ökonomisierung der Medizin ein Sterben in Würde und Autonomie möglich machen.
Dies sei ein ungeheurer Fortschritt im letzten Jahrhundert gewesen und man könne immer noch viel mehr tun, damit der Mensch "seine Regiekompetenz (als Autonomie) bis zum Sterben in Schmerz- und Symptomfreiheit" beibehalte. Eine besondere Note erhielt der Abend durch die einfühlsame musikalische Begleitung durch Nino Deda und Amby Schillo, die mit "Lieder der Poesie" für einen würdevollen Rahmen der Jubiläumsfeier sorgten.