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SCHWEINFURT
Ein Leben neben dem Fußball
Gemeinsames Ziel: Mit Yusuf Emre Kasal (rechts) hat Halil Cesur (in Kasals Original-Trikot von Denizlispor), der in Schweinfurt Ausbildungsplätze für türkischstämmige Schulabgänger sucht, einen Mitstreiter gefunden, um den Jugendlichen die Bedeutung von Schulbildung zu erklären. Kasal ist Profifußballer in der Türkei, in Sennfeld aufgewachsen und hat neben dem Fußball sein Abitur gemacht.
Foto: Waltraud Fuchs-Mauder | Gemeinsames Ziel: Mit Yusuf Emre Kasal (rechts) hat Halil Cesur (in Kasals Original-Trikot von Denizlispor), der in Schweinfurt Ausbildungsplätze für türkischstämmige Schulabgänger sucht, einen Mitstreiter gefunden, ...

Von unserem Redaktionsmitglied

Josef Schäfer

 |  aktualisiert: 11.06.2013 17:24 Uhr

Yusuf Emre Kasal ist zwar nicht jedem Fußballkenner ein Begriff. Doch unter Schweinfurter Jugendlichen, die sich für den Sport begeistern und türkischer Herkunft sind, kennt jeder den Namen des 25-Jährigen. Er ist quasi einer von ihnen: Er hat eine von vielen Kindern erträumte Profikarriere eingeschlagen und kickt derzeit bei Denizlispor in der Türkei; manchmal sehen sie ihn bei Fernsehübertragungen. In diesen Tagen befindet sich Kasal auf Heimaturlaub bei seinen Eltern in Sennfeld. Und macht sich gleichzeitig für die berufliche Integration türkischstämmiger Jugendlicher stark.

Sonntagnachmittag auf dem Schillerplatz: Die Fatih-Camii-Moschee richtete die „Kirmes“ aus – ein Familienfest für alle türkischen Gemeinden und auch deutsche Gäste. Mittendrin Halil Cesur. Er ist für die Gesellschaft für berufliche Förderung (GbF) hauptsächlich damit beschäftigt, Schulabgänger mit Migrationshintergrund in berufliche Ausbildung zu bringen. Heute trägt er statt Anzug voller Stolz Kasals Original-Trikot. Unter der Rückennummer sechs prangt der Schriftzug Yusuf Emre. In der Türkei ist es üblich, nur den Vornamen auf das Hemd zu drucken.

Kasal unterstützt während seines Urlaubs Cesur, kommt mit Jugendlichen zusammen, berichtet davon, wie wichtig es ist, nicht nur seinem Traum hinterherzujagen, sondern auch auf eine gute Schulbildung zu bauen: „Sie sollen sich nicht darauf festlegen, Fußball- oder Rap-Star zu werden.“ Wenn einer wie Kasal diese Botschaft verbreitet, kommt das eher an, als wenn er es selbst tut, lacht Cesur. Von Kasals Auftritten verspricht sich Cesur zusätzliche Motivation, um das Bewusstsein Jugendlicher zu stärken.

Kasals Autogramme sind am Sonntag begehrt, obwohl er sie gar nicht so gerne schreibt, wie der 25-jährige Mittelfeldspieler bekennt. Das Wort „Fußballstar“ mag er überhaupt nicht. Er hat seine ersten fußballerischen Gehversuche bei der SG Sennfeld und dem FC 05 Schweinfurt gemacht. Sein Talent führt den damals 15-Jährigen zum 1. FC Nürnberg. 21-mal berufen ihn die Trainer in verschiedene Junioren-Nationalteams der Türkei.

Viele Fragen stürmen auf ihn ein, sagt Kasal über die Begegnungen mit den Kindern. Natürlich über Fußball. Gleichzeitig will er aber auch vermitteln, dass Schul- und Berufsausbildung besonders wichtig sind. Auch manche Eltern seien noch davon zu überzeugen, die den Traum ihrer Kinder vom Profifußball oft bedingungslos unterstützen. Er selbst, so bekennt Kasal, habe die richtigen Menschen um sich gehabt, „die mich gelenkt haben“.

Doch dass eine Sportlerkarriere schneller enden kann, als man vermutet, hat er in Ansätzen durch eigene Rückschläge erlebt. Kasal, der das Humboldt-Gymnasium besucht und während seiner Juniorenzeit in Nürnberg das Abitur gemacht hat, steht 2011/12 im Kader von Jahn Regensburg, als das Team von der Dritten in die Zweite Liga aufsteigt. Kasal erleidet einen Bänderriss im Knie und schafft es nicht mehr ins Team.

Yusef Emre Kasal wechselt in die Türkei: Beim Zweitligisten Denizlispor setzt er sich auf Anhieb in der ersten Elf durch, bis ihn ein Kreuzbandriss fast die komplette Spielrunde außer Gefecht setzt. Am Ende kommt er nur auf fünf Einsätze; der Club landet auf dem elften Platz. Noch für ein Jahr hat Kasal einen Vertrag in Denizli, der Stadt ganz in der Nähe der berühmten Sinterterrassen von Pamukkale.

Der Kicker ist mit 25 Jahren im besten Fußballeralter. Und auch Kasal träumt durchaus von den großen türkischen Clubs in Istanbul oder gar Vereinen in Europa. Einige Jahre soll seine Karriere noch andauern, er will weiter nach oben. Doch gleichzeitig macht er sich Gedanken über seine Zukunft abseits des Rasens. Derzeit sucht sich Kasal ein Fach für ein Fernstudium aus.

Sein Plan: im Vereinsmanagement oder als Spielerberater arbeiten. Denn auch in diesem Bereich hat er Defizite erkannt: Viele Berater seien auf das schnelle Geld aus. „Haifische“, nennt Kasal sie.

Damit Kinder und Jugendliche nicht in den Teufelskreis kommen, wenn nicht ausreichendes Fußballtalent auf mangelhafte Schulleistungen treffen, hat Halil Cesur schon Termine mit Kasal ausgemacht. Dort werden sie ihn aber wohl auch fast nur über Fußball befragen.

 
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