„Arizona I“, ein Bild, 4,80 Meter lang, 2,80 Meter breit, bestimmt den gesamten Raum. Entstanden ist dieses Riesenformat, als Norbert Kleinlein für ein Stipendium in den USA war, und das Land bereiste. Eine „Landschaftsimpression“ nennt er die Arbeit, die zeigt, wie ihn das wechselnde Farbenspiel eines sich stufenförmig vor ihm aufbauenden Canyons gefangen nahm. 40 Jahre später greift Kleinlein dieses Motiv ganz aktuell neu auf: In der Plastik „Arizona II“, einer Treppe, die den Farben der Landschaft folgt, erdig im unteren Bereich, über Blautöne bis hin zum Weiß eines Schneefeldes oder eines fahlen Himmels. Davor platziert er einen stark reduzierten Schädel, beeinflusst von der Begegnung mit Indianern, einem zutiefst verletzten Volk.
Erich Schneider, der frühere Leiter der Schweinfurter Kunsthalle, hat Norbert Kleinlein einmal einen Langstreckenläufer genannt. Dieses Festhalten an seinem Weg, seinen Themen, kommt mit allen Abzweigungen auch in der Ausstellung zum Ausdruck, die der Kunstverein in seinem Kunstsalong in der Kunsthalle von Donnerstag, 29. April, bis Samstag, 5. Juni, zeigt.
„ausatmen – einatmen“ ist sie überschrieben. Die Worte stehen schlichtweg für das Leben. Kleinlein formuliert es etwas profaner „ich bleibe ein Leben lang bei der Sache“.
In Burgellern bei Scheßlitz geboren, hat Norbert Kleinlein im Schweinfurter Stadtteil Oberndorf eine neue Heimat gefunden. Dort betreut er als Bewohner des Künstlerhofes nicht nur das Erbe des Malers und Bildhauers Gustl Kirchner. Kleinlein hat zwar an den Werkkunstschulen in Würzburg und Augsburg studiert, sieht sich selbst aber eher als Autodidakt. 1983 erhielt er den Bayerischen Förderpreis für Bildhauer, ein Jahr später bekam er ein Arbeitsstipendium der Villa Massimo. Weitere Stationen führen ihn nach Budapest und in die USA. Bei einem Stipendium in Worpswede, 1984, entstand Kleinleins erstes Gemälde. Fortan prägten Skulptur und Malerei gleichberechtigt sein Schaffen.
In der Region und weit darüber hinaus ist Kleinlein durch Arbeiten im öffentlichen Raum und eine rege Ausstellungstätigkeit präsent, oft zusammen mit seiner Frau Heike, der renommierten Keramikerin.
Kleinlein arbeitet mit den unterschiedlichsten Materialien, bewegt sich zwischen Figürlichkeit und Abstraktion. Ein gutes Beispiel ist das Bild „Ins Blaue gehen“. Eine schlanke Figur bewegt sich durch eine Tür ins Freie. Blau hat Kleinlein während seines gesamten Schaffens bewegt. Blau, die Farbe der Romantik, des Himmels, des Meers, der Seen. Wie keine Farbe zeichnet sich das Blau durch seine Wandelbarkeit, eine Facettenvielfalt aus. Sie zu erforschen, darf man getrost als Langstreckenlauf begreifen.
Die Ausstellung des Kunstvereins sollte schon vor einem Jahr anlässlich des 75. Geburtstag des Künstlers gezeigt werden, fiel aber der Pandemie zunächst zum Opfer. Parallel zeigt Kleinlein Kleinformate in der Galerie Pfarr in Münnerstadt. Dort sind auch Keramiken Heike Kleinleins zu sehen.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr.