Er ist Ehrenhäuptling in Tansania und Ehrendomherr in Königgrätz (Tschechien): Pfarrer i. R. Otto Storg, langjähriger Seelsorger von Bischwind und Mönchstockheim, kann auf einen außergewöhnlichen Lebensweg zurückblicken. An diesem Dienstag, 16. September, feiert er im Wohnstift Steigerwald in Gerolzhofen seinen 100. Geburtstag. Dort verbringt er seit 2008 seinen Lebensabend.
Storg wurde 1914 in Schweinfurt geboren. 1936 legte er in Würzburg das Abitur ab und trat dann in das Priesterseminar in Würzburg ein. 1940 musste er das Theologiestudium unterbrechen, um am Frankreich-Feldzug teilzunehmen. Am 16. März 1941 weihte ihn Bischof Matthias Ehrenfried zum Priester. Bereits vier Wochen später wurde der junge Geistliche erneut zum Kriegsdienst eingezogen und leistete Sanitätsdienst beim Russlandfeldzug.
Er habe „die Schrecken eines furchtbaren Krieges“ erlebt, schreibt Storg in einem Lebenslauf, den er anlässlich seines 90. Geburtstags verfasste. Oft habe er seine Mahlzeiten mit bitterarmen russischen Frauen und Kindern geteilt. Nach der Eroberung Kiews Ende 1941 sollten alle Juden in der Stadt vernichtet werden. Doch bei der Abführung sei es ihm gelungen, rund 200 gefangene Juden abzusondern und in die Freiheit zu entlassen.
1945 kehrte Storg in seine Heimat zurück und trat in Fellen seine erste Kaplanstelle an. Die nächsten Stationen waren Wörth, Alzenau und Amorbach. 1952 wurde Storg Kuratus in Soden, 1959 Pfarrer in Hendungen. 1962 verlieh ihm Bischof Josef Stangl die Pfarrei Bischwind. Gleichzeitig wurde Storg zum Seelsorger von Mönchstockheim ernannt.
Seine besondere Liebe galt der Wallfahrtskirche „Bischwinder Kappel“, die er zwei Mal restaurieren ließ. Die Gemeinden Bischwind und Mönchstockheim dankten ihrem langjährigen Seelsorger mit Ehrenbürgerurkunden und der Bürgermedaille in Gold für seinen Einsatz. Beide Gemeinden betreute er 37 Jahre lang.
Bereits seit 1980 hatte sich Storg für den Kirchenbau in Tansania engagiert. Für drei Gotteshäuser in den Diözesen Iringa, Njombe und Songea stellte er aus Spenden und eigenen Geldern die Finanzmittel bereit. 2004 wurde Storg zudem Ehrenkanoniker des Kapitels der Heilig-Geist-Kathedrale im tschechischen Königgrätz. Die Verbindung zu Königgrätz reicht nach den Worten von Storg zurück in das Jahr 1944. Damals habe er als Patient im dortigen Lazarett gelegen. Nach der Grenzöffnung 1989 kehrte Storg zurück nach Königgrätz – und erschrak über die Lebensumstände. Von da an brachte Storg regelmäßig Hilfsladungen mit Lebensmitteln und Kleidung nach Königgrätz.