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Gerolzhofen
Ein Lächeln von erhaschtem Glück
Zum Abschluss freuten sich alle Verantwortlichen über einen gelungenen Abend (von links): Bürgermeister Thorsten Wozniak, Achim Hofmann, Silvia Kirchhof, Heinrich Karl, stellvertretende Landrätin Christine Bender, Gerolzhofens Weinprinzessin Johanna Würffel, stellvertretende Landrätin Bettina Bärmann, Landkreis-Kulturmanagerin Eva Krümpel und Landrat Florian Töpper.
Foto: Elke Tober-Vogt | Zum Abschluss freuten sich alle Verantwortlichen über einen gelungenen Abend (von links): Bürgermeister Thorsten Wozniak, Achim Hofmann, Silvia Kirchhof, Heinrich Karl, stellvertretende Landrätin Christine Bender, ...
Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 13.09.2024 02:33 Uhr

Eindrucksvolle Beispiele dafür, dass Qualität in der Kultur nicht nur städtischen Ballungszentren vorbehalten ist, sondern auch den kleinen ländlichen Raum auszeichnen kann, erlebte man am Wochenende in Gerolzhofen. Bei der Kulturveranstaltung "Kultur 29 kommt zusammen" des Landkreises Schweinfurt im Theaterhaus Gerolzhofen beleuchteten Silvia Kirchhof und Achim Hofmann, bekannt unter der Marke "Café Sehnsucht", und Heinrich Karl, Künstlername "der dschahli", musikalisch-literarische Aspekte aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Das geladene Publikum – Aktive aus Kultur und Politik – kam in den Genuss eines anspruchsvollen, politisch und sozialkritisch angelegten Programms mit vielen Bezügen zur heutigen gesellschaftlichen Entwicklung. Kirchhof und Hofmann hatten auf Wunsch von Landrat Florian Töpper Werke aus der Zeit der Weimarer Republik ausgewählt. Einige in den 20er Jahren entstandene Lieder aus dem Zyklus "Lieder eines armen Mädchens" von Friedrich Hollaender (1896 - 1976) versetzten das Publikum in die turbulente Zeit der ersten deutschen Demokratie.

Achim Hofmann führte in die zeitpolitischen Hintergründe ein, die heute unter dem Begriff "Weimarer Republik" zusammengefasst werden. Er schilderte auch die wirtschafts- und sozialpolitischen Entwicklungen, die in vielen Kreisen der Gesellschaft zu Verarmung und bitterer Not führten. Den Bogen ins Heute zu schlagen, Parallelen aufzuspüren, beispielsweise Vertrauensverlust und Radikalisierung, war ebenso konsequent wie sein Aufruf, aus Katastrophen die richtigen Lehren zu ziehen.

Illusion von erhaschtem Glück

Als Pianist war er kongenialer Partner von Silvia Kirchhof, die auf faszinierende Weise die Qualitäten von Diseuse und Chansonnière vereint. Mit ungeheurem schauspielerischem Talent und energiegeladener Suggestivkraft versteht sie es, ihre Zuhörerschaft direkt mit in die Welt derjenigen eintauchen zu lassen, die sie auf der Bühne verkörpert: An diesem Abend etwa ein kleines Berliner Mädchen, das sich fragt, ob sein Vater ein Säufer, ein Soldat oder ein Denker war. Das Berlin der 20er Jahre entsteht, von Armut und boulevardesker Pracht gezeichnet, das Mädchen voll naiver Unschuld, makabrer Träume ("Wenn ick mal tot bin, fängt das Leben an") und einer lächelnden Illusion von erhaschtem Glück.

Heinrich Karl, "der Dschahli", widmete sich der Erlebnis- und Gedankenwelt Erich Kästners: "Kästner mal anders" war seine Revue betitelt, die vielfältige Facetten des Mannes beleuchtete, dessen 125. Geburtstag und 50. Todestag in diesem Jahr zusammentreffen. Erich, der Frivoliker, im Vergnügungslokal, Erich auf einem Redoutenball in Berlin, einige Gedanken zum angeblichen Fortschritt der Menschheit, eine Begegnung mit Polly, der "waagrechten Natur" und ihrem Verstand, der nicht übers Bett hinausreicht, ein wenig Georg Kreisler, der sich temporeich und mörderisch seiner weiblichen Anhängerschaft entledigt – Texte voll Hintersinn und Witz, offenen Pointen, vorgetragen von einem geschickten Rezitator, professionellen Pianisten und Sänger.

Die Vielfalt in der Kultur

Eingangs hatte Landrat Florian Töpper die Vielfalt in der Kultur hervorgehoben und zum Austausch zwischen den Kulturträgern aufgerufen, zu welchem nicht zuletzt die Begegnungen an diesem Abend beitragen sollten. Es sei, so Töpper, wichtig, in Kultur und das funktionierende Kulturförderungssystem des Landkreises zu investieren. Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak würdigte einige herausragende kulturelle Veranstaltungen des Landeskreises, bevor Silvia Kirchhof einen Überblick über die Entstehung und aktuelle Aktivitäten des Theaterhauses gab.

Silvia Kirchhof und Achim Hofmann beeindruckten mit Liedern von Friedrich Hollaender.
Foto: Elke Tober-Vogt | Silvia Kirchhof und Achim Hofmann beeindruckten mit Liedern von Friedrich Hollaender.
 
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