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Ein kurzes Gastspiel: Das schnelle Ende der Panzerkaserne
Aufmarsch am 6. Oktober 1936 auf dem Marktplatz. Danach zog das Panzerregiment 4 in die neu erbaute Kaserne ein.
Foto: Hannes Helferich | Aufmarsch am 6. Oktober 1936 auf dem Marktplatz. Danach zog das Panzerregiment 4 in die neu erbaute Kaserne ein.
Hannes Helferich
Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 27.04.2023 02:44 Uhr

2014 verließ die US-Army den Standort Schweinfurt, den sie fast 70 Jahre mit den Ledward Barracks als Zentrale prägte. Sehr viel kürzer war die Zeit der Wehrmacht in der Panzerkaserne an gleicher Stelle zwischen Niederwerrner, Heeres- und Franz-Schubert-Straße. Deren Bau begann 1934. Am 6. Oktober vor 80 Jahren zogen erste Truppenteile ein. Am 30. Oktober 1936 fand für die wenig später angekommenen neuen Rekruten die Vereidigung auf den Führer statt. Im November 1936 standen Wehrmachtssoldaten erstmals auf dem Brönnhof.

Zeitgleich wurde auch die Flugplatzkaserne bei Geldersheim erbaut. Sie war in der NS-Zeit ebenfalls von 1936 bis 1945 der Fliegerhorst Schweinfurt, so die offizielle Bezeichnung. Danach diente sie den US-Amerikanern bis 2014 unter dem Namen Conn Barracks als Kaserne und Flugplatz. Der Geldersheimer Dorfchronist Alfred Popp hat die Geschichte der Flugplatzkaserne dokumentiert.

Es fehlt eine umfassende Dokumentation

Über die Panzerkaserne fehlt es an einer umfassenden Chronik, wenngleich es jede Menge einzelne Dokumente gibt. Solche aus den Archiven geschichtsbewusster Sammler, der Initiative gegen das Vergessen, hie und da finden sich Hinweise in stadtgeschichtlichen Broschüren oder Bänden mit Archivbildern über Schweinfurt. Über umfangreiches Fotomaterial verfügt Stadtrat Peter Hofmann, der zahlreiche Bilder – etwa vom Einmarsch des damaligen Panzerregiments auf dem Marktplatz und von der Kaserne – auch zur Verfügung stellte. Viele sind auf seiner Homepage www.schweinfurtfuehrer.de veröffentlicht.

Darunter auch die Fotos von der „stürmischen Begrüßung“ des Panzerregiments 4 am 6. Oktober auf dem Marktplatz in Schweinfurt. Am 12.

Oktober folgte der Einzug der Panzerjägerabteilung 38 in die neue Panzerkaserne, die „für damalige Zeiten das Modernste darstellt, was für Heereszwecke gebaut wurde“, heißt es in dem 1961 veröffentlichten Buch „Friedens- und Kriegserlebnisse einer Generation“ eines ehemaligen Regimentsangehörigen aus Kitzingen.

Der Aufmarsch auf dem Marktplatz wird in einem Regimentsbericht geradezu euphorisch beschrieben. „In den Straßen der Stadt wehen von allen Häusern Flaggen, Girlanden ziehen sich von Haus zu Haus, eine dicht gedrängte Menschenmenge wartet auf ihr Panzerregiment, da kommen sie.“ Die Mainfränkische Zeitung schrieb: „Als die Stahlkarosse anrollten, setzte ein förmlicher Hagel von Blumen ein und die wetterharten Gestalten ließen sich das zarte Bombardement aus Mädchenhänden gefallen“. Nach Begrüßungsansprachen, darunter des damaligen Oberbürgermeisters Ludwig Pösl, „fährt das Regiment (...) in seine neue Kaserne in der Niederwerrner Straße“.

Am Abend des 6. Oktober 1936 fanden dort Feiern statt. „Hier werden die ersten Beziehungen und Bande zur Einwohnerschaft geknüpft, aus dem sich in der Folgezeit das herzliche Einvernehmen zwischen Regiment und Bevölkerung entwickelt“, heißt es im genannten Regimentsbericht.

Dass Schweinfurt Garnisonstadt wurde, hatte mit einem Grundsatzbeschluss des Stadtrates von 1934 zu tun. Die Stadt und die Hospitalstiftung traten demnach 14 Hektar Land zum Bau der Kaserne ab, zunächst unentgeltlich. Die kostenlosen Flächen wurden später auf acht Hektar reduziert. Für den Übungsplatz Brönnhof und den Schießplatz Haardtwald fanden weitere Flächenabtretungen statt. Problem war, dass der bewaldete Brönnhof noch nicht für die Rekrutenausbildung zur Verfügung stand. Zur Rodung findet sich in einer „Erinnerung der Gründungsmitglieder“ des Regiments diese Passage in typischem Militärton: „13. November 1936, erste Bekanntschaft mit dem Standortübungsplatz Brönnhof. An diesem Tage üben sich die Panzerkampfwagen im Umlegen von Bäumen.“

Die Arbeiten zogen sich hin, im November 1937 war der „Exerzierplatz Brönnhof zu drei Viertel gerodet“ und auch das Schießen war im allerdings „stark verschlammten Haardtwald“ schon möglich. Die „heereseigene Straße zum Brönnhof“ war laut dem erwähnten Bericht damals erst im Bau.

Die Schweinfurter Zeit des Panzerregiments 4 in Schweinfurt endete mit einem am 10. März 1938 um 22 Uhr erteilten Befehl zur Marschbereitschaft nach Österreich in den Raum Wien. Ende 1938 erfuhren die Soldaten, dass es eine zuvor offensichtlich nicht ausgeschlossene Rückkehr nach Schweinfurt nicht mehr geben wird. Bei einem Treffen Regimentsangehöriger 1976 in Schweinfurt wurden die insgesamt 17 Schweinfurter Monate als „nur eine Episode in der Geschichte des Panzerregiments 4“ bezeichnet.

Zwangsarbeiter in der Kaserne

Die Panzer - oder Adolf-Hitler-Kaserne war nach 1938 noch Unterkunft für das 36. Panzerregiment und diverse Unterstützungseinheiten, ein Luftabwehrbataillon und andere Truppenkontingente. Ob noch während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter in der Kaserne arbeiten mussten, ist nicht gesichert. Bekannt ist allerdings, dass viele Zwangsarbeiter nach dem Einmarsch der Amerikaner in Schweinfurt am 11.

April 1945 unter anderem von den Baracken in den Mainwiesen bis zur Rückkehr in ihre Herkunftsländer in den Gebäuden an der Niederwerrner Straße komfortabler untergebracht waren.

Die Amerikaner übernahmen bereits 1945 die Conn Barracks, die Panzerkaserne später. Sie bekam wie die Kaserne bei Geldersheim den Namen eines US-Soldaten, der bei der Befreiung Europas sein Leben lassen musste. Nachfahren von William Ledward waren beim Abschiedszeremoniell der US-Amerikaner vom Standort Schweinfurt dabei.

Ledward

Das gesamte Areal der Ledward-Kaserne soll vielfältig neu genutzt werden. An vorderster Stelle als Standort des Internationalen Campus der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, weshalb auch schon die Idee eines neuen Namen kursiert: Carus-Park – in Anlehnung an den einstigen Präsidenten der Leopoldina, Carl Gustav Carus (1789-1869). Nach Carus ist auch der von der Stadt vergebene Preis zur Auszeichnung junger Forscher benannt.

In der Grünanlage Franz-Schubert-Straße gegenüber der Kaserne erinnert seit 1967 ein Ehrendenkmal an die Gefallenen des Regiments 4 und der P 38. Die CSU-Fraktion hat zur Erinnerung an die Nutzung der Kaserne durch die Wehrmacht, später durch die Amerikaner und die Pläne für den I-Campus ein kombiniertes Denk- und Mahnmal mit einem alle Facetten beleuchtenden informellen Teil beantragt. hh

Rekrutenvereidigung am 30. Oktober 1936 in der Panzerkaserne.
Foto: Hannes Helferich | Rekrutenvereidigung am 30. Oktober 1936 in der Panzerkaserne.
Eine Postkarte der „Kaserne an der Niederwerrner Straße“.
Foto: Hannes Helferich | Eine Postkarte der „Kaserne an der Niederwerrner Straße“.
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Foto: Hannes Helferich
Luftbild von der 1936 erbauten Kaserne.
Foto: Hannes Helferich | Luftbild von der 1936 erbauten Kaserne.
 
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