Kaum jemand aus der Region dürfte dem scheidenden Papst Benedikt XVI. näher gekommen sein, als der gebürtige Gerolzhöfer Alexander Müller. Auf dem Welternährungsgipfel 2009 in Rom kam es zu einer kurzen persönlichen Begegnung zwischen dem Pontifex und Alex Müller, seines Zeichens beigeordneter Generaldirektor bei der Food an Agriculture Organization of die United Nations (FAO), hier bekannt als Welternährungsorganisation.
„Leider war ich auf dieser Konferenz sehr angespannt, weil da auch problematische Leute wie der inzwischen gestürzte libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi oder Robert Mugabe, der Staatspräsident von Simbabwe, da waren“, erinnerte sich Müller bei einem Gespräch mit der Main-Post. So waren mit dem Papst nur ein flüchtiges Gespräch auf Deutsch und ein kurzer Händedruck möglich. Der Grund: Müller gehörte zu den Organisatoren des Treffens und musste ständig aufpassen, dass nichts aus dem Ruder lief.
60 Staats- und Regierungschefs waren damals zu der Konferenz gemeldet. Auch der Vatikan hat eine Vertretung bei der FAO. Und kein Geringerer als Papst Benedikt XVI kam höchstselbst als Staatschef zu Besuch. Er hatte es ja nicht weit, denn die Konferenz war in Rom. Papst Benedikt hielt auch eine Rede, in der er die Arbeit der FAO lobte.
Auf der Konferenz ging es um Möglichkeiten, den Klimawandel auszuloten, eine bessere Nutzung der Ressourcen Wasser und Agrarland anzustreben, die Bio-Energie noch besser zu entwickeln und in der Agrarforschung weiter voranzukommen.
Das sind auch Themen, die den Papst interessierten. Und es sind die Themen, die Alexander Müller als Leiter des FAO-departments „Sustainable Development“ (nachhaltige Entwicklung), einer der acht Abteilungen der FAO, besonders beackert. Die FAO ist keine Hilfsorganisation im klassischen Sinn, die zum Beispiel bei Katastrophen Lebensmittel als Ersthilfe verteilt. Aber sie hilft beim langfristigen Wiederaufbau der Landwirtschaft nach einer Katastrophe.
Nach Gerolzhofen kommt der Global Player Alex Müller nur noch selten. Aber bei einer dieser Gelegenheiten brachte er das Bild vom Papst und sich mit, das ihm der Vatikan überlassen hatte. Es steht bis heute in der Wohnung von Müllers Eltern Hildegard und Hermann.
Der FAO-Gipfel 2009 hatte übrigens Kritiker und Befürworter. Während es für die Kritiker zu wenig greifbare Ergebnisse im gemeinsamen Kampf gegen den Hunger gegeben habe, sagten Befürworter wie der Vatikan, vertreten durch Erzbischof Renato Volante, die Konferenz sei eine „Mahnung an alle“ gewesen, sich des internationalen Hungerproblems bewusster zu werden. Solche Gipfeltreffen seien vor allem für die öffentliche Meinung wichtig, sagte Erzbischof Renato Volante gegenüber Radio Vatikan. Das Hunger-Drama könne nur dadurch gelöst werden, wenn es jedem einzelnen bewusst sei, „dass wir einer einzigen großen Weltfamilie angehören“.