Die Corona-Pandemie und die daraus resultierenden Vorsichtsmaßnahmen stellt alle Kulturschaffenden - Profis wie Laien - vor erhebliche Herausforderungen. Egal ob Solo-Künstler oder die Mitglieder von großen Ensembles: Die weltweite Seuche verhindert, dass sie auftreten können. Selbst die wichtige Probenarbeit in der Gruppe ist nicht mehr möglich. Auch das Kleine Stadttheater Gerolzhofen leidet unter der aktuellen Situation. Wie berichtet, kann die geplante Revue "Wunderland Deutschland", die eigentlich schon in diesem Sommer hätte aufgeführt werden sollen, auch im kommenden Jahr 2021 nicht stattfinden.
60 Mitwirkende für das Projekt "Wunderland Deutschland" auf dem Marktplatz haben längst ihre Rollen bekommen, erste Sprechproben mit den Texten von Autor Roman Rausch fanden auch schon statt. Doch dann kam Corona. Und mit dem Virus kamen strenge Infektionsschutzvorschriften. Eine Probenarbeit im großen Kreis ist nicht mehr möglich. Von den Aufführungen mit mehreren Hundert Zuschauern ganz zu schweigen. "Von der Konzeption des Stücks und seiner Dimension auf der Bühne und auf der Zuschauertribüne ist 'Wunderland' mit den momentanen Bestimmungen leider nicht vereinbar", erklärt Theaterleiterin Silvia Kirchhof, die die Laienschauspiel-Gruppe auch gegründet hat.
Auf unbestimmte Zeit verschoben
Man sei zur Überzeugung gekommen, dass das aufwändige "Wunderland Deutschland" nur mit einem großen Ensemble und mit voller Zuschauer-Auslastung Sinn mache und auch nur so wirtschaftlich darstellbar sei. "Schweren Herzens haben wir uns wegen der Corona-Pandemie dazu entschlossen, das Projekt erneut zu verschieben", sagt Kirchhof. Diesmal auf unbestimmte Zeit.
Nun gibt es aber eine neue Entwicklung: Das Kleine Stadttheater plant für das kommende Jahr 2021 ein neues Wandeltheater mit Aufführungen unter freiem Himmel. "Es sind für uns alle keine leichten Zeiten", macht Silvia Kirchhof deutlich. "Aber Stillstand ist auch nicht gut für uns." Deshalb habe man sich entschieden, konstruktiv mit der momentanen Lage umzugehen. Da sich natürlich ständig alles ändern könne, fahre man auf Sicht. "Wir planen optimistisch und doch mit Bedacht."
Zusammenhalt soll nicht verloren gehen
Es ist für die Theaterleiterin ein besonderes Anliegen, dass die bisherige Qualität und der freundschaftliche Zusammenhalt im Gerolzhöfer Amateurtheater nicht verloren gehen. "Daher haben wir in den vergangenen Wochen intensiv an einem Konzept gearbeitet, das eine möglichst große Anzahl an Schauspielerinnen und Schauspieler beteiligt und sowohl von der Bühne als auch dem Zuschauerraum den aktuellen Anforderungen entspricht." Dabei habe man gut auf die beim Wandeltheater "Du musst dran glauben" im Jahr 2017 gewonnenen Erfahrungen zurückgreifen können, erzählt die Intendantin.
Ein "Hoftheater" im Sommer 2021
Geplant ist für den Sommer 2021 ein „Hoftheater“ im wahrsten Sinne des Wortes: Aufführungen in großen Gärten und Höfen in der Gerolzhöfer Altstadt. Das Projekt soll komplett im Freien stattfinden und es wird erneut als Wandeltheater konzipiert. Das heißt: Es gibt in vier Gärten zeitgleich vier verschiedene Aufführungen und das Publikum wechselt im Laufe des Abends zu Fuß durch alle vier Gärten. Die jeweiligen Ensembles in den Gärten spielen pro Abend ihr Stück viermal. Der Titel wird sein „Herr Vogel. Ein Märchen über die Suche nach dem Glück“. Autor des extra für Gerolzhofen geschriebenen Theaterstücks ist erneut der in Gerolzhofen geborene und jetzt in Berlin lebende Schriftsteller Roman Rausch.
Entstehen soll ein laut Kirchhof möglichst "corona-konformes" Theaterprojekt. Die vier verschiedenen Theaterstücke werden dabei von unterschiedlichen Schauspieler-Gruppen erarbeitet, die getrennt von einander ihre Proben in möglichst kleinen Einheiten abhalten sollen. Aber selbst dazu muss man abwarten, bis die derzeit strengen Corona-Regeln gelockert werden.
Umbau läuft weiter
Im neuen Theaterhaus in der Centgasse - im ehemaligen Geschäftshaus von Baby-Ausstattung Steigner, das vom Ehepaar Silvia Kirchhof und Achim Hofmann gekauft wurde - läuft indes der Umbau weiter. "Natürlich ist das Projekt Theaterhaus unter Corona-Bedingungen zusätzlich erschwert und auch noch mehr ein Wagnis", gesteht Kirchhof. Gerade werden die Bühne und der Probenraum hergerichtet, in den Toiletten laufen die Rohbauarbeiten. "Für unsere Theaterarbeit ist es aber wichtig, wieder miteinander zu proben – sobald das eben möglich ist."
Durch die Absage der Historien-Revue „Wunderland“ für 2021 können jetzt, wie berichtet, die im Vorverkauf bereits erworbenen Eintrittskarten zurückgegeben werden. Dazu gibt es verschiedene Wege: Auf der Homepage des Vereins unter www.kleines-stadttheater.de ist ein pdf-Formular hinterlegt, das man online ausgefüllt per Mail an den Verein zurückschicken kann. Es liegen aber auch ausgedruckte Formulare bei der Tourist-Info im Alten Rathaus am Marktplatz und im Modehaus Iff zum Ausfüllen bereit. Das Geld wird dann überwiesen.
Wer auf die Erstattung des bereits bezahlten Eintritts ganz oder teilweise verzichten möchte, um damit einen kleinen Beitrag zur Erhaltung der Theaterarbeit in Gerolzhofen zu leisten, kann dies natürlich auch gerne tun. Man muss dies im Formular dann entsprechend ankreuzen. Selbstverständlich wird dafür vom Theaterverein eine Spendenquittung ausgestellt.