Dass der wolkenverhangene Himmel dann doch seinen Beitrag zum „Familienfest am Zeughaus“ verweigert, macht das Lächeln von Maria Albert-Wirsching wett. Die Leiterin des Stadtjugendamts strahlt, als sie ihren Blick über den neu gestalteten Platz am Zeughaus schweifen lässt. „Es ist wirklich toll, dass die Bevölkerung das Haus annimmt“, erzählt sie, „die Menschen hier sind gut gelaunt und neugierig darauf, was hier angeboten wird.“
Für Albert-Wirsching haben sich die 3,8 Millionen Euro für die Generalsanierung und den weitreichenden Umbau des von 1589 bis 1591 erbauten Gebäudes gelohnt. Außen erstrahlt das Zeughaus, das bis zum Jahre 2009 unter anderem die Schweinfurter Redaktion der Mediengruppe Main-Post beherbergte, fast komplett in weißer Farbe, im Inneren sorgt ein erfrischender Mix aus alten Holzbalken und neuen Stilelementen für Wohlbefinden.
Doch nicht nur das: An diesem Samstag ist das traditionsreiche Gebäude ein Haus voller Überraschungen. Das liegt vor allem daran, dass es den Fest-Verantwortlichen gelungen ist, eine Atmosphäre zu schaffen, die Jung und Alt in den Bann zieht. Wer sich bis unter's Dach in den zweiten Stock traut, kann einfach mal allen Alltagsstress hinter sich lassen. Warum? Hier hat der Sozialpädagoge Ingo Schuster einen besonderen Ruhepool entstehen lassen. Während draußen auf der Bühne die Coverband „Pina Coolada“ für Stimmung sorgt, kann man hier dem Rauschen des Meeres lauschen. Schuster veranstaltet mithilfe eines Regenmachers, mehreren Monochorden, einer Holzröhrentrommel und einer so genannten Oceandrum eine Klangreise „von der Quelle bis zum Meer“. Die Kinder und Eltern, die diesen Kurztrip miterleben, sind vollends begeistert. „Das machen wir jetzt öfters mal zu Hause“, meint eine Mutter mit leuchtenden Augen, als sie sich bei „Reiseleiter“ Ingo Schuster bedankt. Wer die gesammelte Energie schnell wieder loswerden will, darf sich im „Bewegungsraum“ nebenan kräftig austoben.
Doch nicht nur das: Während im Erdgeschoss Kicker und Billard gespielt wird, wartet Karola Rumpel mit einem Ableger des Hauses für junge Forscher auf. Ihr Stand ist der Renner. Besonders der „Flaschentornado“: Als der kleine Lorenz versucht, das grün gefärbte Wasser, das sich in einer von zwei aufeinandergesteckten Flaschen befindet, in die andere fließen zu lassen, macht er große Augen. „Mami, warum fließt das Wasser nicht runter?“, fragt er seine Mutter Ines Wilm, die mit den Achseln zuckt.
„Das Wasser fließt nicht herunter, weil Luft in der Flasche ist“, erklärt Karola Rumpel. „So können Kinder spielerisch von allein daraufkommen, was dahintersteckt“, erklärt sie, und zeigt Lorenz, dass man die Flaschen schütteln muss, damit sich die Luft in Tornado-ähnlicher Form in die andere Flasche bewegt. Ein paar Meter weiter hat die Ernährungs- und Hauswirtschaftsreferentin Michaela von der Linden ihre Zelte aufgeschlagen. Bei ihr gibt's neben einer Riech-, Fühl- und Schmeck-Station Wissenswertes rund ums Thema Essen und Ernährung. Und das auch ein wenig plastisch: Von der Linden zeigt auch anschaulich, wie viel Würfen Zucker sich in Produkten finden, die so mancher Otto-Normalverbraucher als gesund und lecker einstufen würde.
„Is' ja Wahnsinn“, meint Anja Wicker, als sie sieht, dass sich in einer Portion der Lieblings-Frühstück-Flakes ihres Sohnes fünf Würfel Zucker verstecken.
Doch nicht nur deshalb hat sich das Kommen gelohnt. Draußen sorgen die Spielbusse „Max“ und „Moritz“, Wasserspiele, eine Hüpfburg und ein paar Clowns für lachende Kindergesichter. Das hat einen weiteren, nicht gerade unwichtigen Nebeneffekt: So kommen die zahlreich erschienenen Eltern und Großeltern auch mal „ungestört“ in den Genuss des kindgerechten Bühnenprogramms.