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Sennfeld
Ein halbes Jahrhundert für schöne Haare
Friseurmeisterin Senorita Hensel hat für das Foto kurzerhand ihren Mann Bernd auf den Bedienstuhl im Herrensalon gesetzt. Seit 50 Jahren schneidet sie im eigenen Geschäft die Haare.
Foto: Silvia Eidel | Friseurmeisterin Senorita Hensel hat für das Foto kurzerhand ihren Mann Bernd auf den Bedienstuhl im Herrensalon gesetzt. Seit 50 Jahren schneidet sie im eigenen Geschäft die Haare.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 17.07.2021 02:17 Uhr

Ans Aufhören denkt Senorita Hensel noch lange nicht. Eher ans Feiern. Dazu hat die 72-Jährige auch allen Grund: Seit 50 Jahren führt sie in Sennfeld ihren Friseursalon, erst in gemieteten, dann in eigenen Räumen.

Dass die Friseurmeisterin dieses halbe Jahrhundert zwischen Trockenhaube, Dauerwelle, Strähnchen und Fönfriseur so gut gemeistert hat, spricht für ihre Leidenschaft für den Beruf.

Als jüngste Meisterin der Friseurinnung hatte Senorita Hensel am 1. Juli 1971, kurz vor ihrem 22. Geburtstag, in der Sennfelder Hauptstraße ihr Geschäft in Mieträumen eröffnet. Eine kleine Wohnung gehörte dazu, "aber die Vermieterin machte uns klar, dass wir das Ganze nur bekommen, wenn wir heiraten", schmunzelt sie gemeinsam mit ihrem Mann Bernd. Also trat das junge Paar aus Schweinfurt wenige Tage später vor den Traualtar und feiert nun Goldene Hochzeit.

Mit einer Sondergenehmigung durfte die junge Meisterin im Jahr darauf eine Auszubildende ins Geschäft nehmen. Einfach war die Anfangszeit bei vier anderen Friseuren in Sennfeld nicht, räumt sie ein. Aber sie baute sich sukzessive eine Stammkundschaft auf.

"Ich hab‘ mich da so richtig reingeworfen, ich war jung und motiviert". Bald ließen sich viele sogenannte Wochenkundinnen bei ihr jeden Freitag oder Samstag die Haare waschen und schön machen. "Heute ist das eher selten."

Den Traum eines eigenen Salons verwirklichte sie sich, als sie mit ihrem Mann im Februar 1980 ein eigenes Wohn- und Geschäftshaus in der Sennfelder Flachsleite baute. Im großzügigem Damen- und Herrensalon hatte sie bald fünf Mitarbeiterinnen, darunter zwei Auszubildende. "Die habe ich immer auf Lehrgänge geschickt, die konnten schon was." Wenn sie sich nach ihrer Lehrzeit in anderen Salons um eine Anstellung bewarben, sorgte schon der Name des Ausbildungsbetriebs für Zusagen.

Schwierig war es damals, Personal zu bekommen, erinnert sich die 72-Jährige. "Die Friseurinnen aus Schweinfurt hatten Angst, ihre Kunden zu verlieren, wenn sie aus der Stadt weggingen", erklärt sie.

Ihr eigener Anspruch sei es gewesen, immer der Zeit voraus zu sein: mit der Mode, den Haarschnitten und -farben, den Strähnchentechniken oder Fönfrisuren. Auf diversen Kursen bildete sie sich weiter, absolvierte auch ihre Ausbildung zu Visagistin, Kosmetikerin und Fußpflegerin. Darüber hinaus schulte sie einige Zeit lang auch andere Friseure.

"Ich kann nicht aufhören, vom Herzen her."
Senorita Hensel (72), 
Friseurmeisterin in Sennfeld

"Früher war die Dienstleistung am Kunden ganz anders, da konnten gleichzeitig mehrere Personen bedient werden. Haare eindrehen, unter die Haube, Haare auskämmen", erinnert sie sich. Heute sei man von Anfang bis Ende am gleichen Kunden. "Das ist viel individueller geworden, jeder ist anders zu betreuen." Heute gehe es nicht darum, möglichst viele Kunden zu bedienen, sondern um die Qualität der Schnitte, Farben und Techniken.

Den Damensalon hat sie in den Jahren schon dreimal mit neuen Möbeln ausgestattet. Im Herrensalon dagegen stehen noch die zwei klassischen Bedienungsstühle mit grünen Ledersitzen. "Da ist sogar noch ein Aschenbecher in der Armlehne, damals wurde hier ja noch geraucht", lacht Senorita Hensel.

Geändert haben sich in den vergangenen 50 Jahren die Haarschnitte. "Dauerwellen haben schwer nachgelassen, dafür werden heute mehr Strähnchen und Farbe nachgefragt."

Die Geschäftsschließung durch die Corona-Pandemie kostete Nerven, Zeit und Geld. Aber Senorita Hensel öffnete nach dem Lockdown wieder. "Ich kann nicht aufhören, vom Herzen her." Mit einer weiteren Friseurmeisterin und bald wieder mit ihrer langjährigen Friseurgesellin will sie solange es geht weitermachen: "Wenn ich hier im Laden bin, dann fehlt mir nichts."

 
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