Darauf hat die Welt gewartet: Wolfgang alias „El Mago“ Masin wird Vater. Die schlechte Nachricht: Seine Lebensgefährtin, die sich doch eigentlich freuen müsste, reagiert irgendwie seltsam. Dabei ist die werdende Mutter sogar ihre beste Freundin. Und zur Not könnte man das Kind ja adoptieren. Aber eigentlich wäre es sowieso wieder Zeit für eine Neue: Die bisherige Lebensabschnittsbegleiterin ist gerade 30 geworden – und nach sieben Jahren hat man schließlich sämtliche Geburtstagsgeschenke durch.
„Darauf hat die Welt gewartet“, so nennt sich auch das Programm in der gut besuchten Disharmonie. Man merkt, dass der Irrealo aus Nürnberg-Gostenhof ein Mitstreiter des Oberrabiators Matthias Egersdörfer ist. Zudem ein grandioser Phantast, der sein Publikum vom ersten Moment in den Bann schräger Nebenwelten zieht. Auf dem Poster posiert er als edler Ritter (oder Cowboy) auf einer Riesenkatze, den Föhn bereits gezückt: Damit wird der frisch gebackene Preisträger des „Swiss Comedy Award“ im Laufe des Abends noch einen toten Fuchs trockenföhnen, den er höchstpersönlich überfahren hat (nein, nicht live auf der Bühne).
Es ist eine mildere Form des Wahnsinns, die hier zwei Stunden lang tobt, der musikalische Magier weilt nicht zum ersten Mal am Main. „Bitte, bitte gib mir nur mein Ohr“, lässt der Gitarrist, frei nach „Wir sind Helden“, eine Schweinfurterin flehen, die in der Disco verstümmelt wurde, von einem heimtückischen Ohrenabschneider. Dem folgt sie bis ins Bonzenviertel von Schweinfurt – wo ist das eigentlich? –, wo der Irre eine ganze Sammlung angelegt hat.
Manche Frau hat ebenfalls einen an der Klatsche: Wie die Gespielin mit einem Tick für Kirschkernkissen. Die am liebsten auch El Mago mit Kirschkernen stopfen würde. Thema Cellulite: Ungalant sinniert er über einen Kampfjet, mit dem man durch all die Schluchten fliegen könnte, so als Computerspiel?
Zwischendurch muss Lehrer Thomas auf die Bühne: Weil er das Wort „Bradwurschd“ am schönsten ausgesprochen hat. Im Duett geht es dann um all die Handicaps, die ein Mensch mit 'nem Bradwurschdweck in der Hand hätte. El Mago: Ein Mann, der mal in der Tupperwaren-Industrie gearbeitet hat – bis ihn die Tupperkulose erwischt und die Firma in die Sex-Toy-Branche expandiert hat. Da machen Tupper-Partys keinen Spaß mehr. Dafür prangt die Oberweite von Uschi Obermaier auf dem T-Shirt des Anarcho-Comedians: die neuralgischen Punkte dezent abgetapt.
El Mago mag ansonsten Tiere, von der Liebesaffäre mit der Kuh bis zum Tümmler, den er mal mittels Delfindefibrillator wiederbeleben wollte: Am Ende stand das halbe Meer unter Strom. Und was machen eigentlich Katzen mit Katzenhaar-Allergie? Brauchen blinde Hunde Blindenhunde? Fragen über Fragen. Auch Menschen werden oft von Krankheit geplagt. Etwa von „Hepatitis A,B,C,D,E,F,G“ – am Ende singt Rastaman Masin mit den Schweinfurtern das Alphabet rückwärts: Zumindest für den sanften Wortwahnsinns-Akrobaten sind solche Hirnpicker kein Problem. Uwe Eichler