Es war eine sehr ungewöhnliche Geburt, zu der Arzt und Geburtshelfer gerufen worden waren: die Geburt eines Panzers. Kreißsaal war das Museum für Militär- und Zeitgeschichte in Stammheim, beim Museumsfrühling zum 20. Geburtstag der Einrichtung.
Der kleine Panzer, ein „Goliath“ (eingesetzt, um unbemannt und ferngesteuert Sprengladungen in feindliche Stellungen zu fahren), war das Ergebnis einer Liebelei zweier Panzer, deren Besatzungen beim Manövern ihre Aufsichtspflicht wohl nicht so ernst genommen hatten. Zumindest war das in der Geschichte zu hören, die per Lautsprecher den gut 400 Augenzeugen der Geburt erzählt wurde, den Besuchern des Museumsfrühlings.
Unter Qualm und Panzerkettengerassel erblickte der Goliath das Licht der Welt. Es handelte sich um ein funkgesteuertes Modell, nur unwesentlich kleiner als das Original, das im Zweiten Weltkrieg bei der Wehrmacht zum Einsatz gekommen war.
200-mal gelöscht
Natürlich war der Goliath nach seiner Vorstellung umringt von zahlreichen Interessenten, und diese Vorstellung fügte sich nahtlos ein in ein vielfältiges Programm, das Museumsleiter Günter Weißenseel und sein vielköpfiges Team für Samstag und Sonntag auf die Beine gestellt hatten.
Zum Beispiel mit der Feuerwehr: die Jugendfeuerwehr Dittelbrunn hatte nicht nur über Rauchmelder informiert, sondern auch für die Kinder ihr tragbares Haus mitgebracht, das dann gefühlt 200-mal gelöscht wurde.
Die Feuerwehr Stammheim zerlegte ein Fahrzeug, um eine eingeklemmte Person zu retten. Wobei sich ein Problem ergab: es stand für zwei Tage nur ein Fahrzeug zur Verfügung, und so schnitten die Feuerwehrleuten den „Verletzten“ am Samstag durch die Fahrerseite raus, am Sonntag in der klassischen „Cabrio-Variante“ durchs aufgeschnittene Dach.
Salutschüsse
Die Feuerwehr demonstrierte einige Explosionen (Fettbrand, Spraydosen, brennendes Magnesium), und die Betreiber der Kanone Long Tom grüßten mit Salutschüssen. Allein die Stichflamme hätte einen Kleinwagen problemlos in Brand setzen können.
Apropos Wagen, von denen waren auch eine ganze Menge zu sehen. Nicht nur zivile, sondern auch militärische Oldtimer, als Autos, Motorräder und Trabbis, von denen es wohl doch noch eine ganze Menge zu geben scheint.
Einige Feldlager boten Einblick in das Soldatenleben von Einst, und immer wieder präsentierten sich auch Besucher in den unterschiedlichsten Uniformen, etwa in solchen der französischen oder der türkischen Armee. An zwei Tagen kamen einige Tausend Besucher nach Stammheim, um sich den Museumsfrühling nicht entgehen zu lassen.
Festakt zum Geburtstag
Mit einem kleinen Festakt in der Festhalle leiteten die Verantwortlichen des Museums die Geburtstagsfeier ein. Mit dabei war die Musikkappelle Stammheim und der Ehrenzug der Reservisten der Bundeswehr.
20 Jahre Museum für Militär- und Zeitgeschichte, das war für Weißenseel Anlass zurückzublicken auf eine Zeit, in der eine Gruppe Modellbauer, Oldtimerfans und Geschichtsinteressierter ihre Interessen gebündelt hatte.
Weil die Gruppe mehr und mehr Aufmerksamkeit erregte „und wir endlich unsere Ruhe wollten“, startete sie die Ausstellung auf einer Fläche von 400 Quadratmetern. Dass sie damit eine Lawine losgetreten hatten, konnte am 21. Juni 1997 noch niemand ahnen. „Machen wir privat weiter, oder gründen wir ein Museum?“, war damals die Frage.
An jedem ersten Wochenende im Monat öffneten sie die Tür. Dann aber kamen Fragen der Besuchergruppen, die in Bussen kamen. „Wo ist das Klo? Wo kriege ich ein Bier? Ich hab Hunger?“
Museumsstüble war bald schon zu klein
Ein Museumsstüble musste her, das aber auch bald schon wieder zu klein war. Mittlerweile stehen in drei Hallen und auf dem Freigelände gut 20 000 Exponate zur Besichtigung und es gibt eine Gaststätte. „Bei uns erlebt man Geschichte, es ist ein Kulturgut für die Nachwelt“, so Weißenseel.
Ähnlich äußerte sich auch Kolitzheims dritter Bürgermeister Martin Mack, der einmal mehr den Wert des Museums im Allgemeinen und wegen des Museumsfrühlings im Speziellen für Stammheim hervorhob. Lobende Worte fand auch der Schirmherr, Staatssekretär Günter Eck, dessen Grußwort schon wie eine kleine Festansprache wirkte.
„Hier haben keine kriegs- und kampflüsternen Menschen was organisiert, sondern Menschen wie du und ich, die eine Mahnung in der Gesellschaft verankern“, so Eck. Als Dank für das Engagement und weil er schon zum dritten Mal Schirmherr des Museumsfrühlings war, lud Eck die ganze Museumsmannschaft für zwei Tage in den bayerischen Landtag ein.