Just in dem Zeitraum, zu dem sich viele Konzertbesucherinnen und Konzertbesucher - darunter eine große Gruppe von geflüchteten Frauen und Kindern aus der Ukraine - noch auf dem Weg in die Schweinfurter St. Johanniskirche befanden, öffnete der Himmel alle Schleusen: Teilweise völlig durchnässt erreichten viele das rettende Kirchenschiff, doch auch die Sängerinnen und Sänger der Kantorei St. Johannis mussten erst durch die Wassermassen, um die Strecke vom Einsingraum im Martin-Luther-Haus hinüber in die Kirche zu bewältigen.
Dennoch kam ein großes Publikum in den Genuss eines Konzertes, in dem wieder einmal unter Beweis gestellt wurde, auf welch hohem Niveau sich die kirchenmusikalischen Aktivitäten in Schweinfurt bewegen. Zwei Werke von Johann Sebastian Bach hatte Kirchenmusikdirektorin Andrea Balzer ausgewählt: Die Kantate BWV 182 "Himmelskönig sei willkommen" und die "Missa in g" BWV 235. Begleitet wurde der Chor vom Kammerorchester Pfaffenhofen mit Konzertmeister Manfred Leopold. Ein kleines, aber feines Ensemble und eine gute Wahl, denn alle waren bestens und bis ins Detail vorbereitet, wodurch ein sehr ausgewogenes und harmonisches Musizieren möglich wurde.
Beim Solistenquartett überraschte das fast jugendliche Alter
Nach einer ruhig schwingenden Sonate zu Kantatenbeginn (Blockflöte: Constanza Buttinghausen) hieß der Chor den Himmelskönig willkommen: Äußerst vital, einsatzfreudig und punktgenau wurde da gesungen, perfekt im Fugenteil, mit ausgezeichneter Aussprache und gestalterischer Kraft. Eindrucksvoll strömte auch der Choral "Jesu, deine Passion" dahin, ein einziger Fluss aus Musik, die sich weich und getragen ergoss und dabei immer wieder verzweigte. Jubel und Jauchzen sprach dann aus dem stimmgewaltig erschallenden Schlusschor.
Beim Solistenquartett überraschte einerseits das fast jugendliche Alter, andererseits überzeugten Reife und herausragende Qualität: Mit Stolz kann Andrea Balzer inzwischen auch auf Kräfte setzen, die aus der eigenen Nachwuchsarbeit mit dem Mädchenchor "Junge Stimmen" gewachsen sind. Die Altistin Kea Niedoba und die Sopranistin Rebecca Suta haben längst die professionelle Laufbahn eingeschlagen, studieren an der Würzburger Musikhochschule und sind vielfältig im Konzertleben aktiv. Marcel Hubner, Tenor, und Uli Bützer, Bass, vollendeten zu einem Quartett, das sich mit Hingabe seinen solistischen Aufgaben widmete, aber auch wunderbar ins Gesamtgefüge einpasste. Warm und strahlend wurde da gesungen, emotional, ergreifend, stimmlich fokussiert, bei klarster Diktion und durchsetzungsstark auch bei den kraftvollsten Stellen.
Der Schlusschor der Missa in g bestärkte den positiven Gesamteindruck. Bei angemessener Tempowahl perlten die Koloraturen und mündeten in ein gewaltiges Amen. Begeisterter Applaus für alle, und selbst der Himmel hatte ein Einsehen: Er empfing alle Beteiligten draußen mit einem Farbenspiel in Pastell.