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Region Gerolzhofen
Ein Gewinn und kein Verlustgeschäft
Der Gerolzhöfer Stadt- und Kreisrat Thomas Vizl wirft den Gegnern einer Reaktivierung der Steigerwaldbahn vor, bei den Kosten mit falschen Zahlen zu operieren.
Mit diesem Pro-Steigerwaldbahn-Transparent am Bahnhof in Gerolzhofen werben die Befürworter für eine Reaktivierung der Steigerwaldbahn. Der Gerolzhöfer Stadt- und Kreisrat Thomas Vizl wirft den Bahngegnern vor, bei den Kosten mit falschen Zahlen zu operieren.
Foto: Geo-net | Mit diesem Pro-Steigerwaldbahn-Transparent am Bahnhof in Gerolzhofen werben die Befürworter für eine Reaktivierung der Steigerwaldbahn.
Norbert Vollmann
Norbert Vollmann
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:48 Uhr

Erneut wollen Gegner der Steigerwaldbahn die Leserinnen und Leser der Mainpost mit falschen oder ungenauen Behauptungen über die Kosten einer Bahnreaktivierung verunsichern, schreibt der Gerolzhöfer Stadt- und Kreisrat Thomas Vizl in einer Pressemitteilung. Anlass für seine Reaktion ist der in der Druckausgabe vom Samstag, 8. Juni, veröffentlichte Artikel mit der Überschrift „Bahngegner verweisen auf immense Kosten“.

In dem Artikel war auf das vom Landratsamt Schweinfurt in Auftrag gegebene Gutachten der Kobra-Nahverkehrsservice GmbH verwiesen worden. Wörtlich hieß es in diesem Zusammenhang: „Hinzu komme, dass in diesen 27 Millionen Euro nicht einmal die Kosten für Lärmschutz, für den naturschutzfachlichen Ausgleich, für Grunderwerb, Signal- und Stellwerkstechnik und für notwendige Park+Ride-Plätze enthalten seien“. Damit werde unterstellt, dass die tatsächlichen Kosten wesentlich höher liegen, so Thomas Vizl.

Wer das Gutachten von Kobra aufmerksam lese, komme aber zu einem anderen Ergebnis: Die Kosten für die Streckensanierung berechnen sich auf 5,45 Millionen Euro. Für Bauwerke (Brücken, Durchlässe, Stützwände) werden ferner 0,3 Millionen Euro sowie für fünf Haltestellen mit P+R und die Verknüpfung von Schweinfurt 2,6 Millionen Euro angesetzt. Für die Sicherung der 32 Bahnübergänge kommen nochmals neun Millionen Euro hinzu. Somit errechnen sich laut Vizl unter dem Strich 17,35 Millionen Euro für die Strecke Schweinfurt nach Gerolzhofen.

Für Lärmschutz, naturschutzfachlichen Ausgleich, Grunderwerb, Signal- und Stellwerkstechnik, Planungs- und Verwaltungskosten haben die Gutachter nochmals fünf bis zehn Millionen Euro dazugeschlagen und sind somit in der Gesamtsumme der Investitionen auf rund 22 bis 27 Millionen Euro (netto) gekommen, teilt Thomas Vizl weiter mit. Die Kobra-Schätzung entspreche dem aktuellen Kenntnisstand über die Strecke. Genaue, belastbare Zahlen könnten erst nach einer fachlichen Planung angegeben werden, so der Kreis- und Stadtrat weiter.

Nur noch Haltestellen und keine Bahnhöfe mehr nötig

Auch die Aussage der Bahngegner „Bahnhofsgebäude sind in den Kosten nicht enthalten“ suggeriert, es wären Bahnhofsgebäude notwendig. Bei modernen Bahnstrecken auf dem Lande seien aber keine Bahnhöfe mehr erforderlich. Es würden ausschließlich Haltestellen mit Wetterschutzunterständen errichtet. Thomas Vizl: „Die von Kobra genannten Kosten sind momentan die einzige seriöse Schätzung. Alles andere ist Spekulation oder Unterstellung!“.

Im Zeichen der sich aufgrund der Erdaufhitzung anbahnenden Klimakrise müsse sich die Verkehrspolitik verändern. Es reiche nicht, wie im Landkreis Schweinfurt, 45 Millionen für den vierstreifigen Ausbau eines 4,4 Kilometer langen Teilstücks der Bundesstraße 286 zwischen Schwebheim und Schweinfurt auszugeben. Thomas Vizl macht deutlich: „Wir müssen, um unsere Mobilität auch für die Zukunft zu erhalten, in den öffentlichen Nahverkehr, auch in die Schiene, investieren. Sonst wird unsere Region abgehängt!“.

Keine alten Dieselloks und klappernden Züge

Zur diskutierten Frage der Antriebstechnik nimmt der Kommunalpolitiker und Ingenieur Thomas Vizl ebenfalls Stellung: „Wir wollen eine moderne Bahn, keine alten Dieselloks und klappernden Züge.“ Bei Reaktivierungen würden eigentlich immer neue Fahrzeuggarnituren beschafft. Elektroantriebe oder Wasserstofftechniken würden bereits andernorts eingesetzt. Thomas Vizl unterstreicht in der Pressemitteilung: „Warum nicht auch bei uns? Diese Fragen sind im Rahmen einer Ausschreibung durch die staatliche Bayerische Eisenbahngesellschaft zu klären.“

Damit auch die anderen offenen Fragen geklärt werden können, sei im nächsten Schritt die Potenzialanalyse der Bayerischen Eisenbahngesellschaft erforderlich. Diese sollte, so der Geo-net-Stadtrat, schnellstmöglich vom Bayerischen Verkehrsminister in Auftrag gegeben werden.

Abschließend erklärt Thomas Vizl: „Ich habe großes Verständnis dafür, wenn Anlieger von Straßen oder Bahnstrecken sich in die Diskussion einbringen und ihre besonderen Interessen vertreten, aber die Entscheidungen der politischen Gremien müssen das Gemeinwohl insgesamt betrachten und auch Kirchturmdenken hilft hier nicht weiter“. Er ist sich sicher: „Für die Stadt Gerolzhofen, für die Landkreise und für die gesamte Region wäre die Reaktivierung der Bahnstrecke ein großer Gewinn“.

 
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  • engert.andreas@gmx.de
    Stimmt!!!
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