Seit einem Jahr geht fast nichts mehr in der Kunst- und Kulturszene, die von der Corona-Pandemie besonders stark zugesetzt wird. An kulturellen Live-Veranstaltungen mit Zuschauern ist derzeit immer noch nicht zu denken. In der Not sind hier und dort aber durch kreative Konzepte dennoch kulturelle Highlights inmitten der Corona-Krise möglich. Wie das funktioniert, zeigte am vergangenen Samstag das "Digitale Kulturfestival der Wirtschaftsjunioren Schweinfurt" in Kooperation mit Dirk Denzer.
Unter hoch professionellen Bedingungen, unter anderem mit einer acht mal vier Meter großen Videowand, und coronakonformen Bedingungen vor Ort, wurde aus dem Alten Eichamt Schweinfurt eine vielfältige und kurzweilige Veranstaltung live und für Zuschauer kostenlos im Internet gestreamt. Durch die Veranstaltung, die ganz im Stile einer Samstagabend-Unterhaltungssendung aufgezogen wurde, führte als Moderator Mitorganisator Dirk Denzer, der zwischen den Auftritten in kurzen Gesprächen mit den Künstlern deren Situation während der Pandemie erörterte. "Wir sind heute nicht da, um zu klagen, sondern um uns gemeinsam mit ihnen zu freuen", verkündete Denzer aber trotz der "desaströsen Lage" der Künstler.
Über 400 Nutzer waren den Abend über durchgängig im Stream zugeschaltet. Die Chatfunktion ermöglichte dabei auch in diesen weitgehend "kontaktlosen" Zeiten eine muntere Kommunikation und Interaktion zwischen den Zuschauern. Im Mittelpunkt des Abends stand aber natürlich die auftretenden regionalen Künstlern, zu denen auch der musikalische Newcomer Maximilian Höller gehörte. Der 20-Jährige freute sich, seine neuesten Songs, mit denen er in den letzten Monaten bereits auf den Streaming- und Videoplattformen im Internet große Erfolge erzielen konnten, nun endlich auch einem Publikum live vorführen zu können.
Musik möchte man mit den Leuten teilen
Höllers Musik-Karriere nimmt kurioserweise seit dem Ausbruch von Corona richtig Fahrt auf. Über das Internet hat er bereits viele Tausend Fans, aber Live-Auftritte sind doch noch einmal etwas anderes, erklärt er. Etwas das derzeit ihm und allen in der Kultur extrem fehlt – finanziell aber auch rein dem künstlerischen Aspekt wegen. "Musik möchte man ja mit den Leuten teilen, dafür machen wir das Ganze", erzählt er. Er fiebert darauf hin, irgendwann dann auch von der Bühne aus wieder in die Gesichter seiner Fans und Zuschauer schauen zu können. "Wenn ich dann sehe, die feiern das was ich mache, ist das schon cool", findet er. Der Chat-Kommentarleiste nach, "feierten" die Zuhörer am Samstagabendabend in ihrem Wohnzimmer, was sie vom Schwebheimer Musiker auf die Ohren bekamen.
"Gefeiert" wurden auch die restlichen Künstler, die, wie Moderator Denzer sagte, "die komplette Bandbreite der Schweinfurter Kultur abdecken". Dazu gehörten neben Maximilian Höller weitere regionale Musiker wie Steffi List, Petra Eisend, Canan Semel sowie die Künstler Manfred Manger (Poetry Slam) und das komödiantische Schauspielduo "Ingrid und Rita".
Während der Veranstaltung wurden auch Möglichkeiten für Spenden an die auftretenden Künstler angeboten. Finanziert wurde die Veranstaltung durch die Unterstützung vieler Schweinfurter Unternehmen über das Netzwerk der Wirtschaftsjunioren. "Wir hoffen auf Solidarität und Aufmerksamkeit für die gebeutelte Kulturszene", sagte Christina Bräutigam von den Wirtschaftsjunioren Schweinfurt zum Beginn des Abends.
Ihre Hoffnung dürfte mit dieser besonderen und bestens organisierten Veranstaltung aufgegangen sein. Wichtig sei es nämlich vor allem, dass "wenn man wieder unter Leute darf, es auch noch eine Kulturszene in der Region gibt", beschreibt Bräutigam trefflich.