Eine langjährige Freundschaft feierte ein Jubiläum: Zum 400. Mal konzertierten die Bamberger Symphoniker im Theater der Stadt Schweinfurt und spielten ein wahres Festkonzert. Arnold Schönbergs Klavierkonzert op. 42 mit David Fray als Solisten begleitete ebenbürtig und zeitübergreifend die 5. Symphonie in c-moll von Ludwig van Beethoven.
Wer kennt sie nicht, diese so typischen Paukenschläge zu Beginn? Was haftet dieser Symphonie nicht alles an, tongewordene „Schicksalstragödie“ sei sie. Doch an diesem Abend war alles anders. Derart gefühlvoll, derart transluzent und zart war dieses große Werk, zumindest hier in Schweinfurt, noch nicht zu hören.
Frei von der Partitur gewann Jonathan Nott diesem Werk eine menschliche und zugleich überirdische Gestalt ab. Um den zweiten Satz herum drehte sich bei ihm alles, hier schimmerte es gespenstisch, hier entdeckte er für die Holzbläser die Zartheit und Leichtigkeit. „Seine“ Bamberger ließen sich darauf ein, auch wenn sie sich in den ersten Takten hatten bitten lassen.
Ein Bild aus schwerer Zeit
Natürlich gab es die machtvollen und majestätischen Stellen, die inbrünstige Kraft und die Düsternis, die aus den Kontrabässen hervorbrodelte. Bis zum letzten Tropfen kostete Nott das nicht enden wollende Finale aus, hieb die Akkorde immer und immer wieder aus seinem lockeren Armgelenk und setzte schließlich einen lustvollen Schlusspunkt. Auf den Gesichtern der Musiker blieb ein Lächeln zurück – wie wunderbar!
Nicht ganz leicht machte es zu Beginn Schönbergs Klavierkonzert dem Zuhörer, wenn dieser sich nicht auf das Spiel einließ. Denn da gab es keine wiederkehrenden, eingängigen Melodien, keine Farbklangassoziationen, keine instrumentalen Zauberstückchen. Dafür blickte dem lauschenden Konzertbesucher ein Bild aus schwerer Zeit aus dem Spiegel entgegen. Es war Musik, die ihren Kontext nicht verhehlte.
Ernst und Hingabe
Der ganz im Spiel aufgehende Pianist David Fray überzeugte mit großer Ernsthaftigkeit und Hingabe. Im Verlauf des einsätzigen Werkes machte er eine Art Katharsis durch, vom solistischen Beginn bis zum rasenden Finale mit den bräsigen Posaunenklängen und dem abrupten Ende entwickelte sich ein Sog, dem man sich nicht entziehen konnte. Soloklavier und einzelne Orchesterstimmen wechselten einander ab, im Nebeneinander deutete sich ein Dialog an, einmal mit den Flöten, immer wieder mit dem Fagott.
Weltabgewandt brachte Fray den Hörer mit einem Satz aus J. S. Bachs c-moll Partita wieder zur Besinnung. Meisterhaft, erschütternd.
Erna Rauscher