zurück
Ein Gärtner als König von Nepal
waigolshausen Noch vor ein paar Tagen durfte sich Rupert Benkert fühlen wie der König von Nepal. Heute ist er wieder ein ganz normaler Gärtner in seiner Gärtnerei in Waigolshausen. Die Erinnerungen an die Zeit im Himalaya-Staat hat er im Herzen - und auf CD.
Von unserem Redaktionsmitglied JOCHEN JÖRG
 |  aktualisiert: 17.10.2017 15:36 Uhr
Die Schule, in der die Kinder von Phulbari unterrichtet werden, verdient ihren Namen nicht. Rupert Benkert findet deutliche Worte: "Die Räume sehen aus wie Schweineställe. Ein Deutscher würde sich schämen, dort sein Auto hineinzustellen." Lehmverschmierte Backsteinmauern, ein Wellblechdach, die Fenster sind nicht verglast, auf dem Lehmboden stehen ein paar Holzstühle. Im Sommer wird es in diesen "Bunkern" bis zu 40 Grad heiß; im Winter hat es klirrende Minustemperaturen.

Ein Ende dieser menschenunwürdigen Zustände ist in Sicht - dank eines Vereins, in dem Rupert Benkert zweiter Vorsitzender ist. Der Name ist das Ziel: "Schulen für Nepal" heißt der Verein. Gegründet wurde er 2003 zusammen mit Rainer Brust aus Opferbaum, einem guten Freund der Familie Benkert; seither haben die Mitglieder rund 8000 Euro gesammelt. Geld, das unter anderem bei Veranstaltungen zusammengekommen ist, die in Rupert Benkerts Gärtnerei in Waigolshausen stattgefunden haben. Ob Tag der offenen Tür, Dichterlesung oder Weinprobe: Ideen, um den Bürgern etwas von ihrem Gesparten für den guten Zweck zu entlocken, gibt es zur Genüge. Am Sonntag, 20. November, lädt die Gärtnerei von 9 bis 16 Uhr zu einer Adventsausstellung ein, bei der es neben blumigen Geschenkideen auch Glühwein gibt. Was dabei gesammelt wird, geht nach den Worten von Rupert Benkert "zu 100 Prozent nach Nepal".

Abenteuer auf Trekking-Tour

Der Garant dafür, dass das Geld auch wirklich ankommt, heißt Rabindra Puri. Der 35-jährige Nepalese studierte in Deutschland Entwicklungshilfe; sein Studium wurde von der Regierung seines Heimatlandes gefördert. Die Bedingung: Er musste sein Wissen in Nepal in die Praxis umsetzen und tat dies in Phulbari, einem kleinen Ort am Fuße des Himalaya. Weil der Abenteurer Rupert Benkert 1992 selbst einmal in Nepal war (er machte eine Trekking-Tour), machte ihn sein Onkel Richard Strobel, der Pfarrer in Alzenau ist, mit Rabindra Puri bekannt. Inzwischen pflegen die beiden - trotz der großen Entfernung - eine echte Männerfreundschaft.

Vor zwei Jahren zeigte Rabindra Puri, der auch Kunst studiert hat, zusammen mit drei nepalesischen Bildhauern einige seiner Skulpturen - in Frankfurt, Bremen, Braunschweig und Waigolshausen. Damit zeigte er sich dafür erkenntlich, dass Rupert Benkert sein Entwicklungshilfe-Projekt mit unterstützte - obwohl es den Verein "Schulen für Nepal" zu dieser Zeit noch gar nicht gab. Die "Fördermittel" aus Waigolshausen gab es alle paar Jahre: Immer, wenn Rabindra Puri zu Besuch kam, drückte ihm Rupert Benkert ein paar Scheine in die Hand. Und auch wenn die Beträge für deutsche Verhältnisse nie besonders hoch waren: "In Nepal ist unser Geld das Zehnfache wert", sagt Rupert Benkert.

Der Verein: Klein, aber fein!

Die vier Wochen dauernde Kunstausstellung in Waigolshausen war der Knackpunkt: Mit seiner Frau und einigen Freunden entschloss sich Rupert Benkert, einen eigenen gemeinnützigen Verein aus der Taufe zu heben. Der zählt zwar gerade mal fünf Mitglieder, aber wie heißt es so schön: Klein, aber fein! Letztendlich ist ja auch gar nicht entscheidend, wie stark eine Truppe ist, sondern wie viel sie leistet.

Was in Phulbari geleistet wird, erlebten Rupert Benkert und seine Freunde vor wenigen Tagen direkt vor Ort. Sie wurden von Hunderten von Kindern begrüßt und "hofiert wie Könige". Eigentlich sollte die Schule der Kommune mit einem Einzugsgebiet von etwa 8000 Menschen schon längst stehen; aber weil es in Nepal "innenpolitische Probleme mit den Maoisten" gegeben hat, verzögerte sich die Fertigstellung. "Wir haben dann halt nicht die Einweihung, sondern Richtfest gefeiert", erzählt Rupert Benkert und schmunzelt. Wenn nicht wieder etwas dazwischen kommt, werden die Arbeiter im Juni 2006 am Ziel sein. Doch dieses Ziel ist nicht mehr als ein Etappenziel, die Schule von Phulbari erst der Anfang.


Der Verein "Schulen für Nepal"
freut sich über jeden Euro; die
Bankverbindung: Raiffeisenbank
Estenfeld-Bergtheim eG,
BLZ 790 630 60, Konto-Nr. 51 51 59.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top