Wenn Ralf Lutz in seinem Foodtruck steht, dann ist er in seinem Element. "Grillen und Barbecue, das ist halt meine Leidenschaft", gibt der Unterspiesheimer zu. Gebruzzelt und gegrillt wird aber nicht mehr nur zuhause. Vor etwas mehr als zwei Jahren hat sich der 56-Jährige einen kleinen Traum erfüllt. Lutz kaufte dazu einen gebrauchten Iveco-Fünftonner und baute ihn zum Foodtruck mit Küche und Grill aus.
Ein Spleen sei das gewesen, eine verrückte Idee, die er mit seiner Frau Martina und den Söhnen schon länger spann. Im Frühjahr 2019 startete das Familienunternehmen dann so richtig, nachdem alle Genehmigungen von den Behörden erteilt waren. Seitdem sind sie mit ihrem kleinen Lkw als "Truck and Roll" unterwegs. Ihre Kunden finden sie in erster Linie bei privaten Veranstaltungen oder Firmenfeiern. Größere Feste, wie etwa im August 2019 beim Stadtfest in Gerolzhofen, sind da eher die Ausnahme.
Im Nebenerwerb
Unterwegs ist man, wenn Zeit und Gelegenheit passen. Der kleine Truck läuft nämlich nur im Nebenerwerb. Im Hauptberuf ist Ralf Lutz seit über 40 Jahren für ein Großunternehmen in der Schweinfurter Industrie tätig. Dort auditiert er für einen Konzern Systeme und Maschinen in der ganzen Welt. Er untersucht, ob Prozesse, Anforderungen und Richtlinien die geforderten Standards erfüllen. "Dazu bin ich häufig in Asien, halte dort auch Vorträge und Schulungen. Ich glaube, ich kenne mich in Shanghai besser aus, als an der Mainschleife", sagt er.
Zuhause ist dann für Ralf Lutz der Foodtruck angesagt. Die Premiere gab es 2019 beim Unterspiesheimer Fasching, wo erstmals die Burger und Spezialitäten verkauft wurden. Ziemlich nervös sei er im Vorfeld gewesen, ob das Ganze auch ankommt bei den Leuten, noch dazu im eigenen Ort. Die Sorgen waren unbegründet: Die Aktion wurde ein Riesenerfolg.
Das neue Angebot sprach sich herum, immer mehr Anfragen gingen damals ein, darunter das Stadtfest in Gerolzhofen und die Mainfranken-Messe. "Es war die Hölle! Unser Terminbuch war voll, wir mussten einiges absagen", blickt Ralf Lutz auf die ersten Monate zurück.
Dämpfer durch Corona
Dann kam Corona. Dadurch sei einiges durch die Lappen gegangen, doch zum Glück sei man nicht davon abhängig, sagt Ralf Lutz. Um zumindest die Fixkosten zu decken, gastierte er mit seinem Truck ab und an auf Parkplätze von Supermärkten in der Umgebung und verkaufte hier seine Grill-Speisen.
Eine Aktion blieb ihm besonders in Erinnerung: Im Winter 2020 grillte er mit seinem Truck in der Weihnachtszeit in Schweinfurt Burger für Bedürftige, die dann kostenlos verteilt wurden.
Bis Oktober ausgebucht
Seit der Lockdown im Mai aufgehoben wurde, brummt das Familienunternehmen wieder. Anfragen kommen, bis Oktober sei "Truck and Roll" komplett ausgebucht. Das Geschäftsmodell funktioniert also.
Auf die Frage, was sein Erfolgsrezept sei, antwortet Ralf Lutz. "Die Qualität. Die Leute merken, dass wir alles selber machen. Wir kaufen nur hochwertiges Fleisch, machen die Burger selber, den Salat, die Butter, und kochen die Barbecue-Soßen auch selbst." Von wegen, mal schnell Bratwurst und Steaks auf den Rost schmeißen. Longjobs, also Spareribs oder Pulled Pork über Stunden, das ist sein Ding.
Neue Rezepte
Diese Vorarbeit sei zwar aufwändig, das müsse aber sein und wolle er so. "Ich bin mit allem Perfektionist, dazu komme ich ja beruflich aus der Qualität". Immer wieder kreiert er neue Geschmacksrichtungen und Rezepte. Seine zusätzliche Tätigkeit im Food-Truck empfindet Ralf Lutz keinesfalls als Stress, auch wenn mal einige Meter Schlange vor seinem Wagen stehen. "Für mich ist das Entspannung, da blühe ich richtig auf." Wenn viel los sei, bedeute dies ja auch, "dass wir es richtig machen."
Das möchte er auch in Zukunft. Klappt alles so, wie er es sich derzeit vorstellt, will Lutz seine Leidenschaft noch ausbauen. "Wenn ich in Altersteilzeit gehe, werde ich noch mehr in Richtung Barbecue machen." Das hat er sich fest vorgenommen.