
„Wir Schraudenbacher haben das Bad immer als unser Bad verstanden.“ Auch Ewald Öftring hat ein enges Verhältnis zu dem kleinen Schatzkästlein. Er ist einer von über 30 Einwohnern, die sich um das Freibad am Ortsrand kümmern. Sie halten im Sommer den Betrieb am Laufen. Als ehrenamtliche Bademeister, Kioskbetreiber, Putzkolonne, Rasenpfleger und Handwerker. Bürger arbeiten für's Bürgerbad.
Vom Löschweiher zum Planschbecken
Die Ursprünge gehen auf die 50er Jahren zurück: Die Gemeinde baute an der Straße nach Schwebenried ein Löschwasserbecken, das vom Stängersgraben gespeist wurde und schon damals die Kinder im Sommer magisch anzog. Eine Betoneinfassung kam dazu, eine Umkleidebaracke.
Eigentlich jeder, der in Schraudenbach aufgewachsen ist, verbindet Erinnerungen mit dem Schwimmbad, hat dort geplanscht, das Schwimmen gelernt oder sich seinen ersten Sonnenbrand geholt. Auch die heutige Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl ist in ihrer Jugend aus Werneck herübergeradelt.
Bürgerentscheid rettet das Schwimmbad
2005 schien das Ende gekommen. Auflagen des Gesundheitsamts stellten die Gemeinde vor Probleme, wie Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl erklärt. Die Technik der Wasserumwälzung war am Ende. Auch wenn die Wasserqualität nie ein Thema gewesen sei. Der Gemeinderat wollte das Bad aufgeben.
Die Schraudenbacher krempelten aber die Ärmel hoch und setzten politisch den Erhalt per Bürgerentscheid durch, um dann selbst mitanzupacken. Tausende Stunden an Eigenleistung verwandelten das in die Jahre gekommene Bad in ein blitzendes Naherholungsareal mit Schwimmbecken, Kleinkinderbecken, Rutsche und neuem Funktionsgebäude. Auch die Gemeinde sah sich in der Pflicht: Sie investierte 650 000 Euro.
30 Bürger machen ihren Dienstplan
Seit der Wiedereröffnung 2007 setzen sich die Schraudenbacher zeitig im Frühjahr zusammen, machen den Dienstplan für den kompletten Sommer. Etwa 30 Einwohner machen mit, kassieren den moderaten Eintritt (Erwachsene: 2,50 Euro), machen Wienerwürstchen heiß, kochen Kaffee, schauen nach dem Rechten. „Der Betrieb hängt von der Mannschaft ab“, sagt Öftring. Schon seit Jahren fährt er nicht mehr in den Sommerurlaub; den verbringt er im Bad.
Badeaufsicht in Eigenregie
Auch die vorgeschriebene Badeaufsicht stellt das Dorf selbst. Etwa zehn Personen haben den Rettungsschwimmschein. Wie etwa Sabrina Heuler und Anna-Lena Bunn, die mit einem knallorangen Notfallkoffer die Bank neben dem Becken bezogen haben. „Ich bin ja sowieso hier“, sagt Anna-Lena Bunn. Also wieso nicht gleich Aufsicht machen? Auch sie sind Kinder des Bads.

An diesem wolkenverhangenen Augusttag wird ihre Wachsamkeit nicht allzu sehr strapaziert. Etwa 100 Gäste sind da: viele Kinder, eine auswärtige Jugendgruppe, die bei Arnstein zeltet, und eine Handvoll jugendlicher Mädchen, die sich in eine Ecke verzogen haben, ihre Handys malträtieren und auf bräunende Sonnenstrahlen warten.
Bis zu 800 Besucher am Tag
An Hitzetagen aber knubbeln sich 800 bis 900 Besucher auf der Wiese. Für die Jungs ist dann kein Platz mehr zum Fußballspielen. Öftring schickt sie einfach auf den benachbarten Sportplatz. Im Schraudenbacher Bad geht es pragmatisch zu.
„Das hier ist tolle Jugendarbeit“, sagt Öftring mit Blick auf die Liegewiese. Denn die Eltern fahren mit dem Auto vor, lassen die Kinder herausspringen und kümmern sich um Besorgungen oder ähnliches. Denn sie wüssten ihren Nachwuchs in guter Obhut.
Attraktiv für Familien mit Kleinkindern

Gerade diese Übersichtlichkeit und im Vergleich zu großen Freibädern wohltuende Ruhe spricht sich herum: „Immer mehr Gäste kommen von auswärts, den umliegenden Gemeinden. Manche sogar aus Schweinfurt“, sagt Öftring. Gerade Familien mit Kleinkindern. Da passt es, dass nun auch das Sommersegel für das Baby-Planschbecken finanziert ist und bald montiert werden kann.
Sommerliche Informationszentrale
Und das Bad ist im Sommer der Treffpunkt und die Kommunikationszentrale des 750-Einwohner-Dorfes. Viele schauen auf einen Kaffee vorbei oder genießen ein Feierabendbier. Auch Angelika Jäcklein, die eigentlich eher im Sportheim engagiert ist, findet regelmäßig den Weg ins Bad. Wenn Not am Mann ist, springt sie ein: „Ich bin einer der Lückenfüller.“
Bürgermeisterin steht zum Defizit
Sie alle sorgen dafür, dass das Bad überhaupt tragbar ist; das Ehrenamt wird mit einer kleinen Entschädigung vergütet. Das Gesamtdefizit, das sich an die 100 000-Euro-Grenze herantastet, trägt die Gemeinde. Dort stellt das Bad heute niemand in Frage. Bürgermeisterin Baumgartl lobt den Einsatz der Schraudenbacher und hofft, dass der Betrieb auf diese Weise weiterlaufen kann. Öftring und seine Mannschaft sind bereits dabei, auch Jüngere Schwimmbadbegeisterte in die Verantwortung zu nehmen.
Parkproblem harrt noch der Lösung
Nur eine Sorge plagt die Schraudenbacher: Auf der benachbarten Kreisstraße wird oft zu schnell gefahren. In Stoßzeiten stehen dort auch noch parkende Autos, weil der Parkplatz recht klein ist. „Will man warten, bis etwas passiert?“, fragt ein besorgter Gast. „Nein“, sagt die Bürgermeisterin: „Wir suchen nach Lösungen.“