Es war einiges los am Freitagabend im Pusselsheimer Neubaugebiet. "An der Röthe" bewegten sich zahlreiche Spendentortenböden und Besucher in Richtung Nachbarschaftsfest. Es startete bei Familie Kerzinger und fand unter dem Motto "Ein Herz für Pusselsheim" statt. Das Besondere an diesem Event für den guten Zweck: Es sind Kinder und Jugendliche, die eine Spendenaktion gestartet haben, um 3500 Euro für einen "Defi" zusammenzubekommen, der wahrscheinlich an der Außenwand der Bürgerstube angebracht werden wird.
Ein AED, ein Automatisierter Externer Defibrillator, kann Leben retten. Das tragbare Gerät ermöglicht es auch Laien, Menschen mit Herz-Kreislauf-Stillstand durch Stromstöße zu retten. Schon im Vorfeld kamen einige Spenden zusammen: "Uns fehlen noch 1200 Euro", berichteten die jungen Spendenakquisiteure aus Donnersdorf und Pusselsheim stolz, die sich teilweise von der Schule kennen.
Kinder und Jugendliche steuerten Spielzeug bei
Ariane Leja, Anna Rudolph, Melissa Nusser und Sina Kerzinger, die Älteren, mischten alkoholfreie Cocktails, nebenan waren die jüngeren Brüder Jan-Leonid Leja, Hannes Kerzinger und Tim Nusser beim Kinderflohmarkt im Einsatz. Auf dem Tisch lagen allerhand Spielzeug, das teilweise selbst beigesteuert worden war, dazu kamen Kinderbücher, die sich im "Pferdedorf" Pusselsheim oft ums Thema Reiten drehen.
Ein Glücksrad mit Tombola war ebenfalls im Angebot, die dank zahlreicher Sachspenden ermöglicht worden war. Es gab Bratwürstchen, Eis, sowie eine Kaffee- und Kuchen-Bar und selbstgebastelte Holzdekos in der Garage. Mit Flyern wurden die Pusselsheimer auf die Aktion hingewiesen, viele Erwachsene hatten mitgeholfen.
Dass der Blick schon in jungen Jahren über den Tellerrand – oder die Smartphonekante – hinweggeht, das allein ist heutzutage nicht selbstverständlich. "An der Röthe" ging es zugleich um gelebte Dorfgemeinschaft, über Ortsgrenzen hinweg: Melissa Nusser ist Donnersdorferin.
"Am Anfang wollten wir nur unser Taschengeld aufbessern" berichteten die jungen Lebensretter und -Retterinnen in spe. 2018 gab es den ersten kleinen Straßenverkauf mit Miniflohmarkt, damals noch für Familie und Angehörige.
Spendenaktionen für Tierheim und Kindertafel
Im Jahr darauf wurde im Sommer bereits für das Tierheim Schwebheim gesammelt, im Winter dampfte der Glühwein für die Schweinfurter Kindertafel. Corona brachte den Sammlerinnen und Sammlern eine Zwangspause, bevor nun wieder ein "Charity Event" angesagt war, mit Hüpfburg des Volkacher Unternehmens b4emotion, das seine Veranstaltungstechnik sehr günstig zur Verfügung gestellt hat.
Der liebe Gott schien dem Anliegen ebenfalls gewogen zu sein, das Wetter hielt. Natürlich halfen Eltern und Sponsoren bei der Organisation des Fests fleißig mit: "Uns hat der Einsatz der Kinder schwer beeindruckt", hieß es.
Es gab einen konkreten Anlass für die Defi-Aktion. Im letzten Jahr ist im Nachbarort Grettstadt ein Fußballspieler jüngeren Alters zusammengebrochen, er hatte Glück und konnte durch Ersthelfer gerettet werden, zu denen zufällig auch Polizisten gezählt haben. In Grettstadt hängt ein AED gut erreichbar am Rathaus.
Pusselsheim ist in Sachen Defi unterversorgt. Auf dem Land, wo Rettungswägen meist einen längeren Anfahrtsweg haben. Innerhalb von drei bis fünf Minuten nach dem Kollaps ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, einen Menschen noch per Reanimation "zurückzuholen".
Auf den Tischen in Pusselsheim lagen Flyer aus, die für die "SOS EU ALP" warben. Dank der App lässt sich eine Notfalltaste aufs Handy herunterladen, die man im Fall der Fälle nur drücken muss, um die nächste Rettungsleitstelle zu erreichen und selbst zu erfahren, wo die nächsten AEDs hängen. Die jungen Menschenfreunde wollen nun noch eine Infoveranstaltung folgen lassen, für den richtigen Umgang mit "ihrem" Gerät.