Welche Kräuter und Früchte mögen die Menschen in Mamers, in Elek in Scarlino oder in Rodewisch zur Zubereitung ihrer Speisen besonders gerne? Nun, die Franzosen lieben besonders Rosmarin, Thymian und Lavendel, die Italiener Basilikum, Oregano und die Tomate, die Ungarn Paprika und Chili und die Deutschen Radieschen, Petersilie und Sellerie.
Warum diese Aufstellung? Weil alle diese Kräuter und Pflanzen jetzt in natura in Gerolzhofens Innenstadt zu sehen sind. Und jeder sie mitnehmen darf – in vernünftigem Maß natürlich, nur zum Naschen. Gerolzhofen ist wieder zur Naschstadt geworden, wie im vergangenen Jahr.
Diesmal allerdings mit richtigem Konzept und künstlerischer Gestaltung. Die Idee dazu stammt von Stadtgärtner André Ditterich. Zusammen mit einer Mitarbeiterin Claudia Sahlender hat er sie auch umgesetzt. Geholfen haben auch Gertrud Weule mit dem künstlerischen Design und Sebastian Restetzki, der Projektmanager für die Region Main-Steigerwald.
„Geo nascht“ befasst sich zunächst einmal mit den kulinarischen Vorlieben in den vier Partnerstädten. Jede hat einen eigenen Pflanztrog am Floriansbrunnen. Dort sind die Pflanzennamen auf kleinen Essbestecken aus holzartigem Recycling-Material vermerkt. Auf größeren Brettchen steht das einladende „Guten Appetit“ in den jeweiligen Landessprachen.
Interaktiv dank Bleistift
An vielen Trögen steckt auch ein Bleistift, mit dem die Passanten auf den freien Flächen der Bestecke ihr Wissen zu einem Kraut oder einer Frucht schreiben können, etwa wie es in der Landessprache heißt oder wie sie hierzulande im Volksmund genannt werden (zum Beispiel „Bätterli“ für Petersilie). Es geht also nicht nur ums Ernten und Mitnehmen, sondern auch um Interaktivität.
35 Kübel
Doch nicht nur die Partnerstädte und ihre Kräuter, auch essbare Pflanzen aus entfernten Kontinenten sind zu sehen. Zum Beispiel der Asien-Kübel mit Thai-Minze, Asia-Salaten oder Schnittknoblauch. Oder der amerikanische Beitrag mit Mais, Bohne, Inka-Gurke oder Süßkartoffel. Hier hat die Stadtgärtnerei nur alte Sorten angesät, die nicht mehr kommerziell angebaut werden.
„Wir zeigen nichts Hochgezüchtetes“, erklärt André Ditterich. Das Saatgut hat Ditterich von speziellen Samenhändlern oder selbst angezogen.
Die 35 Kübel für die Nasch-Stadt stehen am Floriansbrunnen, in der Marktstraße, am Marktplatz, an der Bürgermeister-Weigand-Straße bis zur Post und in der Spitalstraße. Dass die Gerolzhöfer und Gäste das Angebot über Gebühr ausnützen könnten, befürchtet der Stadtgärtner nicht. „Voriges Jahr ist mir kein einziger Fall begegnet. Ich war hundertprozentig zufrieden“, sagt er.
Und wie sieht es mit der Hygiene aus? Hunde oder Katzen hat Ditterich bisher noch nicht in den Pflanztrögen entdeckt. „Mit der Hygiene ist es nicht schlechter als im eigenen Garten.“
Einkorn und Johannisroggen
Und noch ein Thema hat der Gärtner aufgegriffen: Urgetreide. Verschiedene Sorten sind in dem Alleeteil zwischen Stadtwaage und Mühlsteinen in kleinen Parzellen mit einem Quadratmeter zu finden. Sie sind allesamt heute nicht mehr auf den Feldern der modernen Landwirtschaft zu sehen. Namen wie Johannisroggen, Einkorn, weißer Winteremmer oder blaukörniger Sommerweizen sind fast schon vergessen.
Mit dieser Aktion will der Stadtgärtner auch zeigen, dass es mehr als Geranien gibt, um das Stadtbild zu verschönern.
Außerplanmäßige Kosten entstehen durch die Aktion „Geo nascht“ nicht; die Ausgaben für das Saatgut kommen aus dem Etat des Stadtgärtners. Etwas mehr Aufwand als bei Zierpflanzen ist allerdings nötig. Zum Beispiel müssen Kräuter öfter mal gegossen werden.
Schließlich hat André Ditterich auch an die Ökologie gedacht. Alle Pflanzen wachsen in torffreier Erde. Torf mag er nicht mehr verwenden, weil das kein nachwachsender Rohstoff ist.
Im vergangenen Jahr war Kohlrabi der Renner bei den Nutzern. Heuer sind bereits die ersten Radieschen geerntet worden. Allerdings nur rote. In der Spitalstraße lugen zum Beispiel auch weiße aus der Erde. Aber die lassen die Leute lieber stecken. Weil sie sie nicht kennen, mutmaßt der Gärtner.