
Für einen Abend verwandelte das Nürnberger Jazztrio „Alligators of Swing” den gut besuchten Konzertsaal des Augustinums in den Cotton Club in New York, in dem während der Prohibition in den 20er und 30er Jahren berühmte amerikanische Jazzmusiker auftraten. Mit Stefan Scholz (Tenorsaxofon und Gesang), Christian Jung (Piano und Gesang) und Dieter Schreiber (Bass) hatte Kulturreferentin Erna Rauscher drei ausgezeichnete Musiker eingeladen, die mit ihrem Können und mit ihrer Spielfreude schnell für entspannte Stimmung und gute Laune sorgten. Und ein bisschen „Cotton Club“-Flair war auch dabei.
Mit dem Boogie „Hey Girl“ von Christian Jung stellt sich das Trio vor und schnell wird klar, dass mit Jung ein exzellenter Pianist am Steinway sitzt. Über den rollenden Bässen zaubert er melodiöse, am Blues orientierte Figuren, die von Trillern und Tremoli gefärbt sind. Auch in „Marihuana-Boogie“ oder in Ray Charles „Mess around“ verblüfft Jung mit seinem virtuosen Boogie-Spiel. Und in Swing-Nummern wie in „Alligator Meat“ punktet er in seinen Improvisationen mit perlenden Triolenketten und mit seinem musikalischen Einfallsreichtum.
Schwere und Intensität
Das Spiel von Stefan Scholz ist gekennzeichnet von seinem kraftvoll packenden Tenorsound, mit dem er den Blues-Titeln Schwere und Intensität verleiht. Aber auch als Sänger ist Scholz im Blues zu Hause: In Louis Jordans „Early in the Morning“ erzählt er von einem geplatzten Date: Die ganze Nacht hat ein Mann vergeblich auf Sie gewartet, nun hat er den Blues. Und Bassist Dieter Schreiber verstärkt diese Stimmung noch mit einem Solo in Moll. Auch im „Backdoor-Blues“ zeigt Schreiber seine solistischen Qualitäten, sonst sorgt er mit seinem Bass-Spiel für sicheren rhythmischen und harmonischen Zusammenhang.
Swing, Blues und Boogie wechseln einander ab, jeder Titel wird vom Publikum mit viel Applaus belohnt. Und das animiert wiederum die „Alligators“ zu noch mehr Power: Stefan Scholz' Saxofonton wird rauer, bluesiger, sein Gesang intensiver. In Dionne Warwicks „Heartbreaker“ beklagt sich eine Frau über ihren untreuen, geliebten Herzensbrecher, das Saxofon antwortet darauf mit virtuosen Läufen, das Piano mit rhythmischen Barrelhouse-Figuren.
Mit jedem Titel werden kleine Geschichten des Lebens erzählt: In „Scotchin' with the Soda“ vom Blueströster Scotch, in „Magic Carpet Riding“ heißt es: „Lass uns mit einem fliegenden Teppich die Welt erobern“. Und zum Schluss des Konzerts hat Saxofonist Stefan Scholz einen Wunschtraum in Töne gesetzt: „Set my Soul in Fire“. Derart beseelt und beschwingt trifft sich das Publikum nach dem stürmischen Schlussapplaus an der Augustinum-Bar zu einem Glas Prosecco und zu Erinnerungen. „Weißt du noch?“ Ein gelungener Abend.