Der Spaziergang am Main, zu dem Philipp Ahlborn seine stark erkältete Freundin Bianca animierte, sollte ihr Erleichterung bringen. Dass der 35-Jährige an diesem 21. Februar 2017 noch Leben retten würde, wusste er nicht. Am Mainufer Höhe Gunnar-Wester-Straße bemerkte er gegen 14.25 Uhr eine ältere Frau, die sich vollständig bekleidet ins Wasser begab. Trotz lauter Rufe machte sie nicht kehrt, beschleunigte ihren Gang in noch tieferes Hochwasser, das der Main an diesem Tag führte.
Als sie Richtung Flussmitte davontrieb, sprang der Polizeibeamte hinterher und zog die Frau wieder ans Ufer. Philipp Ahlborn ist Polizeibeamter. Die 76-Jährige rettete er in seiner Freizeit. Am Freitag zeichneten ihn seine Kollegen mit dem Goldenen Lebensretterherz aus. Seit 2009 vergibt die Personalvertretung diese Anerkennung.
Ahlborn ist seit 2002 Polizist. 2005 kam er zur Schweinfurter Polizei. Viele Kollegen seiner Dienstgruppe, der Personalvertretung, die örtlichen Vorgesetzten mit dem neuen Chef Martin Wilhelm an der Spitze und sogar Polizeipräsident Gerhard Kallert wohnten dem Zeremoniell im Lehrsaal der Inspektion bei. Im Januar 2009 hatten zwei Beamte der Polizei Aschaffenburg einen Mann aus dem Main gerettet.
Die Personalvertretung überlegte, wie man solche Rettungstaten von Polizeibeamten honorieren könnte und kreierte das Lebensretterherz, schilderte Vorsitzender Holger Zimmermann. Entscheidendes Kriterium ist, dass sich der Retter selbst einer Lebensgefahr aussetzt.
Anderen in Notlagen zu helfen sei eigentlich grundsätzliche Menschenpflicht, merkte Kallert an. Was aber Ahlborn getan habe, sei mehr als Zivilcourage und mehr als das, was „ich als Vorgesetzter verlangen kann“. Es zeige aber auch, dass in der polizeilichen Ausbildung die richtigen Weichen gestellt seien: Das Rettungsschwimmerabzeichen wird verlangt. Dann gehörte Ahlborn vor zahlreichen Medienvertretern die Bühne, die der bescheidene Polizeibeamte eher nicht so bevorzugt. Man habe ihn zur Preisübergabe sogar erst überreden müssen, verriet Zimmermann.
Dass die Strömung wegen des Hochwasser gefährlich gewesen sei, habe er erkannt, dennoch nicht gezögert: Jacke runter und in den Main gesprungen. Dass das Wasser an diesem Wintertag eiskalt war, habe er als „nicht so tragisch empfunden“. Es gelang ihm, die Lebensmüde zu greifen und an Land zu bringen. Den Preis werde er mit seiner Freundin teilen, die per Handy die Rettungsdienste gerufen hatte.
Später erfuhr der Lebensretter von den dankbaren Angehörigen, dass ihre Mutter zu diesem Zeitpunkt psychisch belastet war, es ihr aber wieder besser geht. Sie war damals stark unterkühlt, musste zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden. Anschließend erfolgte die Unterbringung in einem Bezirkskrankenhaus. „Dieser Dank, den Polizisten nicht so oft hören, hat mich gefreut“, sagte er bescheiden, begleitet vom Beifall der Kollegen. Ahlborn ist der 17. Träger der Auszeichnung, die seit 2009 zum dritten Mal nach Schweinfurt geht.