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SCHWEINFURT
Ein Berliner in Franken
Ein Aquarell von Wilhelm Kohlhoff mit dem Titel „Blick auf die Mainbrücke“.
Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2021 | Ein Aquarell von Wilhelm Kohlhoff mit dem Titel „Blick auf die Mainbrücke“.
Kirsten Mittelsteiner
Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 14.07.2021 02:15 Uhr

Der Berliner Maler Wilhelm Kohlhoff war zu Lebzeiten ein junger Shootingstar der Berliner Kunstszene, zudem war er persönlich und künstlerisch eng mit der Stadt Schweinfurt verbunden. Sein Todestag jährt sich in diesem Jahr zum 50. Mal.

1893 als Sohn eines Kaufmannes geboren, absolvierte er zunächst eine Lehre als Porzellanmaler an der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin, bevor er seine künstlerische Ausbildung unter Bruno Paul und Paul Kuhfuss abschloss. Trotzdem galt er vielen wegen seines fehlenden Akademiestudiums als Autodidakt. Auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1914 gab der Maler dann sein erfolgreiches Debüt und schloss sich der Berliner Secession an.

1919 erhielt er den großen preußischen Staatspreis für das „Selbstbildnis“ von 1918, welches von der National-Galerie in Berlin angekauft wurde. Zahlreiche große Namen der Kunstszene zählte Kohlhoff zu dieser Zeit bereits zu seinem Freundeskreis, nicht zuletzt Lovis Corinth und Max Liebermann. Mit dem Verkauf des bereits Mitte der 1920er Jahre entstandenen Gemäldes „Brücke in Spanien“ auf der Weltausstellung in Chicago 1933/34 gelang dem Secessionisten auch der internationale Durchbruch.

Privat musste Kohlhoff dagegen gleich mehrere Schicksalsschläge hinnehmen: In beiden Weltkriegen wurde er zum Dienst an der Front eingezogen. Seine Ehe mit der Malerin Katharina Fischeder ging in die Brüche. Und gleich zweimal musste er ein eigenes Kind zu Grabe tragen, zudem verlor er in den Kriegsjahren seine Mutter.

Auch seine künstlerische Karriere konnte in der Zeit des Nationalsozialismus nicht weiter florieren: Trotz einiger Aufträge im öffentlichen Raum wurden einige seiner Werke als „entartet“ diffamiert. Der Luftangriff auf Berlin zerstörte außerdem sein dortiges Atelier und damit auch den größten Teil seines Frühwerks.

Nach der Flucht aus russischer Kriegsgefangenschaft ließ er sich zunächst in Zell, dann in Hof an der Saale nieder, wo er dank zahlreicher Aufträge und der Unterstützung der Stadt seinen künstlerischen Weg fortsetzte. Seit Mitte der 1950er Jahre wird nun eine zunehmend engere Verbindung zu Schweinfurt sichtbar, zum einen in Form von Stadtansichten, zum anderen in Form von Porträts guter Freunde, wie etwa von Christian Siemens, oder aber seiner späteren zweiten Frau, der Schweinfurter Schneiderin Moy Fehn, die er 1970 endlich heiratete.

Im Jahr darauf verstarb Wilhelm Kohlhoff am 9. Juli nach längerer Krankheit in Schweinfurt. Nach seinem Tod begründeten seine Witwe Moy und ihre Schwester Elisabeth Siemens die Sammlung „Wilhelm Kohlhoff im Grünen Haus“ und pflegten über Jahrzehnte hinweg mit viel Engagement den umfangreichen Nachlass. Die beiden Damen hatten dafür eine geschichtsträchtige Immobilie ausgewählt: Das sogenannte „Grüne Haus“ befindet sich bis heute an den Wehranlagen in Schweinfurt direkt am Main und gehörte zum Komplex der Gademann?schen Farbenfabrik. Auch heute noch wird das „Grüne Haus“ von Familienmitgliedern der Familie Fehn genutzt, bewohnt und beherbergt einige Arbeiten des Künstlers in seinen Mauern.

Eine beachtliche Auswahl an Kohlhoff-Werken hat zudem in der Kunsthalle Schweinfurt einen sicheren Hafen gefunden. So eröffnet beispielsweise das Gemälde „Sitzender weiblicher Akt (Kathrin)“ von etwa 1920 in der Sektion „Frühes 20. Jahrhundert“ als anschaulicher Vertreter der Stilvielfalt neben Arbeiten von Leo Putz, Otto Modersohn oder Albert Birkle den Rundgang durch die Ständige Sammlung.

 
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