„Erinnerung an ein Ballerlebnis“ – na klar, dachte sich da ein junger Musiker: vor einem Jahr und neun Monaten machte uns Mario Götze zum Weltmeister – ein Ballerlebnis. Aber nein, so ein Ball war natürlich nicht gemeint, als die Üchtelhäuser Blasmusik zu ihrem traditionellen Osterkonzert einlud.
Es ging um Tango, Walzer, Polka, Rumba, Cha Cha Cha und noch andere flotte Tanzrhythmen. Und damit das Publikum gar nicht erst auf falsche Gedanken kam, wie beispielsweise den mit dem Fuß-Ball, wurden die Zuhörer gleich zum Auftakt eingeladen, mit den Musiker im Kanon den „Tanz-Cocktail“ zu singen.
„Ihr seid der Leuchtturm von Üchtelhausen“, lobte Bürgermeisterin Birgit Göbhardt die Kapelle und bedankte sich für das „fulminante Osterkonzert“.
Tatsächlich ist das Osterkonzert der Üchtelhäuser Blasmusik inzwischen ein Geheimtipp. Nicht nur die Musik, auch die witzige, charmante, lockere und dennoch informative Anmoderation der Musikstücke macht das Konzert zu einem Erlebnis der besonderen Art. Man kann sich außerdem darauf verlassen, dass die Musikanten sich etwas Außergewöhnliches einfallen lassen.
Heuer war es ein Teil-Striptease zu Joe Cockers Song „You can leave your hat on“, der das Publikum in Begeisterung versetzte. „Allein das Ausziehen eines Handschuhs kann schon zu einem erotischen Feuerwerk werden“, kündigte die Moderatorin an. Die Flötistin zündete dieses Feuerwerk dann aber mit ihrem Strumpf.
Von der Rumba, die Melancholie und Leidenschaft verbindet, über den Galopp, einen lebhaften Volkstanz im Zweiviertel-Takt bis hin zum Bolero von Maurice Ravel – schon nach den ersten Stücken hatten die Musiker das Publikum auf ihre Seite gebracht. Spätestens aber bei der Samba fingen sogar die Kulissen auf der Bühne an mit zu schwingen.
Die düstere, depressive Stimmung eines Dimitri Schostakowitsch brachte die Kapelle ebenso perfekt zum Miterleben wie die Erotik eines Holzschuhs beim Walzer aus Albert Lortzings Oper „Zar und Zimmermann“. Und was ist der „vertikale Ausdruck einer horizontalen Begierde, legitimiert durch Musik?“ Der Tango natürlich, der die Musiker veranlasste zu verraten, dass auch ihre Bürgermeisterin gerne tanzt. Die gab das unumwunden zu, „glücklicherweise habe ich auch einen Mann, der gerne tanzt, aber mit einer Rose im Mund hat er mich noch nie aufgefordert“, witzelte sie.
Polizist, Indianer, Bauarbeiter, Rocker, Cowboy und Soldat, kurz die Üchtelhäuser Village People heizten dem Publikum am Schluss mit ihrem größten Hit „Y.M.C.A.“ noch einmal richtig ein.
Vorsitzender Harald Hauber und Dirigent Helmut Walter haben es gemeinsam mit den Musikern wieder geschafft, ihren Besuchern einen traumhaften Konzertabend zu bereiten. Und so wundert es nicht, dass die Zugaben dann auch mit dem „Träumerei-Walzer“ begannen.