Fünf lange Jahre hat es gedauert, bis „Wofür schlägt Dein Herz“ fertig war. Für den Schweinfurter Singer/Songwriter Matze Rossi ist das fast schon eine biblische Zeitspanne, seit seinem letzten Studioalbum „Ich fange Feuer“. In der Zwischenzeit ist allerdings jede Menge passiert: er hat ein Unplugged-Live-Album veröffentlicht, englischsprachige Songs und Lieder für Kinder geschrieben, mit elektronischer Musik experimentiert und Matze Rossi hat natürlich jede Menge Konzerte gespielt. Vor Corona.
„Wofür schlägt Dein Herz“ ist das Dokument eines neuen Lebensabschnittes, erzählt Matze. In den Texten stecken Themen, die ihn die letzten fünf Jahre begleitet haben. Zum Beispiel die Entscheidung, die Stadt hinter sich zu lassen und aufs Land zu ziehen. Oder die Momente zu genießen, wenn er nach unzähligen Konzerten nach Hause kommt, mit den Hunden spazieren zu gehen und keinen Menschen zu sehen.
Das alles verpackt in einen Sound, den man von Matze Rossi so noch nicht kennt. „Bei diesem Album habe ich sehr lange an den Liedern gearbeitet. Bei jedem einzelnen Stück habe ich eine Vision verfolgt, was Soundästhetik, Instrumentierung und Arrangements betrifft. Deshalb klingen die Songs einfach anders“, sagt Matze.
Das Klavier hat eine zentrale Rolle gespielt, Rossi hat aber auch Streicher und Bläser in den Sound eingebaut, die dem Klang eine besondere Tiefe geben. Außerdem kam ein Mellotron zum Einsatz, ein elektromechanisches Tasteninstrument wie es zum Beispiel bei den Beatles oft eingesetzt wurde. Oder eine Pedal-Steel-Gitarre, ein in den Dreißigern in den Vereinigten Staaten entwickeltes elektrisches Zupfinstrument.
Ursprünglich wollte Matze Rossi seine neue Platte Ende 2019/Anfang 2020 aufnehmen und herausbringen. Dann kam aber Corona und machte allen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Den Studio- und Releasetermin musste er zweimal verschieben, bis es endlich geklappt hat. Letztendlich hat sich Rossi zwischen den beiden Lockdowns im Frühjahr und im Herbst mit Bassist Martin Stumpf und Schlagzeuger Uwe Breunig in der ländlichen Idylle des Audiolodge Studios in Gaibach getroffen.
Fünf Tage lang haben die drei die zwölf neuen Songs zusammen mit Studio-Engineer und Co-Produzent Sven Peks aufgenommen. „Ich wollte auf jeden Fall weg von diesem gängigen Deutschpop-Sound, der sehr komprimiert ist. Die Gitarren klingen immer gleich, alle Instrumente werden sehr weit nach vorne gemischt“, erklärt Rossi. Er wollte genau das Gegenteil. Einen sehr tiefen Sound, der den Raum ausfüllt. Wie eben in unzähligen amerikanischen Produktionen. Klassiker wie von Tom Waits oder moderne Platten von The Lumineers oder Calexico. Musik, die auf analoge Instrumente setzt, die gerne auch ein bisschen verwaschen und schmutzig klingen dürfen.
Bei der Umsetzung im Studio hatte Matze Rossi viele Helfer, die alle einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zum neuen Album geleistet haben. So ist beispielsweise die Stimme seiner Frau Miriam Ulrich zu hören, oder auch sein Kumpel Tilman Gottfried Zick aka Tigeryouth. Die sehr präsente Pedal-Steel-Gitarre spielt Boti Ikvai-Szabó (Blue Man Group, The Ruffcats), das Mastering hat Christian Bethge (Messer, Euternase) übernommen.
Die Basics haben Matze, Martin und Uwe größtenteils live eingespielt, nur ein paar Gitarrenspuren und der Gesang wurden nachträglich noch in Matzes Scheunenstudio ergänzt. Und einige Geräusche, die den Songs ein besonderes Flair verleihen. „Bei der ersten Single „Du weißt immer, wie spät es ist“ zum Beispiel, hört man viele Vögel zwitschern. Das ist ein „Liebeslied für unsere beiden Hunde“, erzählt Matze. „Die Soundkulisse habe ich tatsächlich bei einem Spaziergang mit meinem Handy aufgenommen.“
Noch vor dem Album hat Matze Rossi digital den Song „Milliarden“ veröffentlicht. Ein Song über Flüchtlinge, Klimawandel und rechte Hetzer, von dem Matze sagt, er wäre einer der wichtigsten Songs, den er je geschrieben hat. Aufs Album direkt hat es der Song nicht geschafft, aber durch die Hintertür kommt „Milliarden“ trotzdem an Bord. Denn der Song wird Teil einer besonderen Special Edition des Albums sein. Diese Special Edition hat dann alle Titel des Albums in der regulären Bandversion, auf einer zweiten Vinylscheibe gibt es sie als Akustik-Lagerfeuer-Version, ein Songbook und eben den Song „Milliarden“ als Vinylsingle.