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SCHWEINFURT/SENNFELD
Eigentümer und Pächter des Eastside im Clinch
Aus dem 1997 geschlossenen „Eastside“ machten Jürgen (Josch) und Klaus Seyfert die Diskothek „s'Wohnzimmer“. Als die Brüder sich 2004 neu orientierten, verpachteten sie die Kult-Adresse am Sennfelder Bahnhof an das Trio der Blue Basement Entertainment Group Schweinfurt, das daraus wieder ein ...
Von unserem Redaktionsmitglied hannes Helferich
 |  aktualisiert: 05.03.2009 18:09 Uhr

Schon mehrfach haben die Seyferts, die derzeit ein Hüttendorf in Österreich betreiben, ihren Pächtern wegen rückständiger Pachtzahlungen und Formfehlern im Vertrag gekündigt. Obwohl die Miete wieder regelmäßig eingeht, spricht Klaus Seyfert doch von einem in den fünf Jahren „nicht funktionierenden Pachtverhältnis“. Von einem Pächter mit Zahlungsproblemen erwarte er, dass „der sich wenigstens meldet und sagt, das Geld kommt zwei Monate später“, kritisiert Seyfert.

Es geht in diesem komplizierten Streit freilich längst um mehr als um Pachthöhe oder Ablösesummen, zumal Tobias Wahler, Christian Metz und Frank Zitzmann ihrerseits gegen die Vermieter juristisch vorgehen. Die Blue Basement Entertainment Group, die weitere Diskotheken und die Saya-Lounge in Schweinfurt betreibt, will wegen Mängeln am Gebäude eine Mietminderung durchsetzen. Sie fordert weiter die Nachzahlung einer Miete (25 000 Euro) für Räume im Obergeschoss, die Josch Seyfert für seine damalige Marketing-Firma AIO lange genutzt hat.

Drei Verfahren vor Gericht

Diese beiden Verfahren sind noch anhängig, eine dritte Klage wurde jetzt verhandelt. Wegen der Kündigung hatte Blue Basement auf Feststellung des Pachtverhältnisses geklagt. Der Rauswurf zum 1. Oktober 2008 wurde nun aber vom Landgericht rückwirkend für rechtswirksam erklärt. Das heißt: Blue Basement müsste das Eastside sofort verlassen, wird das aber nicht tun, weil Wahler und Co. die nächste Instanz anrufen, das Oberlandsgericht Bamberg. In den vom Gericht auferlegten sauren Apfel – eine Sicherheitsleistung von 85 000 Euro – wird das Trio in der Hoffnung beißen, dass das OLG in etwa sechs Monaten in seinem Sinne urteilt. Der Vorsitzende Richter am Landgericht hatte es mit einer gütlichen Einigung versucht. Seine Schlichtungsvorschläge: Die Pächter verlassen das Eastside zum 1. Oktober 2009, die Seyferts zahlen für Umbauten eine Ablösesumme. Oder: Wahler & Co. kaufen die Diskothek – zum Preis von 1,2 Millionen Euro. Die Vermieter signalisierten für beide Vorschläge ein Ja. Die Group lehnte aber ab. Das Gericht sprach deshalb ein Urteil und bestätigte, dass der Vertrag nicht den gesetzlichen Bestimmungen gemäß schriftlich vorliegt.

1,2 Millionen oder 500 000?

Ein Verkaufsangebot der Vermieter in Höhe von 1,2 Millionen Euro lag gleichwohl schon früher auf dem Tisch. Die Blue Basement Entertainment Group war aber nur bereit, um die 500 000 Euro zu zahlen. Sie stützt sich dabei auf ein vor dem Umbau erstelltes Gutachten. Unter anderem sei eine Lüftungsanlage für 75 000 Euro eingebaut, die Elektrik erneuert und in Leitungen investiert worden. Für Sanierung und Ablösen habe man rund 600 000 Euro eingebracht, rechnet Wahler vor. Das Gebäude sei eine „Bruchbude“ gewesen, „wir haben die Diskothek zu dem gemacht, was sie jetzt ist, wir zahlen unsere Investition aber nicht doppelt“, sagt Wahler.

Eine andere Rechnung macht die Gegenseite auf, die sich ihrerseits auf ein Gutachten stützt, das laut Seyfert als rechnerischen Wert fürs Eastside sogar 1,8 Millionen Euro nennt. Beinhaltet seien darin auch die Umsatzzahlen, die auf 1,5 Millionen Euro jährlich taxiert sind. „Wir hatten im letzten Geschäftsjahr auch noch eine Million Umsatz gemacht“, sagt Klaus Seyfert dazu.

Man habe Blue Basement außerdem die Außen-Events wie „Samba de Röthlein“ überlassen und statt der eigentlich realistischen Monatspacht von 12 000 nur 8000 Euro verlangt, „weil die es ja kaufen wollten“. Aus diesem Grund habe man auch zugeschaut, als „die damals alles rausgerissen haben“. Die angeblichen Mängel am Haus nennt Seyfert „herbeigezaubert“.

„Falsche Zahlen im Gutachten“

Wahler dagegen meint, dass im Seyfert-Gutachten „falsche Zahlen drin sind“. Er appelliert an „die Vernunft der Gegenseite, dass es doch noch zu einer gütlichen Einigung kommt“. Für seine Group sei das East „ein ganz wichtiger Baustein“ und die Existenz für 20 Angestellte und bis zu 150 Aushilfen. „Wir kämpfen weiter um ,unser' Eastside“, das weiterhin geöffnet hat. Wahler bestätigt, Alternativen zu prüfen. Es gebe erste Kontakte zu Objekten in Oberndorf und am Hainig, wo ja beispielsweise die Rockfabrik leersteht. Wenn die Group wider Erwarten ihr „liebgewonnenes East“ dennoch verlassen müsste, „werden wir Schweinfurt und unseren treuen Stammgästen weiterhin erhalten bleiben“, sagt Wahler.

Klaus Seyfert wiederholt, seine Seite habe „vernünftige Angebote gemacht“. Dass Wahler und Co. die Vermieter jetzt in der Öffentlichkeit so hinstellten, „als ob wir die Bösen sind, das ist nicht nachvollziehbar“. Seyfert bestätigt, dass es sowohl mehrere Pacht- wie Kauf-Interessenten für das East gebe, die sogar bereit seien, mehr als die 1,2 Millionen Euro zu zahlen.

 
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