Weil er seine Frau aus Eifersucht versucht hat zu erstechen, wird gegen einen 58 Jahre alten Mann vor der Großen Strafkammer wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung verhandelt. Er soll seine jetzt von ihm geschiedene Ehefrau jahrelang misshandelt und geschlagen haben. Eine Woche vor dem Angriff am frühen Nachmittag des 21. Juni 2016 an einer Bushaltestelle im Schweinfurter Stadtteil Bergl schmiss sie ihn aus der Wohnung und erwirkte ein Kontaktverbot. Das missachtete er mehrfach und lauerte der 45-Jährigen schließlich auf.
Mit 18 Messerstichen mit einem Klappmesser in Brust, Bauch und Rücken verletzte er sie schwer, ein Stich war nur gut zwei Zentimeter vom Herz entfernt. Wäre sie nicht so schnell ärztlich versorgt worden, wäre sie an den Verletzungen gestorben. Passanten, die den Angriff beobachtet hatten, verfolgten den Angeklagten, überwältigten ihn und übergaben ihn später der Polizei.
Weitschweifige Ausführungen
Der seit der Tat in Untersuchungshaft sitzende gebürtige Kosovo-Albaner machte weitschweifige Ausführungen, gleichwohl brauchte es mehrfache, deutliche Ermahnungen des Schwurgerichts und eine Pause, bis er die Attacke zugab. Bei der polizeilichen Vernehmung hatte er die Vorwürfe eingeräumt, vor Gericht wollte er sich zunächst nicht konkret an die Tat selbst erinnern. Erst nach gut zweistündiger Vernehmung gestand er ein: „Ich bin schuldig und fühle mich auch so.“
Dass er seine Frau während der Ehe geschlagen haben soll, bestritt der 58-Jährige gelernte landwirtschaftliche Automechaniker vehement. Die Blutergüsse am Körper der Frau, die auf vom Anwalt des Opfers gezeigten Fotos zu sehen sind, konnte er nicht erklären. Er habe am Tattag nur mit ihr reden wollen, ihr nicht aufgelauert, sondern sie zufällig an der Bushaltestelle getroffen. Quintessenz seiner Ausführungen: „Ich wollte, dass alles gut wird und das Schlechte kam in wenigen Sekunden.“
Vor Jugoslawien-Krieg geflohen
Das Opfer ist die zweite Ehefrau des Angeklagte, der aus erster Ehe fünf Kinder hat. 1992 kam er mit ihr während des Krieges auf dem Balkan nach Deutschland, sie beantragten Asyl, was auch gewährt wurde. Der Angeklagte ließ durchblicken, er habe seine Frau aus schwierigen Verhältnissen befreit, behauptete, sie nie geschlagen zu haben. Schon im Kosovo, später in der Schweiz und dann in Deutschland lebte er von verschiedenen Jobs, eine dauerhafte Arbeit hatte er aber nie.
Das Opfer schilderte sichtlich mitgenommen den Tathergang detailliert, sie ist in psychologischer Behandlung und lag nach der Tat einen Monat im Krankenhaus. „Ich hatte und habe Angst vor ihm“, erklärte sie. An das Kontaktverbot habe er sich nicht gehalten, sei selbst an der Wohnung aufgetaucht oder habe Verwandte und Bekannte geschickt. Als sie ihn am 21. Juni an der Bushaltestelle gesehen hatte, nahm sie einen anderen Heimweg, um ihm aus dem Weg zu gehen. Er habe sie aber bedrängt und bedroht, es sei alles sehr schnell gegangen, sie habe keine Chance gehabt sich zu wehren.
Der Prozess wird nächste Woche mit weiteren Zeugenvernehmungen fortgesetzt.