Seit 20 Jahren hat Dingolshausen mit der Orgel in der Pfarrkirche Sankt Laurentius ein nicht nur schönes, sondern auch gutes Instrument. Im Dezember 2002 hatte der Würzburger Weihbischof Helmut Bauer die Eichfelder-Orgel aus Bamberg geweiht. Doch es geht nicht nur darum, ein solch prachtvolles Instrument zu haben. Es braucht vor Ort auch Menschen, die Freude daran haben, eine solche "Königin der Instrumente", als welche Orgeln gerne bezeichnet werden, zu spielen.
Anlässlich des kleinen Jubiläums der Dingolshäuser Orgel berichten Organisten, die in der Gemeinde teilweise schon seit Jahrzehnten Orgel spielen, von ihren Erfahrungen. Die Dingolshäuser Organistin Birgit Meier drückt aus, was es bedeutet, wenn man gerne Orgel spielt: "Ich freue mich, dass ich unsere Gemeindemitglieder über all die vielen Jahre in Freud und Leid beim Gemeindegesang begleiten durfte und immer wieder deren Wertschätzung erfahren habe." Ihr persönlich ist es eigenen Angaben nach ein Anliegen, mit dem Orgelspiel der Ehre Gottes und der Sache Jesu zu dienen. "Über die Dauer von 44 Jahren gelingt das nur, wenn man selbst und auch die Familie immer wieder zurücksteht und diesem Dienst den Vorrang gibt", sagt Meier.
Spezielle Lieder mit Lokalbezug
Besonders gerne spiele sie die "Dingolshäuser Lieder", also Stücke, die einen besonderen Bezug zu ihrem Heimatort haben. Zum Patronatsfest der Kirche Sankt Laurentius beispielsweise spielt sie auf der Orgel "Die Ähren reif zum Mähen" nach der Melodie "Ein Haus voll Glorie schauet". Und an Weihnachten steht das Lied vom ehemaligen Lehrer Hans Steigner geschriebene Lied "Auf Bethlehem nieder sank leise die Nacht" auf dem Programm.
Regionalkantor Reiner Abele drückte in einem Bericht im Sonntagsblatt der Diözese Würzburg vor einiger Zeit aus, was er über die jetzige Orgel denkt. Er bezeichnete das Instrument als "eine Symbiose von Tradition und Zukunft". Nochmals bei ihm nachgefragt, was ihn an der Eichfelder-Orgel konkret so begeistert, lautet seine Antwort: "Das Instrument ist von handwerklicher Solidität, besticht durch klangliche Differenziertheit und Ausgewogenheit und weist gestalterisch ein hohes Maß an Innovation auf."
Instrument mit einem besonderen Reiz
Marco Wolf aus Falkenstein, der schon oft an der Eichfelder-Orgel gespielt hat und leidenschaftlicher Musiker ist, drückt seine Gedanken zum Instrument wie folgt aus: "Die Orgel ist für mich ein ganzes Orchester. Die vielen Klangfarben, die sich kombinieren lassen, faszinieren mich." So individuell, wie jedes Orchester ist, so individuell sei jede Orgel. "Für mich ist es immer wieder eine Freude bei jedem Instrument den jeweils eigenen Charakter zu entdecken", sagt der Musiker, der auch Dirigent der Heimatkapelle Michelau ist. "Die Dingolshäuser Orgel hat einen ganz besonderen Reiz, Thomas Eichfelder hat hier ein tolles Werk geschaffen."
"Das Klangbild ist sehr elegant und glanzvoll, weiß aber auch mystische Bilder zu erzeugen. In der Literaturauswahl sind von Barock bis in die Moderne beinahe keine Grenzen gesetzt", macht Wolf deutlich. Zudem sei "die direkte und leichte Ansprache sehr gelungen, das Spielgefühl ist damit leichtgängig und quirlig", meint Wolf, der seit dem Jahr 1995 Orgel spielt.
Schlechtes Image der Kirche färbt ab
Auf die Frage, ob es Nachwuchs bei den Organisten gibt, erzählt Wolf: "So wie die Kirche generell in der Gesellschaft sehr kritisch betrachtet wird, so steht es leider auch um die Orgel." So empfinde er zumindest die Reaktionen vieler Mitmenschen, wenn er diesen erzählt, dass er Orgel spielt, berichtet Wolf.
Monika Rößner aus Traustadt, die ebenfalls schon oft an der Dingolshäuser Orgel aktiv war, erzählt auf Anfrage etwas von "ihrer Orgel": "Unsere Orgel in Traustadt ist nun schon 115 Jahre alt, aber klanglich genial, auf ihr lässt sich alles spielen, sogar Pop- und Rocklieder." In Traustadt gebe es aktuell keinen Organisten-Nachwuchs. Es würde dort aber jeder junge oder auch älterer Mensch beim Lernen des Orgelspiels unterstützt, durch Unterricht vor Ort, aber auch durch Verknüpfungen zu überörtlichen Organisten, berichtet die Organistin.
Wunderschöne Melodien erfreuen die Besucher
Wenn die Gottesdienstbesucher anhand von Texten, Predigten und natürlich Liedern sagen könnten, es habe für sie viel gebracht, dann sei sie glücklich, sagt Rößner. "Hier hat der Organist die Möglichkeit, mit einfach wunderschönen Melodien die Besucher zu erfreuen", drückt sie ihre auch nach 35 Jahren noch vorhandene Freude an dem kirchlichen Musikinstrument aus.
Kathrin Wehner, die ebenfalls aus Traustadt kommt, übernimmt gerne Orgeldienste. "Den Organisten-Dienst zu übernehmen, bedeutet für mich jedes Mal eine kleine Auszeit vom Alltag", sagt sie. "Man betritt die Kirche, holt den Liedplan und lässt in diesem Moment alles andere zurück. Gerade mit unseren drei kleinen Kindern und immer Wallung daheim, ist das Orgelspielen wie eine Insel der Ruhe und Entspannung", schildert sie. Sehr gerne spielt sie "Erde singe" oder auch "Erfreue dich Himmel" aus dem Gotteslob. Die Traustädterin spielt schon seit 28 Jahren Orgel.
Mit 16 Jahren erstmals an der Orgel
Renate Kemmer, seit 33 Jahren Organistin in Michelau, freut sich immer, wenn sie "dieses wunderbare Instrument" in Dingolshausen spielen darf. Mit Irmgard Roth gibt es in Michelau eine weitere Organistin. Sie ist auch nach über sechs Jahrzehnten noch Organistin aus Leidenschaft. Das "Orgelspielen begeistert mich auch heute noch", sagt die Frau, die das Orgelspiel mit 16 Jahren erst bei einem Orgellehrer lernte und die Fertigkeit dann selbst weiterentwickelte.
Für den Orgelbaumeister Thomas Eichfelder und seine Frau Monika, die als Orgelbauerin war für die Intonation der Dingolshäuser Orgel zuständig war, war es seinerzeit "eine wunderbare, schöne und herausfordernde Aufgabe", zusammen mit ihrem Team das Instrument für die Kirche Sankt Laurentius zu bauen. Sie hatten damals, wie sie sich erinnern, extra ein Modell angefertigt und es den Verantwortlichen im Rathaus vorgestellt. Über den Auftrag hatten sie sich eigenen Worten nach sehr gefreut. Später, im Jahr 2004, erhielten sie für das Projekt den oberfränkischen Handwerkspreis.
Musik als Geschenk Gottes
Das kunstvolle Gestänge an der Orgel stammt übrigens vom Metallbaubetrieb Dotterweich in Dingolshausen.
Der langjährige Organist aus Hundelshausen, Emil Jäger, drückte in einem Interview aus, was ihm Musik bedeutet: "Musik ist ein Geschenk Gottes! Musik kennt keine Grenzen, und Noten sind auf der ganzen Welt die gleichen." Der Klang des Dingolshäuser Instruments konnte schon bei vielen Konzerten mit namhaften Organisten – darunter der ehemalige Würzburger Domorganist Paul Damjakob – gehört werden.