Die Zahl Sieben machte am Wochenende Vasbühl alle Ehre: Der Wernecker Gemeindeteil feierte nicht nur sein 700-jähriges Bestehen. Zum ersten Mal richtete der Ort das Fest der Siebener, der Feldgeschworenen, in der Gruppe Schweinfurt-West aus. Dabei trafen sich die etwa 200 „ehrenwerten Männer“, um sich bei bestem Feierwetter vor allem Dank für ihr Ehrenamt sagen zu lassen.
Mit frisch gebundener Siebenerkrone, begleitet von sieben Ehrendamen und im Tritt der Vasbühler Musikkapelle, zogen die Feldgeschworenen am Samstagmorgen zum Gottesdienst in die St. Jakobus-Kirche. Dass die Zahl Sieben für Ganzheit, Fülle und Vollkommenheit steht, erläuterte ihnen Pater Thomas Pullattu. Der Siebener-Leitspruch „Tue recht, fürchte Gott, scheue niemand“ zeige nicht nur den Feldgeschworenen, dass der Mensch nichts fürchten müsse, wenn er recht handle.
Gleich neun neue Feldgeschworene vereidigte Landrat Florian Töpper im Gottesdienst: Fabian Bauer (Vasbühl), Georg Keller (Eßleben), Reinhold Kömm (Wülfershausen), Lukas Meyer (Werneck), Markus Meyer (Werneck), Helmut Pfister (Sömmersdorf), Lukas Raab (Rütschenhausen), Adrian Reuß (Werneck) und Günther Saam (Eßleben).
Kleine Blumensträußchen hatten Vasbühler Frauen als Willkommensgruß gebunden, um sie beim anschließenden Festzug durchs Dorf den Männern und den vielen Ehrengästen zu reichen. Im Festzelt am Feuerwehrhaus war dann im Wesentlichen Dank und Lob für die Siebener angesagt, aber auch manche Ermahnung an Landwirte und andere Landbewohner, sich die Siebener zum Vorbild zu nehmen und mehr Gemeinsamkeit zu üben.
Als „Lexikon der Flur“ und als „Stück bayerischer Kultur“ bezeichnete Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl die Siebener. Sie seien eine Konstante bis zur heutigen Zeit, in der Vermessung mit technischen Instrumenten erfolge und die Daten digital verwaltet würden. Denn die Grenzsteine müssten immer noch von Hand gesetzt werden, was die Siebener als Helfer der Behörde zuverlässig und kostengünstig erledigten.
Das Ehrenamt, das seit 2016 auch immaterielles Weltkulturerbe ist, sei unverzichtbar, unterstrich Landrat Florian Töpper. Erwachsen sei es aus der Natur des Menschen, der Grenzen brauche, aber nicht immer bereit sei, diese zu achten. Das bedeute, dass das Amt heute nicht immer bequem sei, dass aber die Siebener oft unbürokratisch Streit schlichten könnten.
Gemeinsam mit Bezirksobmann Alfred Schäfer und Gerhard Hartmann, Leiter des Schweinfurter Vermessungsamtes, ehrte Töpper drei verdiente Feldgeschworene: für 50 Jahre Erwin Kestler aus Theilheim, für 40 Jahre Lorenz Seemann aus Stettbach und für 25 Jahre Robert Drescher aus Zeuzleben.
Respekt zollte den traditionsbewussten Siebenern Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber, die „auch in Zeiten von Google Maps und digitaler Flurkarte“ eine feste Institution im ländlichen Raum seien. Für diesen organisiere die Politik Fördermittel, damit er lebendig bleibe. Als ein Modell für die Welt von heute bezeichnete Landtagsabgeordnete Kathi Petersen das Ehrenamt, das beispielhaft zeige, dass nicht Rechthaberei, sondern Rechtschaffenheit gelten müsse.
Die Technik ersetze nicht das Siebeneramt, betonte Vermessungsamtsleiter Hartmann. Auch wenn künftig eine dreidimensionale Katastervermessung erfolge, brauche es Männer, die die Menschen am Ort kennen und als Persönlichkeit vermitteln könnten.
Ins Gewissen redete Manfred Stadler vom Amt für Ländliche Entwicklung Würzburg den Landwirten und der Bevölkerung auf dem Land. Ein höheres Bewusstsein für ein besseres Miteinander sei bei Dorferneuerung und Flurneuordnung gerade in der hiesigen Region nötig. Der Wunsch des Einzelnen müsse in Einklang sein mit der Gemeinschaft.
Nicht für sieben, aber für die drei Elemente Boden, Wasser und Luft seien die Landwirte verantwortlich, sagte Herbert Lang, Leiter des Landwirtschaftsamtes. Man arbeite gemeinsam daran, deren Qualität zu verbessern, und habe Erfolge erzielt. Er warne aber davor, konventionelle und ökologische Wirtschaftsweisen gegeneinander aufzurechnen.
Für den Bauernverband dankte stellvertretender Kreisobmann Matthias Schmittfull den Siebenern und meinte, einmal im Jahr dürften sie ihr Amt auch mal richtig feiern.